Foto: pixybay
Mittwoch, 6. Juli 2022
Aus der Praxis: Zukunftsängste - Was ist hilfreich?
Freitag, 1. Juli 2022
Niemand schuldet uns etwas
Donnerstag, 30. Juni 2022
Frei
Foto: www
Dich selbst aushalten. Allein. In der Stille.
Nichts was dich ablenkt, nichts worauf du dich freuen kannst.
Nichts tun.
Nichts, nur du selbst.
Du kannst nicht fliehen.
Nicht ausweichen.
Musst dich dir selbst stellen.
Normalerweise drückst du dich davor.
Ignorierst die Stimmen, die dann hochkommen.
Kompensierst.
Gehst an den PC.
Drehst die Musik auf.
Machst den Glotzkasten an.
Gehst raus.
Läufst, joggst.
Genehmigst dir einen Drink.
Schluckst eine Tablette.
Rufst Leute an.
Alles.
Nur nicht dich selbst aushalten. In der Stille. Allein.
Aber genau da musst du durch.
Durch deine Angst. Deine Ohnmacht. Deine Trauer. Deine Wut. Deine Einsamkeit.
In sie hineingehen, um sie aufzulösen.
Genau dieser Prozess ist gemeint, wenn du dich selbst erkennen und annehmen willst.
Du darfst dich dir selbst stellen.
Wenn du dich selbst aushalten kannst, bist du frei.
Mittwoch, 29. Juni 2022
Aus der Praxis: Co-abhängig – Entgiftung und Entzug
Foto: A.Wende
Wenn wir uns aus der Co-abhängigkeit befreien, sind wir auf kaltem Entzug.
Wir verzichten auf unser Suchtmittel und halten es kaum aus.
Wir sind wütend, dass wir wieder durch ein tiefes Tal gehen müssen.
Wir glauben, das Leben ist gemein und meint es nicht gut mit uns.
Wir sind unruhig, wissen nicht wohin mit uns.
Wir zweifeln daran, ob unsere Entscheidung richtig war.
Uns geht es doch noch mieser, als in der Co-abhängigkeit.
Plötzlich ist es bedrohlich still um uns.
Keiner um den wir uns kümmern können, keiner, der uns braucht, keiner, den wir kontrollieren, umsorgen und bemuttern können.
Keiner, der uns von uns selbst ablenkt, damit wir uns nicht spüren.
Keiner, der uns abwertet um uns dann wieder in die höchsten Höhen zu heben.
Uns fehlt die Dopaminzufuhr, die uns nach jedem Drama mit dem erlösenden: „Es tut mir so leid. Ich liebe dich doch, ich brauche dich doch “, injiziert wurde.
Wir sind vollkommen auf uns selbst reduziert.
Wir sind leer und zugleich sind wir voller Schmerz und Sehnsucht nach dem Drama, das so intensiv war und in dem wir uns so lebendig gefühlt haben, egal wie beschissen es war.
Wir fühlen uns wie ein Kämpfer, der jahrelang gekämpft hat und wieder nach Hause kommt und nicht mehr weiß, wozu er überhaupt da ist.
Wir sind orientierungslos, müde und erschöpft.
Wir wissen nicht wohin wir unseren Focus richten sollen, nachdem wir ihn so lange auf die Person gerichtet haben, die der Dreh-und Angelpunkt unseres Lebens war.
Wir haben keinen Plan.
Wir wissen nicht, wohin mit uns.
Wir wissen nicht, was aus wird und ob es je wieder gut wird.
Wir sind verzweifelt und fühlen uns zutiefst einsam und verlassen.
Wir suchen nach einem Anker.
Unsere Abhängigkeit schreit nach dem einzigen Anker, den sie kennt – den, der unser Suchtmittel war.
Wir wissen, dass jedes Greifen, jeder Kontakt, einen Rückfall bedeutet und lassen es, weil unser Verstand weiß, dass es unheilsam ist und unseren Heilungsprozess nur verlängert und wir wieder von vorne beginnen müssen.
Wir wollen das jetzt aushalten, so wie der genesende Alkoholkranke es aushalten will um nüchtern zu bleiben und nicht das Gift anzurühren, das sein Leben zerstört.
„Wir gaben zu, dass wir dem Alkohol gegenüber machtlos sind und und unser Leben nicht mehr meistern konnten.“ Entsprechend dem ersten Schritt der Zwölf Schritte der Anonymen Alkoholiker, gilt das auch für uns Co-abhängige.
Wir haben uns gegen die Zerstörung entschieden.
Wir entgiften.
Wir wissen, wie schwer das ist.
Wir wissen um unseren Kampf gegen die Sucht des anderen und lernen jetzt, was es heißt, gegen eine Sucht anzukämpfen.
Wir trauen uns das zu, was wir vom anderen erwartet haben.
Wir wollen den Suchtdruck aushalten, der schreit: Erlöse mich!
Wir wissen, dem Druck nachzugeben ist keine Erlösung, sondern wieder ein Absturz und weiteres Leid.
Wir wollen das nicht mehr.
Wir haben uns entschieden, es nicht mehr zu wollen.
Wir haben uns entschieden, nüchtern und klar zu werden.
Wir haben uns für unsere Heilung entschieden.
Wir haben die Bereitschaft die Konsequenzen zu tragen, weil wir wissen, dass sie zu unserem Heilungsprozess gehören.
Wir lernen uns selbst auszuhalten, mit allem, was da an Gefühlen ist.
Wir sorgen jetzt gut für uns selbst.
Wir sind bereit Vertrauen zu haben, dass die Dinge gut werden, ohne dass wir den Fortgang kontrollieren müssen.
