Sonntag, 17. November 2024
Wo ist die Liebe?
„Wo soll sie dann hin, die Liebe, wenn sie nicht gedeihen kann?“, fragte mich gestern ein Freund.
Das ist eine tiefgründige und traurig machende Frage zugleich.
Ja, wohin mit der Liebe, wenn sie nicht gedeihen kann?
Anders formuliert, wohin mit der Liebe, wenn es keinen Ort gibt an dem sie gedeihen kann? Wenn es keinen Empfänger gibt, der sie nehmen will? Keinen Platz, an dem sie sich entfalten und lebendig sein kann, so dass sie fühlbar wird in uns, die wir sie hineingeben, in ein Subjekt oder ein Objekt.
Picasso sagte einmal sinngemäß: „Wenn ich keine Menschen um mich hätte, würde ich einen Türknopf lieben oder einen Nachttopf, irgendwas.“
Krasse Aussage. Wie kann man einen Türknopf lieben, könnte man sich fragen? Man kann auch einen Nachttopf lieben, würde ich sagen, in Übereinstimmung mit Picasso.
Es geht hier nicht um den Nachttopf und es geht nicht um den Türknopf – es geht allein darum liebevolle Resonanz zu empfinden zu etwas, egal was es ist.
Liebe braucht Resonanz.
Ohne Resonanz verkümmert sie.
Aber es muss nicht immer diese eine Liebe sein, die wir jemanden entgegenbringen, auch wenn viele genau das verstehen und meinen, wenn sie von Liebe sprechen.
Liebe ist weit mehr.
Liebe ist zunächst in uns selbst. Nur weil sie in uns selbst ist, kann sie überhaupt nach Resonanz verlangen und in Resonanz gehen. Aber viele Menschen spüren diese Liebe in sich selbst nicht oder sie haben keinen Zugang zu ihr. Da muss erst jemand kommen um sie aus ihrem Dornröschenschlaf zu erwecken.
Ist da niemand, der die Liebe erweckt, wird sie nicht gefühlt oder sie wird gefühlt und weiß nicht wohin mit sich und dann wird sie ganz traurig und einsam und wir haben das Gefühl es gibt sie nicht für uns.
„Das Herz ist ein einsamer Jäger“, heißt ein Buch von Carson McCullers. Es „jagt“ nach Liebe.
Nach dem einen, der uns liebt, damit unsere Liebe andocken kann, damit sie weiß, wo sie gedeihen kann. Gibt es diesen Ort des Gedeihens nicht, weiß sie nicht, wohin mit sich.
Das kann sehr einsam machen. Nicht nur allein, sondern zutiefst einsam innen, weil es unerfüllt ist, das Verlangen gehört, gesehen, berührt zu werden. In dieser lieblosen Einsamkeit fehlt der eine Mensch, dem wir uns nah und verbunden fühlen. Unsere Intimitätsbedürfnisse bleiben resonanzlos, unsere emotionalen Erfahrungen sind nicht mitteilbar, nichts kann geteilt werden – wir sind singuläre Menschen, ohne erfüllenden Kontakt, ohne Nähe, auf uns selbst reduziert. "Monaden, die keine Fenster haben, durch die etwas ein- oder austreten könnte", wie es
Gottfried Wilhelm Leibniz sinngemäß beschreibt.
Dann vielleicht doch den Türknopf lieben. Lieben was da ist.
Der Türknopf als Metapher für all das, was es zu lieben gibt. Uns selbst, die wunderschöne Erde auf der wir leben dürfen, die Dinge, die wir lieben, die Tätigkeiten, die wir lieben, die uns in den Flow versetzen und uns Glück empfinden lassen, Augenblicksglück liebevoller Momente.
Die Liebe zum Wahren, Guten und Schönen, das es trotz allem Unheilsamen auf der Welt gibt, diese Trias, wenn wir sie sehen können. Wir können sie gedeihen lassen, wir selbst, indem wir das Wahre, das Gute und das Schöne in uns fühlen, es erkennen, uns ihm öffnen, in Resonanz damit gehen. Dazu brauchen wir keinen anderen Ort als unser Herz und unsere Sinne.
„Die Liebe ist in allen Dingen gleichsam die Seele und das Auge. In dieser Liebe schließt sich der Lauf der Welt. Liebe ist die volle Wirklichkeit des Guten", schreibt Hildegard von Bingen.
Besser kann man es nicht ausdrücken.
