Sonntag, 9. Februar 2014

Meine Malerei - Eine rauschhafte Empathie?


































Auf die Frage: „Warum machst Du Kunst?“ antwortete Angelika Wende spontan in einem auf YouTube publizierten Video: „Weil ich nicht anders kann. Ich muss mich ausdrücken.“ Gemeint ist, wohl eher: austoben. Neben Sprache und der Verschriftlichung von Gedanken sind malerische und fotografische Ausdrucksformen ihr Metier. Den Fotografie-Arbeiten auf ihrer Website hat Angelika Wende ein Zitat von Max Beckmann vorangestellt: „Das Selbst ist das größte Rätsel.“ Und ihrer Schrift „Die andere in mir – KALi“ stellt sie voran:
In einer Aprilnacht in die Welt geworfen 
Heimat - in mir selbst 
Mein Lebensweg – eine Suche
Meine Sehnsucht – Wissen und Gelassenheit 
Mein Motor – Kreativität
Mein Glaube – Liebe 
Malerei - Ich male, wenn die Worte nicht ausreichen, um das zu beschreiben was in mir ist.
Das Neue bewegt sie wie das Alte. Gedanken aus Platons Symposion tauchen auf. „Wir Menschen sind halbierte, die sich nach Ganzheit sehnen“. So sind ihre Bildwerke zu verstehen. Sie erheben nicht den Anspruch, akademisch perfekte Malerei verkörpern zu müssen. Sie sind spontan visualisierte Gefühlsexplosionen, die über das Intellektuelle hinausgehen. Es ist beindruckend zu sehen, wie viel Grosses in ganz kleine Bildformate gepackt werden kann. Anscheinend braucht die Geisteswelt ein Äquivalent auf der Gefühlsebene.


Sich wie Immanuel Kant den Lebensfreuden und -nöten völlig zu entziehen, kann für Angelika Wende wohl kaum vorstellbar sein. Dazu ist sie dem Mensch-Sein, mit allen Höhen und Tiefen seiner Existenz, viel zu sehr verbunden. „Wir werden zu dem, was wir sind…“ findet sich zu ihrem Text- und Bildband „Medea – Metamorphosen“.
Hier heisst es weiter: „Er ist schwach und sie ist stark. Er nimmt ihre Stärke, solange sie ihm nützt und hält sie nicht aus, weil sie ihn kleiner macht in seinen Augen. Dieser Mann ist klein, zu klein für eine große Frau. Warum macht diese starke Frau die Erfüllung ihrer Sehnsucht an ihm fest? Ist sie blind, oder im Innersten so einsam, dass sie im Gefühl endlich geliebt und gebraucht zu werden, seine Schwäche übersieht und verdrängt? Beginnt das Drama Medeas nicht dort, wo alle menschlichen Dramen beginnen? In ihr selbst, in ihrer psychischen Struktur. Und ist das Außen nicht nur der Spiegel dessen, was der Mensch in sich trägt? Wir werden zu dem, was wir sind … Die Beziehung zwischen Mann und Frau ist die vertrauteste und unheimlichste, die unbedingteste und konfliktreichste – Urgrund unzähliger Dramen, damals wie heute. Es ist die Unfähigkeit dem anderen sein Anderssein zu lassen. Weit ab von Einsicht, Akzeptanz und friedlicher Koexistenz, wabert der Kampf der Geschlechter, durchzogen vom Trieb uns fortzupflanzen. Nicht ohne einanderund schlecht miteinander.“
Soweit Angelika Wende in ihren Medea-Texten, die den Bildwerken sprachlich-codierte Ausdrucksform verleihen. Bild und Text definieren sich gegenseitig, quasi als iterativer Prozess.
Der Maler Christian Felder, stellt klar: „Das Werk Angelika Wendes konfrontiert den Betrachter mit einer ungeschönten aber auch zugleich unumstößlich notwendigen Bildwelt. Diese lockt durch ihre Intensität. Wir sehen Figuren. Einzelne, im Paar, im Drei-Mensch-Verhältnis, gemalt in einem Stil, der sich von der Individualität des abgebildeten Subjekts entfernt und als Stilmittel die Reduktion der Form zu nutzen weiß.“ Und Felder fährt an anderer Stelle fort, unter der Überschrift „Zurückgeworfen auf das Selbst“: „Angelika Wende ist keine staatlich lizenzierte Künstlerin. Sie hat keinen Abschluss einer Kunsthochschule vorzuweisen, doch sie hat etwas, das vielen ‚Meisterschülern‘ fehlt: Innere Notwendigkeit. Der Trieb die Ereignisse der Welt malerisch zu verarbeiten, ist tief in ihr verwurzelt.“
Man kann bei den Bildwerken von Angelika Wende von einer „rauschhaften Empathie“ sprechen. Gerade so, wie wenn man bewusst oder unbewusst den Verstand ausblendet, um seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Doch anders als beim Action Painting oder sonstigen Spontan-Kunstformen, lässt sie über das Gefühl und Mitgefühl dem Intellekt freien Lauf. Dies schafft eine Entrücktheit, wie man sie aus der Psychologie kennt: Das Ich drängt über den Rahmen, den Natur und Gesetz uns Menschen auferlegen, hinaus.
Das gemeinhin „Verrückt“ genannte im Wesen von Menschen, die wir als krank bezeichnen, wird  zu einem „Entrückt“-Sein als Notwendigkeit, um sich der Wirklichkeit aus anderer Perspektive anzunähern.

Christian Felder beschreibt das exakt: „Diese Malerin folgt keinem Programm, sie folgt ihrer Intuition. Intuition als Maxime, das authentische Gefühl aus Erfahrung als Messlatte, die Notwendigkeit bildnerisch zu gestalten. Dies scheinen mir die drei Grundpfeiler ihres Schaffens zu sein. Und fordert uns als Betrachter auf: ‚Lassen wir die Bilder sprechen‘.“
Angelika Wende formuliert ihr Selbst wie folgt: „Ich reiße die Form auf und reduziere die Figur.
 Das Aufgerissene ist Symbol meiner eigenen Zerrissenheit.
 Ich spachtle, ich kratze. Ich wische und verwische, ich zerstöre und baue auf.
 Ich hinterlasse Narben auf der Leinwand.
 Es ist ein immer wieder neues Zerstören des Bildes.
 Es hat etwas Verletzendes und etwas Schöpfendes.
 Ich mache das, solange bis auf der Leinwand eine fragile Schönheit
zum Vorschein kommt.
 Es ist wie Stroh zu Gold spinnen.“

(c) Laudatio: Andreas Weber, Kunstverein Eisenturm Mainz, 7. Februar 2014

Danke, Andreas Weber für die Worte zu meiner künstlerischen Arbeit.
Danke, Alexander Szugger für die berührenden Fotos der Vernissage.



4 Kommentare:

  1. Was zu sehen, vor allem zu lesen ist, ist etwas wundervoll Schönes und Gutes! Besser können Worte nicht sein, die über Bilder reden.

    Ich gratuliere von Herzen
    und wünsche weiterhin diese wundervoll, große Schaffenskraft

    LG, Edith

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  2. vielen dank, liebe edith
    von herzen!

    lieben gruß
    angelika

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    1. Nichts zu danken, du Liebe - Lob und Ehre, dem Lob und Ehre gebührt !!!
      Du SOLLST zu Recht stolz sein, lächel...

      LG; Edith

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