Dienstag, 4. Januar 2022

Mitgefühl und Grenzen

 



Es ist wichtig und gut, durchlässig zu sein, sonst kann ich kein Mitgefühl entwickeln. 
Es ist wichtig und gut, sich abzugrenzen, sonst spült mich mein Mitgefühl weg.
 
Grenzen zu ziehen fällt mitfühlenden Menschen schwer. Sie sind so empfänglich für die Gefühle, Bedürfnisse und Nöte anderer, dass sie sich dabei selbst vergessen oder an zweite Stelle setzen. Mitfühlend zu sein bedeutet nicht alle Grenzen abzubauen. Mitgefühl bedeutet auch nicht, dass wir es immer allen recht machen, ihnen alles geben, was sie wollen und alles zulassen was sie tun, auch wenn es unheilsam ist, für sie selbst und für uns. Es bedeutet auch nicht immer lieb und nett zu sein. Damit machen wir uns zu Idioten.
Mitgefühl bedeutet auch mitfühlend mit uns selbst zu sein.
Grenzen ziehen hat etwas mitfühlendes mit uns selbst. 
 
Vernünftige Grenzen ziehen macht gesunden Dialog und gesunde Beziehungen überhaupt erst möglich. Zu wissen wo ich aufhöre und wo der andere anfängt, schafft Klarheit und Augenhöhe. Grenzen ziehen heißt - mich selbst behüten, sich hüten vor einer Vermengung des anderen mit mir selbst und das hat nichts mit dem Ego zu tun, das alles so haben will, wie es es für sich haben will. Ohne selbstmitfühlend Grenzen zu ziehen landen wir nicht selten in der Verstrickung und diese schafft immer Leid.
Grenzen ziehen schafft Klarheit über uns selbst und in uns selbst.
Wo ist es mir zu viel?
Wo bin ich dabei Dinge zuzulassen, die mich schmerzen?
Wo gebe ich mehr, als mir gut tut?
Warum lasse ich zu, dass mich ein Mensch immer wieder verletzt?
Um diese Fragen zu beantworten müssen wir bereit sein wirklich hinzuschauen, ohne die Ignoranz, die uns so oft in Verstrickungen führt und darin gefangen hält.
Klarheit und Mitgefühl mit uns selbst führt dazu, dass wir wissen, woran wir sind - mit uns selbst und mit anderen. Mitgefühl heißt also nicht, dass wir keine Grenzen haben.
Wenn wir unsere Grenzen achten, achten wir wiederum auch die Grenzen anderer.

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