Samstag, 31. Mai 2025

Es "sein lassen" und es "loslassen" - ein feiner Unterschied



Ist "sein lassen" loslassen?
Ist es nicht.
Sein lassen und loslassen, beide Begriffe beschreiben die Möglichkeit des Umgangs mit Dingen, Situationen, Zuständen, Beziehungen oder Menschen, jedoch gibt es feine Nuancen. Der Unterschied zwischen „sein lassen“ und „loslassen“ ist subtil, aber von Bedeutung.
„Sein lassen“ bedeutet: Ich lasse es oder etwas, einen anderen oder mich selbst sein, was heißt: ich akzeptiere es wie es ist, ohne in irgendeiner Weise dirigistisch einzugreifen oder es aktiv verändern zu wollen. Sein lassen bedeutet, ich lasse zu, was ist und unterlasse es Situationen oder Menschen zu kontrollieren oder zu beeinflussen. Ich lasse es bleiben.
Indem ich sage: „Ich lasse es sein“, akzeptiere ich die Gegebenheiten oder das Verhalten anderer oder auch mich selbst. Ich lasse es sein, auch wenn das was ist, nicht meinen Vorstellungen und Erwartungen entspricht. „Sein lassen“ ist eine Haltung der Gelassenheit, die Fähigkeit, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sich zeigen und entfalten.
 
„Loslassen“ hingegen geht über das Sein lassen hinaus. Loslassen ist keine Haltung, sondern ein Prozess. 
 
Es bezieht sich auf die Absicht, die Entscheidung oder die Notwenigkeit mich von etwas zu lösen. Loslassen ist immer ein aktiver Prozess, der mit persönlichkeits- und lebensverändernden Erfahrungen und Emotionen verbunden ist, wie das Überwinden von Schmerz, Trauer, Wut, Ohnmachtsgefühlen oder belastenden Umständen. Loslassen ist ein Ablösungsprozess in dessen Verlauf wir uns von etwas lösen, was uns belastet, schmerzt oder uns nicht mehr dienlich sind. Loslassen erfordert Bereitschaft, Mut und die bewusste Entscheidung uns vom Alten zu lösen, um am Ende des Prozesses Raum für Neues zu schaffen. Kurz: „Sein lassen“ betont die Haltung der Akzeptanz des gegenwärtigen Zustands, während „loslassen“ die aktive Entscheidung zur Lösung und emotionalen Befreiung bedeutet. Beides sind wichtige Elemente im Prozess unseres persönlichen Wachstums. Und manchmal müssen wir erst etwas sein lassen um es loslassen zu können. 
 
 
Angelika Wende

Donnerstag, 29. Mai 2025

Eine Liebe loslassen

 



Ständig hören oder lesen wir vom Loslassen.
“Lass deine Vergangenheit los.”
“Lass deine Angst, deine Wut , deine Trauer, deinen Schmerz los.
"Lass deine destruktiven Gedanken los."
"Lass diesen Menschen los."
Das ist das Schwerste, einen Menschen loszulassen, den wir lieben.
Allein das Wort „Loslassen“ löst in den meisten von uns einen inneren Widerstand aus.
Loslassen assoziieren wir mit Verlust.
Beim Gedanken an das Loslassen tut es schon weh.
Das ist absolut normal.
 
Was immer wir auch loslassen wollen, es fällt schwer. Wir möchten es festhalten, weil es ist ein Teil von uns geworden ist. Und wer hat nicht Angst davor einen Teil von sich selbst zu verlieren? Auch das ist vollkommen normal und zutiefst menschlich.
Wenn wir nicht loslassen können, haben wir einen Grund, warum wir es nicht können. Und diesen Grund dürfen wir wertschätzen, anstatt uns für unser Nicht-Loslassen-Können zu verurteilen.
Es geht darum zu verstehen, was der Grund ist, warum wir festhalten. Welches Bedürfnis steht dahinter?
Im Kern haben alle Bedürfnisse, die uns am Loslassen hindern einen Grund: Wir brauchen etwas, was wir uns selbst nicht geben können. Und auch das ist normal, denn Niemand kann sich selbst alles geben. Auch wenn man uns das immer wieder erzählen will. Dann fallen Worte wie Selbstfreundschaft, Selbstfürsorge, Selbstliebe oder gar Erleuchtung.
Große Worte, wichtige Worte. Ja.
Aber auch Selbstliebe heißt nicht, wir haben keine Bedürfnisse. Sogar der Erleuchtete hat Bedürfnisse, nämlich sein Wissen weiterzugeben, wie es Buddha und all die anderen Weisen getan haben. Sie hatten das Bedürfnis nach Resonanz, sonst könnten sie alleine in ihrer Erleuchtung die ewige Glückseligkeit huldigen und schweigen.
 
