Montag, 12. März 2012

VOM KAUFEN DES GLÜCKES

heute morgen beim ersten kaffee las ich folgendes: amerikanische glücksforscher plädieren dafür, der mensch soll sein geld für erlebnisse auszugeben, anstatt für gegenstände.

der grund, so die psychologen: erlebnisse bleiben länger im gedächtnis.

damit haben sie erst mal recht, wenn es auch nichts neues ist. dank der hirnforschung wissen wir, dass alles erlebte sich im limbischen system verankert (das wird übrigens auch das herzdenken genannt) und dort wird es, je nach intensität, gespeichert, ein leben lang. egal übrigens, ob es ein schönes oder ein unschönes erlebnis ist.

und weil diese forscher das auch wissen, plädieren sie jetzt, ganz im sinne - selbst ist der glückliche konsument! dafür, dass mensch sein geld in erlebnisse investieren soll, anstatt in dinge. nun ja, dass dinge anhäufen nicht wirklich glücklich macht, wissen wir auch schon. also wieder nichts neues.

egal, die botschaft für alle unglücklichen lautet: wenn ihr nicht glücklich seid, fragt nicht euren arzt oder apotheker, zum beispiel nach käuflichen glückspillen, kauft nicht das neue ipad, sondern investiert eure kohle in den besuch im freizeitpark, investiert nicht in das neue auto, sondern in einen netten urlaub in der karibik. kurz, die glücksmessage der moderne mit garantierter nachhaltigkeit lautet: leute, kauft euch das glück, das euch das leben nicht schenken will!

über diese credo wird sich sicher die eventindustrie freuen. auch die reiseveranstalter, die flugesellschaften und sonstige glücksfabrikanten werden sich die geldgierigen hände reiben. ob die das glücklicher macht? na, zumindest hebt es die umsatzzahlen und das ist doch schon mal was. also rein ins käufliche vergnügen. ha, da könnte mann sich doch auch das sexuelle glück kaufen, wenn es mit dem beziehungssexglück nicht klappt - das käufliche sexuelle erlebnisglück steht ja förmlich in jedem ort der welt auf der strasse.

auch wenn ich es nicht fassen kann, diese glücksforscher meinen es ernst und begründen ihre erkenntnis wie folgt: die regeln für ein glückliches erleben basieren auf der annahme, dass der mensch sich schnell an gegenstände gewöhnt und das macht eben nicht glücklich.

aha, gewohnheit macht also unglücklich? ich ahnte es. traurig, aber wahr: die gewohnheit tötet beim modernen konsumenten die freude an den dingen, die er sich so anschafft. das gilt übrigens auch für die liebe, die zwar kein ding ist, aber durch zuviel gewohnheit eben nicht glücklicher macht, sondern ihren reiz verliert. ja, auch der mensch ist ein konsumgut geworden, den kann man sich zwar nicht kaufen, aber in die wüste schicken und sich einen neuen anschaffen, wenn der alte nicht mehr zum glücke beiträgt.

da haben sie recht die glücksforscher. da die freude am gewohnten dinglichen oder menschlichen gut nur von kurzer dauer ist, wird mensch schnell unglücklich. die folge: sein gehirn schüttet weniger vom glückshormon serotonin aus und der frust steigt. da fallen mir doch wieder die käuflichen glückspillen ein, wie das in den staaten so beliebte fluctin. schluckt mensch die fleißig, hat er so viel glückshormone im körper, dass er immer und in jeder lebenslage mit einer rosaroten brille bestückt ist. die lust am sex lässt dabei automatisch auch nach und beruhigt so, quasi als nebenwirkung, den stress mit dem heischen nach dem beziehungsglück.

also fragen wir doch, wenn gar nichts mehr geht, den arzt oder den apotheker?

nein, denn die us bürger konsumieren von diesen glückspillen mehr als jedes andere volk und sind trotzdem nicht glücklicher, sonst erfände man ja nicht das käufliche erlebnisglück.

tja, gar nicht so einfach, das mit dem glücklichsein auf dauer. aber jetzt gibt es ja endlich eine alternative.

erlebnisse müssen her! und wenn uns die das leben nicht freiwillig schenkt, werden die bezahlt! das weitere credo der glücksforscher: gekauftes erlebtes, am besten noch mit anderen geteilt, ist eines der größten glücksquellen überhaupt. was solls, investieren wir halt den schnöden mammon, mensch will doch endlich glücklich sein, um jeden preis.

weckt mich bitte auf aus diesem albtraum!

wo ist der mensch hingekommen in seinem vergeblichen jagen nach dem glück? ist es tatsächlich schon so weit, dass man uns empfiehlt es uns zu erwerben?

es ist soweit! glück, das kostbarste was mensch erleben kann, abgesehen von der liebe, die wie gesagt, in den meisten fällen leider auch kein dauerhaftes glück in sich trägt, wird ab sofort selbst geschmiedet, ganz im sinne von "jeder ist sein glückes schmied", vorrausgesetzt allerdings, der geldbeutel macht mit.

die reichen haben da die besten karten, die armen haben wieder einmal pech gehabt.

ja, das glück scheisst immer auf den größten haufen, das wusste schon meine oma. die wusste sogar noch mehr, nämlich wie man kostenlos erlebnisglück herstellt.

meine oma hat jeden sonntag morgen eine wunderbaren kuchen gebacken und ihre kinder und enkelkinder am nachmittag damit verwöhnt, sie hat sich liebvoll um die nachbarin gekümmert, wenn es der schlecht ging und ihr ein lächen aufs gesicht gezaubert mit ihrer ansteckenden lebensfreude. wenn ich unglücklich war ist sie mir in den wald gegangen und hat mich auf die sonnenstrahlen, die kleine muster auf die blätter der bäume malten, aufmerksam gemacht und auf das zwitschern der vögel und das tun all der kleinen tierchen, die da so rum kreuchten und fleuchten und dann haben wir ein picknick gemacht und es gab mein lieblingsessen, das sie gekocht und in einer blechdose warm gehalten hatte. wir haben eine decke auf dem waldboden ausgebreitet und es gemeinsam verputzt und sie hat mir märchen erzählt, so lange bis ich wieder glücklich war.

das war ein erlebnis!


2 Kommentare: