Dienstag, 17. November 2015

Wie bitte soll da Friede sein?




Wir leben in einer Kultur der individuellen Freiheit, wie es sie in diesem Maße zuvor nie gab. Doch diese Kultur hat ihre psychologischen Tücken: Der Gemeinschaftsgedanke wir immer brüchiger, es drängt den Einzelnen in die Vereinzelung, ins eigene Ich, das immer haltloser wird, denn woran sich halten, wo nichts sicher ist in einer narzisstischen Gesellschaft, die gefangen ist in Vorstellungen wie ein erfolgreiches Leben zu sein hat. Und dieser Erfolg heißt Geld, heißt: Haben. 

Aber je mehr sich der moderne Mensch auf das Haben verlegt, desto mehr zahlt er mit Selbstverlust, sein Sein verkümmert zur funktionierenden Marionette, gehalten an den scheinbar verbindenden Fäden der Kommunikation: Smart Phone und World Wide Web. Die Folgen: Fatale Kompensationsmechanismen, Dauerdruck ohne ethisch und moralischen Zielhorizont, Narzissmus, Depression, Angst, Vereinsamung, Süchte, Mutlosigkeit, Haltlosigkeit und der schleichende Verlust der Sinnhaftigkeit des Lebens selbst. Der Mensch unserer Zeit ist erschöpft und zermürbt von sich selbst. Ihm fehlt die emotionale Kraft sich auf andere einzulassen, anderen etwas zu geben, ohne etwas dafür zu wollen. Er steckt sein Revier ab und wird zunehmend beziehungsunfähig. Er ist gefangen im Ego, wie der Prinz im Eisenofen aus dem Grimm´schen Märchen, im Inneren leer und voller Sehnsucht nach dem, was er Liebe nennt. Aber die Liebe ist tot, die Kultur der Selbstausbeutung hat sie getötet, getötet durch Gier, Machthunger, Sucht nach Anerkennung und einen Egoismus, der nicht einmal Empathie für sich selbst kennt.
Der moderne Mensch verbrennt von Innen heraus durch seinen Drang nach Selbstoptimierung und es scheint, es gibt nichts und niemanden, der ihn aus seinem Eisenofen befreien kann. Der Mangel an Liebe und der Verlust der Empathie sind die Auswüchse der zunehmenden Narzißifizierung des Individuums, welche die Begegnung mit anderen erschwert und nicht nur den inneren Raum, sondern auch den zwischenmenschlichen Raum schwächt und damit das ganze Kollektiv. Wie bitte soll da Friede unter den Menschen sein?
Der Frieden, den wir uns alle wünschen beginnt in der kleinsten Zelle. In uns selbst, in unseren Beziehungen, in unseren Familien, in unserem Kreis, den wir unsere kleine Welt nennen.
Ist er da?

Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. 

2 Kommentare:

  1. liebe "posterin",
    danke für dieses posting! auf den punkt gebracht - und vieles mehr. ich werde ihn noch viele male lesen - und immer mehr verwirrungen im kopf lösen sich.
    danke und gruß
    von anonymia xxx

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  2. die bloggerin freut sich drüber :-)


    lieben gruß
    angelika

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