Samstag, 29. Januar 2011

Gedanken zur Lüge ...


Die Reizüberflutung spült das Menschliche fort. Das Haben wollen hat das Sein verdrängt, die Egomanie wächst wie eine Kletterpflanze und überwuchert den Keim eines Bewusstseins, das sich Werten verbunden fühlt. Lügen sind das Mittel der Wahl, um die eigenen Ziele zu verfolgen. Es wird viel gelogen und es ist schwer die Lügen von der Wahrheit zu trennen. Ich kann sie nicht mehr unterscheiden. Sie sagen ich und meinen sich, in einer erschreckenden Ausschließlichkeit, ohne sich wirklich auf den Anderen zu beziehen. Das Wir ist nur eine Ausweitung dieses Ichs, ein Mittel zum Zweck der Selbstbefriedigung.

Es wird scheitern, dieses Deutschland. Die Krise ist die Folge eines schleichenden Prozesses, der schon vor langer Zeit seine Entwicklung begonnen hat. Wir haben vergessen wer wir sind. Das Fernsehen hat es uns ausgetrieben, das Internet hat uns verschlungen mit der Überfülle nutzloser Informationen. Alles ist zuviel geworden. Es wird weniger werden, der Prozess des Ausgleichens ist angelaufen und lässt sich nicht mehr stoppen.

Ich spüre die Angst, wenn ich raus gehe. Ich spüre sie im Bus, auf der Strasse, im Büro, beim Einkaufen im Supermarkt. Sie tritt mir in Gestalt einer Lähmung gegenüber, in unsicherem Handeln, in der Zurückhaltung vor Investitionen, die nicht unmittelbar notwendig sind. Keiner weiß wohin und alle streben im beschleunigten Rhythmus ohne zu wissen wonach. Das Leben ein Rausch, voll gepumpt mit Reizwirkung.

Der Einzelne, ein winziger Auswuchs der Masse gieriger Sucher, die blind sind für das, was sie bereits haben, die die langweiligen Augenblicke mit Widerwillen ertragen, sie schnell vertreiben oder gar nicht erst entstehen lassen wollen, weil wir uns dann mit uns selbst konfrontiert sehen könnten. Und was sehen wir dann?


Übertreibe ich, dramatisiere ich? Bin ich ein Gott verdammter Moralist, ich, die ich nicht einmal das Recht dazu habe? Wo bleibt mein Humor, der meine Ernsthaftigkeit aufzuhellen vermag. Das Leben ist absurd, ich habe nie etwas anderes geglaubt. Die Wippe zwischen Wunsch und Realität ist nie in der Balance. Das Leben ist eine Kippfigur.

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