Mittwoch, 30. August 2017

Erwartungen


 
Malerei: AW


Immer dann, wenn unsere Erwartungen nicht erfüllt werden, kommen Störgefühle hoch. 
Das geschieht die ganze Zeit, wenn man bewusst hinfühlt. Je mehr wir erwarten, von uns selbst, von anderen und dem Leben, desto mehr Frust und Enttäuschung, desto mehr inneres Antreiben und desto weniger innere Freiheit werden wir erreichen können.
Wenn es gelingt die Erwartungen weniger werden zu lassen können wir gelassener werden.
Kommen Erwartungen hoch, was natürlich nicht ganz vermeidbar ist, könnten wir sie betrachten, ohne sie bekämpfen zu wollen, ohne an ihnen festhalten zu wollen und sie loslassen. 

Dienstag, 29. August 2017

Trust the process




Manchmal scheint es als würden wir rückwärts gehen, zurück in alte Muster, zurück in alte Wunden und Verletzungen, zurück in eine Vergangenheit, die längst abgeschlossen ist.
In Wahrheit aber gehen wir niemals rückwärts.
Entwicklung geschieht ähnlich wie eine Spirale – sie geht nach Oben und nach Unten, sie macht Drehungen, Biegungen und Schlenker. 

Auch wenn es für uns aussieht als wäre es ein Rückschritt, wir machen immer Fortschritte. 

Trust the process!

Sonntag, 27. August 2017

Aus der Praxis – Ein Co-abhängiger spricht zu sich selbst



Malerei AW


Ich bin Co-abhängig! Ich brauche Hilfe! Co-Abhängigkeit ist eine Krankheit. 
Co-abhängigkeit ist die Sucht gebraucht zu werden.

Es ist eine Sucht, die mich dazu bringt aus Liebe und Angst Dinge für einen Alkoholiker zu tun, die ich für mich selbst tun müsste.
Es ist eine Sucht, die mich dazu bringt in einem ständigen Wechselbad aus Liebe und Ekel, angewidert oft schon dadurch, dass der Alkoholiker stinkt, weil er sein ihr Gift ausatmet, zu leben.
Es ist eine Sucht, die verhindert, dass ich mich selbst genug wertschätze und Verantwortung übernehme für einen, der seine Verantwortung nicht übernehmen kann oder will.
Es ist eine Sucht, die mich antreibt mich um den Alkoholiker zu kümmern und ihm bei dem zu helfen, was er suchtbedingt nicht mehr schafft.
Es ist eine Sucht, die mein Mitleid und mein Mitgefühl für den Alkoholiker über mein Selbstmitgefühl und meine Selbstliebe stellt.
Es ist eine Sucht, die alles gibt um dem Alkoholiker zu helfen seine Sucht zu überwinden.
Es ist eine Sucht die mich mein Seelenheil, Gesundheit und Geld kostet.
Es ist eine Sucht, die alles tun würde, damit er aufhört zu trinken.
Es ist eine Sucht, die mir sagt, ich muss ihn nur genug umsorgen und lieben und er wird aufhören zu trinken.
Es ist eine Sucht, die mir vorgaukelt es gibt einen Weg ihm zu helfen.
Es ist eine Sucht, die mich zur Inkonsequenz verführt.
Es ist eine Sucht, die mich mein eigenes Leben vernachlässigen und zerstören lässt.
Es ist eine Sucht, die mir Hoffnung vorgaukelt wo es keine Hoffnung gibt, sondern allein Vergeblichkeit.
Es ist eine Sucht, die mich immer wieder auf seine Versprechungen hereinfallen lässt, obwohl ich weiß, dass er sie gar nicht halten kann, auch wenn er es wollte.
Es ist eine Sucht, die mich dazu bringt die bösen Worte, Angriffe und Abwertungen des Alkoholikers zu schlucken und mich nicht zu wehren und wenn dann auf ungesunde und unangemessene Weise.
Es ist eine Sucht, die mich dazu treibt zu schweigen, zu vertuschen, zu verheimlichen und in Kauf zu nehmen, dass er Trinker ist, sein Leben zerstört und das meine mit.
Es ist eine Sucht, die Scham und Schuldgefühle in mir auslöst, dass ich in so ein Leben geraten bin.
Es ist eine Sucht, die hohe Ansprüche an mich selbst stellt und dem Alkoholiker alles durchgehen lässt.
Es ist eine Sucht, die mich dazu bringt weiter zu ihm zu halten, obwohl ich nur Nachteile habe.
Es ist eine Sucht geboren aus Unsicherheit, Schwäche, dem Gefühl von Wertlosigkeit und dem daraus resultierenden Drang für andere Dasein und für sie sorgen zu müssen, auch wenn sie mich ständig verletzen, benutzen, belügen, hintergehen und betrügen.
Es ist eine Sucht, die dazu führt, dass ich mich nicht abgrenzen kann und  meine Wut, meine Trauer, meinen Schmerz und meine Verzweiflung herunterschlucke und weiter mache  den Helfer zu geben, wo ich längst erschöpft und am Ende bin.