Montag, 21. Oktober 2024
Dem Sinnlosen Sinn geben
Foto: A.Wende
Wir können vieles nicht kontrollieren und wir haben keine Macht über andere Menschen, egal was wir tun. Auch wenn wir unser Bestes geben, machen wir alle Erfahrungen im Leben, die wir uns nicht aussuchen. Es gibt sogar jede Menge Erfahrungen, die wir uns nicht aussuchen, dazu gehören auch die, die uns tief verletzen und die schmerzhaften. Solche Erfahrungen können uns, noch lange nachdem sie vorbei sind, schwer belasten. Was uns einmal den Boden unter den Füßen weggezogen hat, vergessen wir so schnell nicht. Tiefe Kränkungen und tiefe Enttäuschungen graben sich ein. Und sie verändern uns – unsere Haltung zur Welt, zu anderen und zu uns selbst.
Besonders tiefe Kränkungen stellen Wesentliches in Frage.
Unser Hirn und unsere Seele versuchen wieder und wieder irgendwie damit fertig zu werden, aber es gelingt nicht – die schmerzhafte Erfahrung der Vergangenheit hat uns im Griff und überlagert unser Jetzt. Schon am Morgen, wenn wir aufstehen, fühlen wir Schmerz, Trauer oder Wut. Diese Gefühle begleiten im schlimmsten Falle unsere Tage.
So lebt es sich schlecht. Und es geht uns schlecht.
Wir sind nicht fähig loszulassen. Wir werden mit dem, was geschehen ist, einfach nicht fertig, so sehr wir uns auch bemühen.
Vergiss es einfach! Lass endlich los! Mach einen Punkt! Was war ist vorbei. Du kannst es nicht ändern! Schau nicht zurück, es könnte dich etwas einholen!
All das sind Sprüche, die wahr sind, aber wir fühlen es nicht.
Für uns ist es nicht vorbei, wir müssen damit leben. Wir schauen zurück, auch wenn wir wissen, es ist sinnlos, weil es ja nichts ändert. Es schadet uns nur.
Ja, es ist sinnlos, aber wir können eins tun – wir können uns selbst fragen welchen Sinn wir dem, was geschehen ist, geben wollen. Sinngebung ist elementar wichtig für ein erfülltes, gelingendes Leben. Wenn wir das, was wir tun, als sinnhaft empfinden, sind wir zufrieden. Sinnhaftigkeit ist ein Lebensmotor und genau diese Sinnhaftigkeit kann uns helfen uns von den schmerzhaften Erfahrungen der Vergangenheit zu lösen.
Wir Menschen sind Sinnsucher und wir sind Sinngeber.
Wir können uns fragen, welchen Sinn wir dieser Erfahrung geben wollen. Auch wenn der erste Impuls ist – das war so sinnlos!
Sinngebung hat nichts damit zu tun ob es sinnvoll oder sinnlos war, Sinngebung hängt allein davon ab, wie wir die Dinge deuten und welchen Sinn wir selbst den Dingen geben wollen.
Das ist Schöpfertum.
Wir gestalten Sinn – darin liegt eine große Freiheit.
Jede Erfahrung kann uns etwas lehren, etwas erkennen lassen, etwas aufdecken, was uns nicht bewusst war, uns weiterbringen. Jede Erfahrung, auch die scheinbar Sinnloseste und Schmerzhafteste, birgt großes Wachstums- und Weiterentwicklungspotenzial, auch wenn wir gerne auf sie verzichtet hätten.
Wir können uns fragen:
Welchen Sinn will ich dieser Erfahrung geben?
Was kann sie mich lehren?
Über mich selbst, über andere, über das Leben?
Was in mir kann an dieser Erfahrung wachsen?
Was ist das Wesentliche, das ich erkenne, was ich ohne diese Erfahrung niemals erkannt hätte?
Was mache ich bewusst anders nach dieser Erfahrung?
Welche Kräfte hat sie in mir freigesetzt?
Welche Stärken habe ich in mir entdeckt oder entwickelt?
Wie will ich diese Erfahrung in mein Leben integrieren?
Sinngebung bedeutet, wir begeben uns raus aus der Opferrolle.
Wir schenken uns selbst Mitgefühl, Respekt und liebende Güte, wir werden kreativ und finden eine Lösung, um uns bewusst zu lösen, von dem, was uns in der Vergangenheit festhält.Wir würdigen uns selbst dafür, dass wir das Schmerzhafte durchgestanden haben und daran wachsen wollen – trotzdem, nein gerade wegen dem.
