"Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Coaching und Therapie?", fragte mich gestern eine neue Klientin. Heute früh dachte ich, das fasst du mal grob zusammen. Hier ist das Ergebnis.
Coaching und Therapie haben einige Gemeinsamkeiten.
1. Der Therapeut, ebenso wie der Coach, sind externe Gesprächspartner des nach Unterstützung suchenden Menschen. Beide arbeiten mit psychologischen Methoden und Interventionen.
2. Beide haben das Ziel, das Denk- Gefühls- und Verhaltensrepertoire des Klienten zu erweitern und Menschen bei der Verbesserung ihrer Lebensqualität zu unterstützen.
3. Dabei steht immer das individuelle Anliegen und das subjektive Erleben des Klienten im Mittelpunkt.
4. Schlüsselfaktor für Wirksamkeit und Gelingen ist bei beidem die vertrauensvolle, tragende Beziehung zwischen Klient und Coach, bzw. zwischen Patient und Therapeut.
Was sind die Unterschiede zwischen Coaching und Therapie, außer, dass die Kassen Therapien bezahlen und die Kosten für ein Coaching selbst getragen werden müssen?
Das Coaching
Coaching eignet sich für Menschen, die psychisch gesund sind. Psychisch gesund bezieht sich darauf, dass sie grundsätzlich in der Lage sind ihr Leben zu führen und ihren Beruf auszuüben. Beim Coaching geht es um den Wunsch nach persönlichem oder beruflichem Wachstum.
• Der Fokus liegt auf der Zielerreichung, der persönlichen Entwicklung und der Überwindung emotionaler Schwierigkeiten, nicht hilfreicher Denkmuster, Glaubenssätzen und behindernden inneren Überzeugungen.
• Coaches unterstützen Klienten aktiv dabei, spezifische Anliegen und Ziele zu definieren, Strategien zu entwickeln, diese anzuwenden und die dafür nötigen Schritte und Aktionen umzusetzen.
• Coaches verwenden oft praktische, zielorientierte Techniken, um Klienten zu motivieren und ihnen Fortschritte zu ermöglichen.
• Methoden können u.a. Feedback, Übungen, Hausaufgaben, Motivationstechniken und konkrete Aktionspläne umfassen.
• Der Coaching-Prozess ist oft weniger strukturiert als eine Therapie und kann flexibler gestaltet werden.
• Entscheidend beim Coaching ist der Wille und die Bereitschaft des Klienten, sich selbst zu verändern und zu entwickeln.
Die Psychotherapie
• Therapie zielt darauf ab, schwerwiegende psychische Probleme, emotionale Schwierigkeiten oder Verhaltensauffälligkeiten zu behandeln.
• Therapeuten arbeiten mit Klienten an der Bewältigung von affektiven Störungen wie manische und depressive Episoden, schweren Traumata, phobische Störungen, Angst-und Zwangsstörungen, Depression, Narzisstischen Persönlichkeitsstörungen, Borderline Störung und Abhängigkeiten von psychotropen Substanzen wie Alkohol und Medikamenten.
• Therapeuten nutzen evidenzbasierte Ansätze und Techniken, die auf psychologischen Theorien basieren.
• Methoden können u.a. Gesprächstherapie, kognitive Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Ansätze usw. umfassen.
• Der Prozess ist häufig strukturierter und orientiert sich an den Bedürfnissen des Klienten.
• Im Mittelpunkt der Psychotherapie steht die Wiederherstellung der psychischen Gesundheit an oberster Stelle.
Wie sieht das in der Praxis aus?
Zuhören ist eine fundamentale Methode in der Therapie, die es dem Therapeuten ermöglicht, ein tiefes Verständnis für seine Klienten zu entwickeln, eine vertrauensvolle Beziehung aufzubauen und deren Selbstreflexion zu fördern. Indem Klienten die Gelegenheit erhalten, ihre Gedanken und Gefühle zu frei äußern, sollen sie selbst zu Einsichten und Lösungen gelangen, die letztlich zu einer Veränderung führen. Therapien haben meist eine längere Dauer. Sie können über Jahre stattfinden, ja nach Entwicklung der psychischen Situation des Klienten.
Auch im Coaching ist Zuhören eine grundlegende Technik. Coaching unterscheidet sich im Wesentlichen dadurch, dass der Coach durch zielorientierte, interaktive und herausfordernde Herangehensweisen den Klienten dabei unterstützt, seine spezifischen Ziele zu erreichen, indem er aktive Interventionen einsetzt, Ressourcen identifiziert, starre Denkweisen herausfordert und Eigenverantwortung fördert. Coaching ist ein dynamischer und aktiver Prozess, der über das reine Zuhören hinausgeht. Von Session zu Session fragt der Coach z. B. nach, welche Einsichten und Erfolge der Klient erzielt hat, welche positiven Veränderungen und Entwicklungen er wahrnehmen konnte, welche Erfahrungen und Beobachtungen er gemacht hat und er fragt nach eventuellen Problemen und Hindernissen, die aufgetreten sind. Daraus leiten Coach und Klient gemeinsam ab, was sich noch verändern soll und was in der aktuellen Sitzung passieren soll. Kurz gesagt, im Mittelpunkt des Coachings geht es im Kern um: Explorieren, Reflektieren, Bearbeiten und aktives Umsetzen um die gewünschte positive Veränderung zu erzielen.
Ob Coaching oder Therapie, das entscheiden wir selbst. Jeder Mensch ist einzigartig, jede psychologische Intervention ist einzigartig und muss an den Menschen und seine Bedürfnisse angepasst werden um hilfreich und wirksam zu sein.
Zur besseren Lesbarkeit habe ich das generische Maskulinum verwendet, wobei alle Personenbezeichnungen alle Geschlechter einschließen.

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