Malerei: A.Wende
Vermutungen sind ein alltäglicher Bestandteil menschlicher Denkprozesse.
Leute vermuten häufig und gern. Leider können Vermutungen oft mehr schaden als nützen. Der Hauptgrund, warum Vermutungen nichts bringen, liegt in ihrer Unzuverlässigkeit. Wer vermutet weiß nichts. Nichts Genaues jedenfalls.
Vermutungen basieren immer auf unzureichenden Informationen, subjektiven Eindrücken und Annahmen über etwas oder über jemanden.
Sie sind Konstruktionen unseres Denkapparates, die alles andere als zuverlässig, geschweige denn wahr sind. Wer vemutet macht es sich denkbar einfach. Denken ist nun mal anstrengend. Tief und komplex denken ist noch anstrengender. Oder wie es C.G. Jung so treffend formuliert: „Thinking is difficult, that's why most people judge" oder vermuten, um dann zu urteilen.
By the way: Das Hirn liebt es, wenn es einfach ist.
Am Liebsten spult es ab, was es schon kennt, weil das ohne Anstrengung ganz von selbst, quasi automatisch geht. Und Vermutungen sind denkbar einfach, man vermutet mal, ohne das Ganze überhaupt begreifen zu wollen oder zu können. Ungut, denn so manche Vermutung kann uns selbst und andere in die Irre führen. Wenn wir Annahmen treffen, ohne ausreichende Informationen oder Daten zu haben, riskieren wir falsche Schlüsse zu ziehen. Dies kann zu Missverständnissen in Beziehungen, zu unnötigen Missstimmungen und Konflikten führen.
Was Vermutungen zudem problematisch macht, ist ihre Tendenz, Vorurteile zu verstärken.
Wenn wir beispielsweise annehmen, dass jemand, den wir nicht einmal kennen, aufgrund seines Verhaltens so und so ist oder ein bestimmtes Motiv hat, ist unsere Wahrnehmung dieser Person nicht nur spekulativ, sondern bruchstückhaft und verzerrt. Solche Verzerrungen hindern uns daran, anderen gegenüber offen und unvoreingenommen zu sein. Nicht selten führt dies zu Bewertungen, Urteilen und Vorurteilen, die mit der Realität nichts zu haben, die aber leider Realität unseres zwischenmenschlichen Miteinanders sind.
Allerorten wird viel vermutet und wenig gewusst.
Wenn wir uns auf Annahmen stützen, anstatt die Dinge oder unser Gegenüber wirklich verstehen zu wollen, bewegen wir uns immer im Bereich des Ungewissen und des Nichtwissens. Anstatt zu fragen, was durchaus hilfreich wäre um zu verstehen, wird vermutet. Eine Unart, wie ich finde. Anstatt Klarheit zu suchen, was etwas mehr Mühe macht als bloßes Vermuten, wird spekuliert.
Meistens erfolglos.
Vermutungen fördern letztlich nur Verwirrung.
Sie bringen nichts, da sie auf unzuverlässigen Informationen basieren. Und nicht selten führen sie, wie gesagt, zu Missverständnissen und Vorurteilen. Um bessere Entscheidungen zu treffen und gesündere zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen, macht es durchaus Sinn, all die sinnlosen Vermutungen und subjektiven Annahmen zu hinterfragen. Nur so schafft man eine fundierte Grundlage für das eigene Denken und Handeln und den Boden für ein achtsames Miteinander.

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