Wir schaffen das!
Wir halten den Entzug aus, weil wir es wollen.
Wir entgiften.
Für uns. Für unsere Genesung.
Für unsere Freiheit.
Wenn Du Dich aus einer co-abhängigen Beziehung lösen möchtest, bist du herzlich willkommen im 1: 1 Coaching.
Melde dich unter:
In einem unverbindlichen, 20 minütigen Erstgespräch können wir uns kennenlernen und ein Gefühl füreinander bekommen.
Ich freue mich auf Dich!
Dienstag, 28. Juni 2022
Chaos und Transformation
Foto:pixybay
Sonntag, 26. Juni 2022
Mittwoch, 22. Juni 2022
Aus der Praxis: Warum du einen Alkoholiker niemals retten kannst
Foto: Pixybay
CO-abhängige von Alkoholkranken versuchen oft bis zur Selbstaufgabe einen Alkoholiker zu retten. Viele Co-abhängige leiden unvorstellbar. Sie leiden sogar mehr als der Alkoholiker, der sich jederzeit betäuben kann, um sein Leiden nicht mehr zu spüren. Co-abhängige verlieren sich darin dem Alkoholiker helfen zu wollen. Sie glauben, wenn sie sich nur genug kümmern, ihm genug helfen, ihm genug geben, ihn genug lieben, wird er oder sie, irgendwann zur Einsicht kommen.
Sie nehmen in Kauf, dass ihr eigenes Leben zur Hölle wird. Sie ertragen emotionale Verletzungen, sie halten ihre Hilflosigkeit, ihre Ohnmacht, ihre Scham und ihre Wut, ihre Verzweiflung und ihre seelische und körperliche Not stoisch über Jahre oder ein Lben lang aus. Sie verleugnen ihre Wünsche, ihre Ziele, ihre Sehnsüchte und missachten ihre Bedürfnisse und ihr Seelenheil. Sie funktionieren auch dann noch wenn sie gedemütigt, beschimpft, belogen, betrogen, beschuldigt, beschämt und manipuliert werden oder Gewalt erleben. Sie halten die Beziehung am Laufen, egal was es sie kostet. Und damit sind sie Mitgefangene der Sucht.
Sie sind besessen vom Wunsch den Alkoholiker zu retten.
Was sie nicht wissen: Es wird ihnen niemals gelingen.
Warum nicht? Weil Sucht nur von innen und niemals von außen zu stoppen ist.
Dazu muss man Sucht verstehen. Und das verstehen viele Co-abhängige nicht. Sie drehen sich zwar ständig um den Alkoholiker, aber sie können sich nicht in seine innere Welt hineinversetzen, was absolut verständlich ist. Aber genau das ist entscheidend, um diese innere Welt zu erfassen und in ihrer Tiefe zu verstehen. Es ist entscheidend um zu erkennen: „Ich gebe zu, dass ich dem Alkohol gegenüber machtlos bin und mein Leben nicht mehr meistern kann.“
Entsprechend dem ersten Schritt der Zwölf Schritte der Anonymen Alkoholiker, gilt das auch für den Co-abhängigen.
Wenn Alkohol Probleme schafft, ist Alkohol das Problem.
Die größte Angst des Alkoholikers ist, ein Leben ohne Alkohol leben zu müssen. Der Alkohol ist sein Allheilmittel, sein Rettungsring, in jeder Lebenslage. Er ist sein Helfer, sein Tröster, sein Mutmacher, sein Vergessen, sein Stimmungsaufheller, sein Problemlöser, sein Angstlöser, seine verlässlichste und wichtigste Beziehung.
Der Alkoholiker glaubt selbst dann noch an sein Allheilmittel, wenn er alles zerstört und alles verliert. Allein die Vorstellung das Leben ohne Alkohol bewältigen zu müssen, sich nicht mehr mit Alkohol betäuben zu können, ist für ihn die Hölle. Wenn man einem Alkoholiker den Alkohol wegnehmen will, nimmt man ihm sein Ein und Alles. Niemals ist er bereit kampflos aufzugeben. Die Macht des Alkohols ist in der chronischen Phase der Sucht so groß, dass der Alkoholiker sogar den Tod in Kauf nimmt, bevor er bereit ist die Krankheit zu stoppen.
Die Weigerung sich helfen zu lassen ist übrigens ein typisches Merkmal der Krankheit Sucht. So toxisch und zerstörerisch seine Sucht auch ist, der Alkoholiker wird solange sein Gift konsumieren bis er daran zugrunde geht, wenn von Innen nicht der Moment kommt, in dem sich der Schalter umlegt.
Co-abhängige kämpfen also einen Kampf, den sie niemals gewinnen können.
Nicht durch Bitten, nicht durch Kontrollieren, nicht durch Mahnen, nicht durch Drohen nicht durch Wut, nicht durch Tränen und nicht durch Liebe. Der Gegner, den sie bekämpfen ist nicht der uneinsichtige Süchtige, sondern die Droge Alkohol. Der Alkohol ist stärker als der Süchtige, er hat die absolute Macht über sein Leben. Damit hat er auch die absolute Macht über die Ohnmacht der Co-abhängigen.
Das zu begreifen und zu verinnerlichen, sich dieser traurigen Wahrheit zu stellen, ist der erste Schritt für den co-abhängigen Menschen um seinen Heilungsprozess zu beginnen. Erst wenn er das wirklich verinnerlicht hat, ist er überhaupt fähig, das zu tun, was er tun muss um sich aus der Endloschleife der toxischen Beziehung mit einem uneinsichtigen Alkoholiker zu lösen: Sich um sich selbst kümmern und um seine eigene Abhängigkeit.