Co-abhängigkeit ist eine Sucht, die mir vorgaukelt, ich sei nur wertvoll, wenn ich mich aufopfere und es anderen recht mache.
Ich bin co- abhängig.
Ich bin eigentlich stark, ich bin eigentlich liebevoll, aber ich nutze die Stärke und die Liebe nicht für mich selbst, sondern werfe sie wie eine kostbare Perle vor die Sau.
Ich bin co-abhängig. Ich brauche Hilfe!


Falls du den Weg zurück Dir beschreiten möchtest, falls Du den Willen hast Dein ungesundes Beziehungsmuster mit Bewusstheit und Wertschätzung für Dich selbst zu durchdringen, wenn du alten Schmerz loslassen möchtest, freue ich mich, dich in diesem Prozess zu begleiten.
Entscheide dich für Liebe statt für Co-abhängigkeit!

 





Donnerstag, 17. August 2017

Aus der Praxis – Selbstachtung






Selbstachtung verstärkt sich wenn du ...
klar weißt, was du willst
deine Bedürfnisse ernst nimmst und sie ausprichst 
deine Ziele in die Tat umsetzt
Hindernisse überwindest und dich Herausforderungen stellst
deiner Wahrnehmung vertraust
deine Gefühle achtest und sie ernst nimmst
zu deiner eigenen Wahrheit stehst, egal ob sie anderen passt oder nicht
keine Kompromisse machst, bei denen du den Kürzeren ziehst
keinem anderen die Verantwortung für deine Lage zuschreibst und Eigenverantwortung übernimmst
aufhörst das Opfer zu geben und dich selbst bemitleidest
aufhörst dich verletzen zu lassen
entscheidest lieber alleine weiter zu gehen, als schlecht begleitet
dir selbst vertraust auch wenn dein innerer Kritiker sich fett aufbläst
dein inneres Kind ernst nimmst, gut für es sorgst und ihm trotzdem nicht alles durchgehen lässt
deiner Angst ins Gesicht siehst und dich ihr stellst
dich deinen Süchten stellst und entgiftest
klare Grenzen ziehst, wenn du etwas nicht ertragen kannst oder nicht mitmachen willst
akzeptierst, dass klare Entscheidungen auch einen Preis haben
deine Selbstlügen aufgibst und schonungslos ehrlich zu dir bist
dir Hilfe suchst, wenn du es alleine nicht mehr schaffst.


Freitag, 11. August 2017

Aus der Praxis – Wenn es verletzt, ist es dann keine Liebe?



Zeichnung: AW 2017

Wenn es verletzt ist es keine Liebe, heißt ein Buch von Chuck Spezzano.
Das klingt einfach, sehr einfach. Nur das weder das Leben noch wir Menschen einfach sind.
Warum also sollte es die Liebe zwischen zwei Menschen sein?
Weil uns das einer sagt, weil die menschenfremde Botschaft, dass wir Liebe und Verletzen trennen müssen, mittlerweile über den Kreis der Esoteriker heinausgedrungen ist? Mal ehrlich, wer von uns kennt eine Liebe, die ohne Verletzungen einhergeht? Es gibt sie nicht. Sie ist eine Illusion. Und wünschen wir uns eine Liebe ohne Verletzungen leben wir in einer Illusion.

Der heutige Mensch ist durchdrungen von einem Perfektionismus und einer Sucht nach Erfolg und Selbstoptimierung wie es sie zu keiner Zeit zuvor jemals gab. Und er liebt Ilusionen.
Er will alles glatt, problemlos und ohne sich anstrengen zu müssen. Er muss so sehr um seine monitäre Existenz kämpfen, dass ein emotionales Einlassen ein Zuviel bedeutet. Was also nicht einfach geht, was vielleicht sogar anstrengend ist, muss weg. Beziehungen müssen einen Benefit bringen aber bloß keine Probleme. Mittlerweile brauchen weder Männer noch Frauen einen Partner um gemeinsam in der Welt zu überleben. Beziehung ist wie der Milchschaum im Kaffee, es geht auch ohne. Partner sind Luxus und zum Luxus gehört eben auch, dass da nichts anstrengend ist und alles schön glänzt. Wir haben genug Probleme mit uns selbst mit unserem Alltag und all dem was wir meinen tun und erreichen zu müssen, also warum sich die Probleme des Anderen auch noch aufladen? Geteiltes Leid ist doppeltes Leid.