Wir geben dem Sinnlosen Sinn.
Wir nehmen ihm die Macht über unser Jetzt - das ist Selbstermächtigung.
Angelika Wende
Freitag, 18. Oktober 2024
Alleinsein ist kein Zwischenzustand
Wir ziehen Menschen aufgrund unserer psychischen Wunden an, man nennt das auch „Schlüssel-Schloss Prinzip“ - die jeweiligen Wunden passen perfekt ineinander. Daher entsteht in dieser Art Beziehungen am Anfang auch bei vielen das trügerische Gefühl: „Das ist mein(e)Seelenpartner(In)", eben weil es scheinbar so perfekt passt. Diese Anziehung geschieht bei den Meisten von uns unbewusst.
Je unbewusster wir uns dessen sind, je weniger wir uns unserer eigenen psychischen Wunden bewusst sind, desto mehr arbeiten wir uns am anderen emotional ab.
Nach dem ersten Verliebtsein, kommt es schleichend zu dem, was wir toxische Beziehungen nennen, eine unheilsame Kollusion, in der Kampf und Schmerz die Beziehung dominieren.
Meist scheitern diese Beziehungen, wenn einer der Beiden den Kampf beendet und aus der Kollusion aussteigt.
Hat man dann plötzlich niemanden mehr, auf den man sich konzentrieren kann, ist man mit sich selbst konfrontiert. Das wird als extrem schmerzhaft empfunden, denn dann klafft neben dem Trennungsschmerz die Wunde auf, die man in der Beziehung auf den anderen projizieren konnte. Man ist plötzlich mit sich selbst konfrontiert, abseits von der Vorstellung der Person, die man für einen anderen sein möchte.
Für viele Menschen ist es daher sehr viel einfacher, sich direkt wieder in eine neue Beziehung zu stürzen, anstatt zu lernen, den Schmerz, die Stille und die Leere, die durch die Trennung entstehen, auszuhalten und anzufangen an sich selbst zu arbeiten, was bedeutet, mit der Leere umgehen zu lernen und sich seiner Wunde zu stellen um sie zu heilen.
Alleinsein ist kein Zwischenzustand, es ist ein vollwertiger Lebensabschnitt, in dem wir lernen können mit uns selbst eine gesunde Beziehung zu führen, anstatt uns weiter in ungesunden Beziehungen am anderen abzuarbeiten.
Angelika Wende
Montag, 14. Oktober 2024
Projektion
Indem wir uns selbst vergeben und uns selbst ganz annehmen hören wir auf unsere eigenen unerwünschten Gefühle oder ungeliebte Eigenschaften auf andere Menschen oder Situationen zu übertragen.
Wir hören auf Emotionen, Wünsche und Ängste, die wir nicht haben wollen, die uns bedrohlich erscheinen, derer wir uns schämen, abzuwehren und zu bekämpfen und zu meinen, auf diese Weise hätten wir selbst nichts damit zu tun.
Wir hören auf zu projizieren, nehmen wahr, wann Projektion im Spiel ist und nehmen sie zu uns zurück.
Indem wir uns von Schuld- und Schamgefühlen lösen, die eigenen ungeliebten Seiten erkennen, sie nach und nach verstehen und annehmen, werden wir ganzer.
Wir vergeuden keine Energie mehr ins außen und kommen mehr und mehr bei uns selbst an.
Wir kümmern uns um unserer Eigenes.
Wir wandeln uns, anstatt Wandlung im Außen anzustreben.
Wo Verstrickung, Ablehnung oder Verhärtung herrschte, sehen wir uns selbst und unser Gegenüber immer klarer und verständnisvoller.
Wir erlauben uns vollkommen menschlich zu sein, so wie wir sind, mit unseren Macken, Ecken, Kanten und Problemen und sagen Ja zu uns selbst.
Wir haben den Mut uns selbst kennenzulernen, unsere Leere, unsere Schatten und unsere Ängste, und scheuen uns nicht, mit den dunklen Aspekten in uns selbst in Kontakt zu kommen.
Wir übernehmen auf reife Weise die Verantwortung für unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen.
Damit erleben wir nicht nur eine neue innere Freiheit, wir werden verstehender und friedlicher.
“Das Wissen um die eigene Dunkelheit ist die beste Methode, um mit der Dunkelheit anderer Menschen umzugehen.”
C.G.Jung
Zeichnung: A.Wende
Mittwoch, 9. Oktober 2024
Tragisch
Man kann eine Tragödie nicht erklären.
