Ich muss eine Entscheidung treffen.
Eine, die gut für mich wäre und nicht wirklich gut für einen mir nahestehenden Menschen. Ich überlege seit Tagen hin und her. Mir wird wieder einmal klar wie mächtig und folgenschwer Entscheidungen sein können. Ein „Ja“ für mich, kann so viel anrichten beim anderen.
Ich bin Teil eines größeren Ganzen und trage die Verantwortung für meinen eigenen Weg, aber auch für die, denen ich auf meiner Reise begegne und denen ich begegnet bin. Das Gleichgewicht zwischen den eigenen Wünschen und Bedürfnissen und den Wünschen und Bedürfnissen anderer zu finden, ist nicht immer leicht. Da schickt mir das Leben eine schöne Möglichkeit und ich frage mich: Kann ich mein Glück auf der Verletzung eines anderen bauen? Dieser andere hat mich einmal tief verletzt. „Er hat sich damals gegen dein Wohlergehen entschieden, es war ihm gleichgültig, er hat nur an sich selbst gedacht, ist nur seinen Bedürfnissen gefolgt, also was kümmert dich sein Wohlergehen, das ist ein große Chance, ergreif sie! Sei doch nicht blöd, so eine Möglichkeit bekommst du kein zweites Mal“, sagt eine Stimme in mir.
Eine andere Stimme sagt: "Du hast Werte. Hast du das vergessen?"
Meine höchsten Werte sind Liebe, Ehrlichkeit, Loyalität und Mitgefühl. Ich folge diesen Werten, sie sind das, was mich trägt, wonach ich mein Handen ausrichte und was mich immer gehalten hat. Sie sind auch das, was ich mir von anderen Menschen, die sich mir nähern, wünsche. Ein „Ja“ würde nicht nur gegen diesen einen Menschen sprechen, es würde gegen meine Werte sprechen, es würde all das, wofür ich stehe, zur Lüge machen. Ich wäre eine Verräterin an mir selbst. Nein, ich will den anderen nicht verletzen und ich will mich selbst nicht verletzen.
Doch gleichzeitig ist da diese Chance. Diese Sehnsucht in mir, die sich mit meinem Ja erfüllen könnte. „Auch du hast das Recht auf Glück!“, meldet sich die erste Stimme wieder.
Nur, ist das wirklich Glück?
Und dann ist da noch Karma, das Gesetz von Ursache und Wirkung. Ungute Handlungen bringen Ungutes für uns selbst und andere. Gute Handlungen bringen Gutes für uns selbst und andere.
Während ich noch immer auf der Kante zwischen Ja und Nein balanciere, kommt eine dritte Stimme in mir hoch: "Die richtigen Entscheidungen sind diejenigen, die aus einem Ort des Mitgefühls und der Wahrhaftigkeit geboren werden."
Und so ist es.

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