Dienstag, 30. August 2016

Wir stecken in einem Dilemma

Das System kippt. Das zeigt sich an den Randgebieten als Ausdruck einer Subkultur, welche sich auf dem Bodensatz einer Gesellschaft in der Krise, in einer Vermehrung sozialer Randgruppen (Migranten, Arbeitslose, arbeitslose Jugendliche) und einer wachsenden Orientierungslosigkeit gründet. Diese Menschen ziehen ihre ungesunde Nahrung aus Perspektivlosigkeit und diffuser Angst, welche durch das Kippen des bröckelnden Sozialstaates Deutschland wächst, dessen Auffangsysteme mehr und mehr in sich zusammenfallen. Mit dem Effekt, dass Frustration, Ohnmacht und Wut wachsen, die sich mehr und mehr in der Öffentlichkeit, auf der Straße, entlädt. 

Hohe Arbeitslosigkeit, breite Verarmung, die immer weiter zunehmende Polarisierung zwischen Arm und Reich, die Perspektivlosigkeit der Jungen, die Enttäuschung derer, die sich hier Asyl und Arbeit erhofft haben, die Resignation der Alten, die doppelt gedemütigt werden, weil ihre Leistungen nichts mehr gelten und ihre Rente nicht mal zum Sterben reicht, all die Menschen, die im System keine Chance mehr haben - das ist der Nährboden für den Verlust aller Regeln, Empathie und Humanität.
Wer in der Werbung täglich vorgegaukelt bekommt, was für ein "gutes Leben" nötig ist, aber keine Chance hat dieses durch ehrliche Arbeit zu erreichen, wer gleichzeitig erlebt wie der Staat sinnlos Geld an den falschen Stellen verpulvert, wie sich durch Spekulation riesige Einkünfte Einzelner ansammeln, wie arbeitslose Menschen stigmatisiert und von Politkern über einen Kamm geschert werden, wie subtile Feindbilder geschaffen werden - wie wird der reagieren? Ein Staat, der die soziale Polarisierung immer weiter vorantreibt wird in ihrem Gefolge Korruption und Kriminalität, Extremismus, Rassismus und Gewalt finden.

Menschen deren reale Lebenssituation von Angst und Armut geprägt ist und vom lähmenden Gefühl der Ausweglosigkeit beherrscht wird, deren Realität von den Erlebensmöglichkeiten einer Konsum- und Reizkultur gefüttert wird, die ihnen vorgaukelt, dass alles möglich, spüren die Lüge und den Verrat. Die Stimmung da draußen ist aufgeladen. Die Rechten bekommen mehr und mehr Zulauf von denen, die Angst um ihr Haben haben und vor denen, die es ihnen nehmen könnten. Die Angst macht sich breit und es gibt nicht genug Liebe um sie ihr entgegenzusetzen. Jeder für sich und jeder gegen alle, das ist Zeitgeist.

Wir stecken in einem Dilemma. Wir leben in einem System, das den Menschen sichtlich und fühlbar schadet. Das ist kein Fortschritt in Erfahrung und Denken, das ist der Niedergang einer Kultur. Mir stellt sich die Frage: Ist der Menschheit Sehen und Hören vergangen?

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