Man kann sie nicht wegsprechen.
Man kann sie nicht relativieren.
Mittwoch, 2. Oktober 2024
Aus der Praxis: Compliance
Foto: Pixybay
Menschen, die in Therapie gehen haben oft hohen Leidensdruck und wünschen sich sehnlichst eine Veränderung. Mit der Haltung: „Ich habe ein Problem und der Therapeut soll es lösen, beginnen manche von ihnen dann eine Therapie.
Nur mit dieser Haltung funktioniert das nicht.
Veränderung geschieht nicht in den Sitzungen, sie geschieht dazwischen. Allerdings nur dann, wenn das, was erarbeitet, verstanden und erlernt wird, auch umgesetzt wird. Therapie und Coaching brauchen Compliance.
Das Wort Compliance kommt aus dem Englischen und bedeutet: Einhaltung, Befolgung. Compliance bedeutet kooperatives Verhalten im Rahmen einer Therapie. Manche sprechen auch von Therapietreue. Gemeint ist damit das Einverständnis, die Einsicht, die Kooperationsbereitschaft und die Motivation des Klienten zur aktiven Mitarbeit. Diese Faktoren bestimmen wesentlich den Erfolg. Je höher die Bereitschaft zur aktiven Mitwirkung am therapeutischen Prozess und der Umsetzung dessen, was erarbeitet wird ist, desto erfolgreicher ist er. An Erkennen, Einsicht und Verstehen mangelt es in den wenigsten Fällen, an der Kooperation und der Umsetzung jedoch oft.
Ein Beispiel: Dem Klienten werden regelmäßige tägliche Achtsamkeitsübungen ans Herz gelegt um sich besser konzentrieren zu können, klarer zu werden und sich selbst regulieren zu lernen, er macht sie aber nicht.
Sitzung für Sitzung klagt er weiter über innere Unruhe und ein nicht enden wollendes Gedankenkarussell und meint, er habe das Gefühl, dass die Therapie nicht anschlägt
Auf die Frage: Machen Sie ihre Übungen?, kommt ein: Nein, irgendwie schaffe ich es nicht.
Der Klient wünscht sich Veränderung und „schafft“ es nicht, täglich ein wenig Zeit zu investieren um die Veränderung zu bewirken.
Einer Klientin werden Hausaufgaben bzw. Handlungsaufforderungen gegeben, wie z.B. die Übung, das eigene Verhalten zu beobachten und täglich ihre Gefühle und Gedanken aufzuschreiben. Die Hausaufgabe wird ein mal, zwei mal gemacht und dann nicht mehr.
Es kommt die Klage: „Jetzt komme ich seit Monaten ein Mal pro Woche in die Sitzungen und es ändert sich nichts.
Was soll sich ändern, wenn man selbst nichts ändert und kein Engagement zeigt?
Die Antwort ist: Nichts.
In beiden Beispielen mangelt es an Compliance.
Diese ist nur dann gegeben, wenn der Klient mitmacht, die Übungen und Hausaufgaben als sinnvoll und hilfreich begreift und sie dann auch kontinuierlich und konsistent durchführt. Nur so wird ein Veränderungsprozess auch in Gang gesetzt.
Therapie ist kein passiver, sondern ein aktiver Prozess.
Sie ist kein Wunderheilmittel, sondern Hilfe zur Selbsthilfe und das bedeutet Mitarbeit. Ohne aktive Mitarbeit wird man nichts erreichen. Und das bedeutet Bereitschaft und zwar indem man sich sich selbst gegenüber verpflichtet, was hilfreich ist, auch zu tun und in den Alltag zu integrieren.
Und ja, ich weiß, dass das nicht einfach ist, aber Therapie ist Arbeit und nicht immer angenehme Arbeit. Ich weiß auch, dass es Zeit, Geduld, Disziplin und Durchhaltevermögen braucht , dass es anstrengend ist das durchzuziehen und dass die Arbeit an uns selbst nicht sofort belohnt wird, es keine schnellen Erfolgsergebnisse und schon gar keine Spontanheilung gibt. Und ich weiß auch, bei fast allen, die eine hohe Compliance zeigen und aktiv mitmachen, wirkt diese Arbeit.
Slow and steady wins the race.
"Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken."