Jeder von uns bringt seine Probleme, seine Macken und seine Neurosen mit in die Beziehung. Jeder von uns bringt sein inneres Kind mit in die Beziehung, seine Beziehungserfahrungen aus der Ursprungsfamilie, seine alten Verletzungen oder gar seine Traumata aus der Vergangenheit seines gelebten Lebens. Da sind Zwei und mit der Beziehung entsteht ein Drittes, was die eigene Identiät und die des Anderen zwangsläufig beeinflusst und verändert.

Viele unserer Neurosen schlafen wenn wir alleine sind. Wir kommen gut mit ihnen und mit uns selbst klar, wir bemerken sie gar nicht. Aber wenn da plötzlich ein Anderer in unsere Komfortzone einbricht ist alles anders.
Wir erfahren, dass wir in der Konfrontation mit den Eigenarten, den Wünschen, den Bedürfnissen, den Verhaltensweisen und den Vorstellungen des Anderen unsere Komfortzone verlassen müssen. Wir müssen uns einlassen auf das fremde Wesen, das wir uns vertraut machen. Vorbei mit der Ruhe, die wir alleine so schön bewahren konnten, als da keiner war der uns "gestört" hat, der einen anderen Tagesrythmus hat, als wir ihn für uns ritualisiert haben. Da spricht uns plötzlich einer an bevor wir noch den ersten Schluck Kaffee getrunken haben, da ist einer der uns etwas erzählen will, während wir lieber schweigend den Tag beginnen. Da ist einer nicht gut drauf oder hat Sorgen und Ängste wo es uns gerade mal prima geht. Das tangiert unser Gefühlsleben. Das macht etwas mit uns. Das nervt im Zweifel, das ist vielleicht sogar lästig sobald die ersten Schmetterlinge den Bauch verlassen haben und die rosarote Brille der Tönung der eher grauen Wirklichkeit ausgesetzt ist. Da ist die Wirklichkeit des Fremden in unserem Leben, der uns noch eine lange Zeit, falls wir die mit ihm überstehen, fremd bleibt. Da sind seine Macken, da sind die Knöpfe, die er bei uns drückt und wir bei ihm, da sind die Erinnerungen an alte Beziehungen, an die Kindheit, an Bilder und Emotionen die wir längst vergessen oder verdrängt hatten oder die wir für geheilt hielten. All das und mehr sind Dinge, Zustände und Befindlichkeiten, die das Miteinander zweier Liebender auslöst. So kommt es zu Verletzungen, die wir, wären wir allein geblieben nicht erleben müssten. Und schon wird es ungemütlich.

Wir erkennen im Spiegel, den uns der Andere unbewusst und ungewollt Tag für Tag vorhält, was in uns gar nicht so entspannt, ruhig und geheilt ist, wie wir glaubten.
Wir erkennen, wenn wir ehrlich mit uns selbst sind, dass wir nicht so frei von Neurosen sind wie wir dachten. Dann sind wir verletzt in der Liebe, durch die Liebe zum Anderen. In Wahrheit aber bringt die Liebe nur die Verletzungen zum Vorschein, die wir nicht geheilt haben, weil sie uns liebt.

Aber das verstehen wir nicht, das wollen wir nicht verstehen, weil es weh tut und dann glauben wir es ist keine Liebe und wir rennen weg von der Liebe, weil sie alles andere ist als das Perfekte, das Glatte, das Einfache, das sich unsere Illusion vom Liebesglück wünscht. Es passt halt nicht, denken wir, sagen wir und gehen weiter, zurück in die scheinbare Sicherheit des Alleinlebens. Bis zum nächsten Mal. Bis die Liebe wieder an unser Herz klopft und uns heilen will.


Dienstag, 8. August 2017

Aus der Praxis – Selbstachtung



Foto: AW

Was können wir tun um liebevoll mit uns selbst umzugehen?

Höre auf deine innere Stimme.
Was macht dich traurig?
Was macht dich wütend?
Was oder wer macht dich hilflos?
Was willst du nicht mehr haben oder tun?
Was ist falsch für dich?
Was kannst du nicht leiden?
Wo und mit wem fühlst du dich nicht wohl?
Was brauchst du und was brauchst du nicht?
Was erfüllt dich und was fühlt sich leer an?
Was fühlt sich gut an und was fühlt sich ungut an?

Wir lernen uns selbst zu vertrauen, wenn wir lernen auf unsere innere Stimme zu achten.
Wenn wir uns selbst vertrauen, lernen wir uns selbst zu achten.
Selbstachtung ist der Beginn eines liebevollen Umgangs mit uns selbst.

Und jetzt komm mir nicht mit: Aber das ist so schwer!
Ja, es ist schwer.

Aber ist es nicht viel schwerer, dich selbst zu missachten?


Samstag, 5. August 2017

Verletzt



All die Verletzten
verletzten sich selbst
verletzen andere
verletzen einander
Wann hört das auf?
Es hört auf, wenn wir aufhören uns selbst zu verletzen.