Samstag, 28. Juni 2025

Die eigene Grenze

 



Vielen von uns fällt es schwer, sich abzugrenzen. Dabei ist es für unsere psychische Gesundheit essenziell, durch das Setzen klarer Grenzen für unsere Werte und für unsere Bedürfnisse einzustehen.
Aber wie es ist mit den eigenen Grenzen? Wo komme ich selbst an eine Grenze, habe ich mich gefragt? Und ist es sinnvoll sie zu akzeptieren, die Erkenntnis – das kann ich nicht, das geht über das Erträgliche und Machbare hinaus.
Es ist sinnvoll und es ist sogar heilsam.
 
Für mich ist die Akzeptanz meiner eigenen Grenzen ein wesentlicher Bestandteil eines gesunden Lebens. In einer Welt, die von Leistungsdruck und hohen Erwartungen geprägt ist, habe ich gelernt, dass das Erkennen und Akzeptieren meiner persönlichen Grenzen eine befreiende und stärkende Erfahrung ist. Ich muss niemanden etwas beweisen, auch mir selbst nicht. Ich darf innerlich Stopp sagen, wenn ich spüre, hier ist meine Grenze. Ich muss nicht müssen, weil ich mir sage – du musst, auch dann nicht, wenn ich es vielleicht noch könnte.
Wenn ich meine Fähigkeiten und Grenzen realistisch einschätze, nehme ich wahr was geht und was nicht geht, was für mich möglich ist und was nicht. Diese Klarheit ermöglicht es mir, mich auf jene Aspekte meines Lebens zu konzentrieren, die mir wirklich wichtig sind. Sie hilft mir mich von überflüssigem Druck und äußeren Erwartungen zu befreien, besonders aber von den Erwartungen, die ich an mich selbst stelle. Die Akzeptanz meiner Grenzen schützt mich vor mentalem, emotionalem und physischem Stress. Wenn ich ständig versuche, mehr zu leisten, als ich tatsächlich kann, bin ich irgendwann ausgelaugt und am Ende ausgebrannt. Nichts geht mehr.
Indem ich aber meine Grenzen anerkenne, nehme ich mich selbst wahr. Ich schaffe ich Raum für Selbstfürsorge, Raum für das, was mir gut tut. Ich praktiziere Selbstmitgefühl. 
 
Die Akzeptanz unserer eigenen Grenzen ist für mich ein Zeichen von Reife und emotionaler Intelligenz. Unsere eigene Grenze zu achten ist ein Zeichen dafür, dass wir uns selbst und unsere Bedürfnisse ernst nehmen. Wir sorgen gut für uns selbst. 
 
Nur wenn wir fähig sind unsere eigenen Grenzen zu respektieren, können wir auch die Grenzen anderer respektieren. Wenn wir unsere eigenen Grenzen kennen und anerkennen, sind wir in der Lage, klar zu kommunizieren, was wir können, was wir brauchen, was wir nicht können und was wir nicht brauchen oder was uns nicht gut tut und was wir nicht länger mitzumachen bereit sind. Wir stehen für bestimmte Dinge nicht mehr zur Verfügung. Wir überfordern uns nicht mehr. Die Akzeptanz unserer Grenzen hilft uns ein authentisches Leben zu führen. Wie werden milder und sanfter im Umgang mit uns selbst.
Früher war ich eine sogenannte Leistungstochter. Heute muss mich nicht mehr mit anderen vergleichen oder versuchen, deren Erwartungen zu erfüllen. Ich muss mich auch nicht mehr mit der Frau vergleichen, die ich einst war als ich das Überschreiten meiner eigenen Grenzen noch als heldenhafte Herausforderung empfand. Stattdessen gehe ich meinen eigenen Weg und wenn eine Grenze auftaucht, kämpfe ich nicht mehr mit Macht dagegen an – ich achte sie und nehme an, was ist. Ich muss auch nicht mehr alles lösen. Ich weiß, dass ich das nicht kann. Für mich ist die Akzeptanz meiner eigenen Grenzen ein Akt des Selbstrespekts und der Selbstliebe. Indem ich meine Grenzen anerkenne, erkenne ich mich selbst (an). 
 
Angelika Wende

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