Galileo Galilei
Angelika Wende
Dienstag, 1. Oktober 2024
Neu beginnen, oder der Zauber des Anfangs
Foto: A. Wende
Manche, die das Neue beginnen, lassen alles Alte hinter sich und vertrauen, dem ZEN Spruch gemäß, darauf: „Spring und das Netz wird erscheinen." Mit anderen Worten: Du musst nicht alles wissen, bevor du anfängst. Das sind die Wagemutigen, die Abenteurer, die, voller Selbstvertrauen und Zuversicht. Sie machen einfach und sind überzeugt davon, es wird schon gut gehen. Das sind die Wenigsten. Die meisten von uns sind bei einem Neubeginn eher zaghaft. Sie sind orientierungslos, ängstlich, verunsichert und vor allem - sie wissen nicht, wie etwas Neues beginnen. Wie denn, Was denn? Womit denn?
Oft scheitern wir an den Erwartungen und den Vorstellungen, die wir vom Neuen haben. Das muss ganz anders sein als das Alte. Das muss etwas Großes, Großartiges, radikal Neues sein, ein krasser Shift, ein Schattensprung, eine totale Veränderung, etwas, was wir noch nie getan haben, wofür uns der Mut fehlte, und, und, und, Superlative eben. Aber so funktioniert das nicht mit dem Neubeginn, also bei den meisten nicht. Und so muss es auch nicht sein.
Es genügt uns heranzutasten, in kleinen Schritten, in kleinen Dingen, die wir neu finden, neu machen, ausprobieren und in den Alltag integrieren um etwas Neues in unser Leben einzuladen. Und da gibt es viele Möglichkeiten, ein Meer von Möglichkeiten.
Ich bin bereit für das Neue, heißt für mich: Ich bin bereit, kleine Dinge neu zu tun und zu erfahren. Ich bin bereit, kreativ zu denken und zu leben. Ich bin bereit, das Interesse am Leben zu bewahren und mich Neuem zuzuwenden.
Ich zum Beispiel liebe es neue Rezepte auszuprobieren. Ich will meine erste Udon Nudelsuppe kochen und recherchiere, was ich dazu an Zutaten brauche. Unter anderem ist das Sishimi Togarashi. Wie wunderbar das klingt, es zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht, wenn ich die Worte ausspreche. Ich spreche sie laut vor mich hin und denke, wie schön die Japanische Sprache ist. Dann gehe ich in den Asia Markt und hole es mir. Ich schaue all die Gewürze, Soßen und Essensdinge an und fühle mich wie Alice im Wunderland. Ich gönne mir regelmäßig eine Lomi Lomi Massage, ich mache eine Fahrt an einen Ort in der Nähe, den ich noch nie besucht habe. Ich räume die Wohnung nach Feng Shui um, mache Magic Cleaning und werfe alles Alte, was mich belastet oder an Unheilsames erinnert, weg oder verschenke es. Ich streiche die Wände in einer anderen Farbe. Ich arrangiere Blumen einmal anders, lerne Ikebana, die japanische Kunst des Blumensteckens. Ich lese wieder mehr Romane, anstatt nur Fachliteratur. Ich schreibe, weil ich das Schreiben liebe, egal ob es gedruckt wird oder nicht. Ich male, auch wenn meine Bilder keiner austellt, weil es mich in den Flow bringt.
Ich probiere kleine Dinge aus, die ich noch nie probiert habe. Wenn nicht jetzt, wann dann? Zeit ist kostbar, jeder Augenblick in dem ich gesund bin, klar im Kopf bin, ist kostbar. Ich nutze und wertschätze ihn. Ich lebe jetzt und nicht in der Vergangenheit, auch wenn sie mich manchmal traurig macht und ich mich zurücksehne in die schönen Zeiten und manch Altes gerne noch in meinem Jetzt hätte. Es ist okay.
„Der Gott der kleinen Dinge“, dieser Satz von Arundhati Roy fällt mir bei all dem, was ich an kleinen Dingen in meinem Leben neu mache, ein. Es gibt so viel Neues, was es zu erfahren gibt. Und das Erfahren macht etwas mit mir. Ich fühle Neugier, Spannung, Aufregung, Lebendigkeit, Experimentierlust und Freude, wenn mir etwas gelingt, wie die köstliche Udon Nudelsuppe, die ich an einem schön gedeckten Tisch mit einem warmen Sake genieße. Mein Handy ist dabei aus. Ich zelebriere die Zeit mit mir selbst, still und ungestört. „Und plötzlich weißt du, es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen“, schreibt Meister Eckhart, mehr noch: Du fühlst den Zauber.
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