Samstag, 31. Mai 2025

Es "sein lassen" und es "loslassen" - ein feiner Unterschied



Ist "sein lassen" loslassen?
Ist es nicht.
Sein lassen und loslassen, beide Begriffe beschreiben die Möglichkeit des Umgangs mit Dingen, Situationen, Zuständen, Beziehungen oder Menschen, jedoch gibt es feine Nuancen. Der Unterschied zwischen „sein lassen“ und „loslassen“ ist subtil, aber von Bedeutung.
„Sein lassen“ bedeutet: Ich lasse es oder etwas, einen anderen oder mich selbst sein, was heißt: ich akzeptiere es wie es ist, ohne in irgendeiner Weise dirigistisch einzugreifen oder es aktiv verändern zu wollen. Sein lassen bedeutet, ich lasse zu, was ist und unterlasse es Situationen oder Menschen zu kontrollieren oder zu beeinflussen. Ich lasse es bleiben.
Indem ich sage: „Ich lasse es sein“, akzeptiere ich die Gegebenheiten oder das Verhalten anderer oder auch mich selbst. Ich lasse es sein, auch wenn das was ist, nicht meinen Vorstellungen und Erwartungen entspricht. „Sein lassen“ ist eine Haltung der Gelassenheit, die Fähigkeit, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sich zeigen und entfalten.
 
„Loslassen“ hingegen geht über das Sein lassen hinaus. Loslassen ist keine Haltung, sondern ein Prozess. 
 
Es bezieht sich auf die Absicht, die Entscheidung oder die Notwenigkeit mich von etwas zu lösen. Loslassen ist immer ein aktiver Prozess, der mit persönlichkeits- und lebensverändernden Erfahrungen und Emotionen verbunden ist, wie das Überwinden von Schmerz, Trauer, Wut, Ohnmachtsgefühlen oder belastenden Umständen. Loslassen ist ein Ablösungsprozess in dessen Verlauf wir uns von etwas lösen, was uns belastet, schmerzt oder uns nicht mehr dienlich sind. Loslassen erfordert Bereitschaft, Mut und die bewusste Entscheidung uns vom Alten zu lösen, um am Ende des Prozesses Raum für Neues zu schaffen. Kurz: „Sein lassen“ betont die Haltung der Akzeptanz des gegenwärtigen Zustands, während „loslassen“ die aktive Entscheidung zur Lösung und emotionalen Befreiung bedeutet. Beides sind wichtige Elemente im Prozess unseres persönlichen Wachstums. Und manchmal müssen wir erst etwas sein lassen um es loslassen zu können. 
 
 
Angelika Wende

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