Wir brauchen andere Menschen. Ganz besonders brauchen wir Menschen, auf die wir uns verlassen können. Aber nicht alle von uns haben diese Menschen. Die Intensität des Gefühls der Verlassenheit ist ein Seismograph dafür, wie allein wir sind. Dieses Gefühl ist keine Täuschung. Unsere Gefühle täuschen uns nicht, es sind Menschen, die uns täuschen, und es sind unsere Gedanken, die uns täuschen, weil wir unsere Gefühle nicht wahrnehmen wollen.
Wenn uns ein Mensch verrrät, begreifen wir, dass wir uns getäuscht haben.
Wir sind am Ende der Täuschung angelangt. Schlagartig sind wir nüchtern. Wir begreifen, dass der andere uns nur enttäuschen kann, weil wir uns haben täuschen lassen. Wir lassen uns gern täuschen, ebenso gern, wie wir an einem vertrauten Zustand festhalten, weil wir uns im Vertrauten sicher fühlen. Der Urgrund der Enttäuschung liegt darin, dass wir uns selbst abgeben in die Hände anderer, im Vertrauen, gehalten zu werden. Anstatt uns selbst zu halten, schaffen wir Konstrukte der Abhängigkeit. Lösen sich diese auf, sind wir auf Entzug.
Aus meinem Buch: "Weil ich endlich geliebt sein will ..."

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