Donnerstag, 26. Juni 2025

Fight for that little Person in You

 


 
Jeden Tag in der Praxis begegnet es mir: Das Innere Kind.
Es begegnet mir in den Erwachsenen, die ich begleiten darf.
Es begegnet mir hinter den Worten und Gesten dieser Menschen. Ich fühle seine Trauer und seinen Schmerz, seine Angst und seine Wut, seine Ohnmacht und seine Verzweiflung, seine Unschuld und seine Träume. 
 
Viele Menschen spüren die leise Stimme ihres Inneren Kindes, die in den stillen Momenten nach Fürsorge ruft. Sie spüren sie und überhören sie. Sie blenden sie aus und machen weiter in ihrem Erwachsenleben, als gäbe es diese kleine Person in ihrem Inneren nicht.
Traumatische Erfahrungen, der innere Kritiker, Introjekte wie die Inneren Eltern, die Herausforderungen des Lebens, Glaubenssätze, die Erwartungen anderer und die Erwartungen, die wir an uns selbst stellen, die Angst vor Verletzlichkeit und der Druck, sich den Normen der Gesellschaft anzupassen, führen dazu, dass die Mehrzahl der Menschen ihr Inneres Kind überhören, übersehen, vernachlässigen, schlecht behandeln oder sogar ablehnen.
Es wird zum Schweigen gebracht. Und da sitzt es, in der Tiefe der Seele – einsam und verlassen.
Diesem Kind fehlt viel, ihm fehlt die nötige emotionale Unterstützung, die es braucht, um sich sicher und geliebt zu fühlen. Ihm fehlen Fürsorge, Geborgenheit, Halt und Liebe, die es nicht bekommen hat und die es bis heute nicht bekommt. Und dann wundern wir Erwachsene uns, dass wir kein tieferes Verständnis für die eigenen Bedürfnisse und Wünsche haben, dass wir uns allein, einsam und hoffnungslos ungeliebt fühlen. Kein Wunder, denn viele von uns sind nicht einmal fähig sich selbst Liebe zu geben. Diesem verletzten Teil in sich Gehör, Zuwendung und Liebe zu geben scheint unmöglich. Manche Menschen sind nicht einmal in der Lage sich das kleine schutzlose Wesen, das sie einmal waren, vorzustellen, geschweige denn, sich in es hineinzuversetzen. Sie haben es abgespalten, weil sein Kindsein unerträglich war. 
 
Wir traurig muss dieses Kind sein.
Wie verzweifelt und ohne Hoffnung, es könnte jemals anders für es werden. Es sitzt da, endlose Jahre, in den Trümmern seiner vergifteten Kindheit und niemand, der ihm hilft zu genesen.
Ja, es ist nicht leicht Zugang zu diesem verletzten Wesen zu finden. Es wirklich zu fühlen, dass diese Kind da ist, in uns selbst. Es macht ja auch so viel Ärger und Probleme. Wer will so was schon? Klar macht es das, weil es verzweifelt nach Aufmerksamkeit schreit. Egal welche Form von Aufmerksamkeit. Was soll es denn machen um endlich gesehen und gehört werden?
Es will endlich fühlen, dass es gut genug ist, wertvoll ist, liebenswert, schön und wunderbar. Es will endlich die Freiheit finden, zu lachen, zu weinen und zu fühlen, ohne Angst vor Ablehnung oder Verlust.
 
Ja, es braucht Mut, sich mit diesem Teil von uns selbst auseinanderzusetzen. Das Innere Kind braucht unser Mitgefühl und unsere Anerkennung. Unsere!, nicht die von irgendjemanden, weil wir es nicht schaffen ihm all das zu geben.
Ja, es ist ein langer Prozess, ihm die Aufmerksamkeit, das Verstehen und die Liebe zu schenken, die es braucht um seine Wunden zu verbinden, es zu trösten, es zu verstehen und es anzunehmen - bedingungslos und mit Respekt für die Kraft und Stärke, die es besitzt, denn es hat überlebt bis heute - trotzdem.
Es ist Weisheit ihm all das zu geben.
 
Angelika Wende
Kontakt: aw@wende-praxis.de

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen