Montag, 18. August 2025

Lesen ist heilsam

 



Ich lese seit ich lesen kann. Ich lese wie ich schreibe, viel.
Lesen hat mich schon als Kind gerettet, wenn die Welt um mich herum unerträglich war. Im Lesen der Geschichten anderer fand ich Verbundenheit. Ich fand Worte, die mir zeigten, du bist nicht allein, so wie du denkst, fühlst und bist.
Lesen war und ist Balsam für meine Seele.
Lesen ist heilsam.
Die heilsame Wirkung von Literatur macht sich die Bibliotherapie zunutze. Ich empfehle meinen KlientInnen - lesen sie. Und ich empfehle ihnen - schreiben sie Tagebuch.
Weil ich weiß, Worte haben Macht.
Worte berühren und sie können ausdrücken, was wir fühlen. Worte, landen sie auf dem Papier, sind Zeugen unserer inneren Welt. Sie helfen uns, uns selbst besser zu verstehen und zu fühlen, was wir fühlen. Sie beschreiben unsere innere Welt und die äußere Welt in der wir leben und machen sie fassbarer.
 
Innere Welten öffnen sich in Romanen, in Gedichten und Biografien. Anhand der Worte können wir vieles für uns mitnehmen. Sie können sich zu unserer inneren Welt legen und wir sind nicht mehr allein. Worte können wie ein Echo sein, sie können uns Antworten auf Fragen geben, sie zeigen uns, dass es vieles im Leben gibt, was archetypisch ist, dass wir Menschen ähnliche Strukturen, Muster, Entwicklungsaufgaben und Herausforderungen haben. Lesen ist heilsam, weil es uns über uns selbst hinausführt, hin zu anderen, zu den Protagonisten der Geschichten. Wir können uns mit ihnen identifizieren. Wenn wir lesen können sogar Probleme, die uns belasten, relativiert werden oder sich auflösen. Es wird ruhiger innen, friedlicher, wir tauchen in eine andere Welt ein und vergessen die Zeit. Wir sind im Flow.
Worte können in der Tat psychisch und physisch spürbare Veränderungen bewirken. Sie können Gefühle regulieren und dämpfen. Das weiß man aus der Neurobiologie.
 
Lest!
Lesen kann beruhigen, es fördert die Empathie und stärkt die kognitive Gesundheit. Es kommt zur Stressreduktion. Das Eintauchen in eine Geschichte lenkt vom Alltagsstress ab und senkt nachweislich den Stresspegel. Lesen ermöglicht uns Abstand zu gewinnen, Gefühle zu benennen und Muster unseres eigenen Verhaltens besser zu verstehen. Wir wechseln die Perspektive. Uns in Figuren hineinzuversetzen fördert das Verständnis für das Menschliche in uns selbst und anderen. Regelmäßiges Lesen trainiert das Gedächtnis, die Konzentration und die mentale Flexibilität. Geschichten und Poesie können Trost spenden und Hoffnung schenken. Lesen kann Fragen zum Sinn, zu unseren Werten und unseren Lebenszielen aufwerfen. Es kann helfen Antworten und Orientierung zu finden, wenn wir uns lost fühlen. Und last but not least: Lesen ist Achtsamkeit im Alltag. Der Fokus beim Lesen wirkt wie eine Achtsamkeitsübung wirken, weil wir bewusst aufmerksam bleiben.
Pina Bausch sagte einmal: "Tanzt, tanzt, sonst wir verloren."
Ich füge hinzu: Lest, lest, sonst sind wir verloren.
 
 
Angelika Wende

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