Dienstag, 2. September 2014

Aus der Praxis – Vom Wiederholungszwang in Beziehungen


Malerei: Angelika Wende

Siegmund Freud nannte es „Wiederholungszwang“. Was er damit meinte ist: Wir wiederholen alles Alte, Ungelöste solange, bis wir es gelöst haben. Es ist als ob wir den gleichen Film, das gleiche Drehbuch immer wieder von vorne bis hinten abspielen. Dazu suchen wir uns unbewusst die passenden Mitspieler aus, um gemeinsam unsere alten Verletzungen zu reinszenieren. So funktionieren Paarbeziehungen. 

Auf einer zweiten Ebene sind Sie sind immer ein Nachspielen unserer eigener Kindheit. Und das ist möglich, weil sich stets Menschen ineinander verlieben, deren alte Filme zueinander passen. Solange wir uns nicht bewusst sind, dass in jedem Erwachsenen auch ein verletztes inneres Kind an der Beziehung beteiligt ist, das nach Wiederholung "schreit" - und zwar im Wunsch die alten Verletzungen endlich zu heilen - verlaufen unsere Beziehungen nicht erwachsen. Der andere wird zur Projektionsfläche all dessen, was wir nicht bekommen haben oder was uns angetan wurde. Er wird zum Platzhalter von Mutter- und Vaterbild, an dem wir uns vergeblich abmühen, wie damals als Kind. 


Der Partner bekommt so eine Rolle zugewiesen, die wir ihm unbewusst auf den Leib schreiben und umgekehrt. Solange bis wir die Verantwortung für uns selbst und unsere Kindheit nicht übernommen haben und uns selbst das geben, was wir damals so nötig gebraucht haben, nämlich Liebe, Verstehen, Fürsorge und Freude, ist eine erwachsene Beziehung auf Augenhöhe nicht möglich.

Deshalb beginnt das Lernen von Liebe bei uns selbst.

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