Niemand ist eine Insel.
Alain de Botton formuliert es so: „Vielleicht ist es wahr, dass wir nicht wirklich existieren, bis es jemanden gibt, der uns existieren sieht. Wir können nicht wirklich sprechen, bis es jemanden gibt, der versteht, was wir sagen. Im Grunde sind wir nicht ganz lebendig, bis wir geliebt werden.“
Wir alle wollen geliebt werden auch wenn wir Selbstliebe empfinden. Selbstliebe heißt nicht, ich sehne mich nicht danach geliebt zu sein, gesehen zu sein, gehört zu sein. Ganz und gar nicht, das zu glauben würde bedeuten an der Wirklichkeit der menschlichen Existenz vorbeizudenken, besser: sie zu überfühlen, sie abspalten um sie abzuwehren.
Ein Kind wird in Liebe geboren und es braucht liebevolle Resonanz um sich selbst überhaupt wahrzunehmen und zu fühlen. Liebe sucht Resonanz, sie sucht nach Verbindung und Verbundenheit um sich zu entfalten. Sicher wir können uns später selbst lieben, wir können lieben was wir tun, wie können die Schönheiten der Welt lieben, aber das ist nicht dasselbe wie Liebe zu empfangen von einem menschlichen Gegenüber. 
 
Liebe und Verbundenheit haben eine essenzielle Bedeutung für unser Überleben. Ohne Liebe gehen wir emotional zugrunde. Ohne Liebe würde ein Kind sterben.
Das Ich braucht das Du, wusste schon Martin Buber. Und das bedeutet, dass unser "Ich", unsere Selbstwerdung, erst in Resonanz mit dem "Du", dem Anderen, entsteht.
"Das Ich wird am Du zum Ich“.
Und das hat nichts mit Abhängigkeit zu tun und nicht mit mangelnder Selbstliebe.
Loslassen, was wir lieben ist also ganz und gar nicht einfach.
Uns lösen von diesem geliebten Menschen, von dieser gemeinsamen Zeit und all den Erinnerungen an diese eine Liebe, ist ein mitunter langer, schmerzhafter Prozess.
Loslassen bedeutet nicht, dass wir Schmerz und Trauer einfach akzeptieren. Es bedeutet genau das Gegenteil: unsere Gefühle zuzulassen, ihre berechtigte Existenz und ihren Grund anzuerkennen und zu achten und alle Gefühle, die mit dem Loslassen einher gehen, willkommen zu heißen und sie sein zu lassen.
 
Es geht beim Loslassen nicht um Kapitulation, es geht darum, das Festhalten nach und nach sanft zu lösen, und nicht darum das Loslassen aktiv mit aller Macht herbeizuführen.  
Es geht darum auch das Gefühl von Hilflosigkeit empfinden zu dürfen. Und es geht darum es anzunehmen, solange es dauert und zu erkennen, dass es manchmal der einzige ehrliche Weg nach vorne ist, traurig zu sein. Im Verlauf dieses Ablösungsprozesses lernen und erfahren wir unser Leben nicht mehr von unserem Verlust abhängig zu machen und uns dem hinzugeben, was ist, wie es nun mal ist. Es bedeutet, dass wir aufhören, Halt zu suchen in einer verlorenen Liebe, den sie uns nicht mehr geben kann, und ihn da zu finden, wo er wirklich existiert: Im Vertrauen in den Wandel des Lebens.
Loslassen lernen heißt für mich: Vertrauen lernen und wenn die Zeit reif ist, wieder Frieden finden, trotz unserem Verlust. Es bedeutet, dem Leben selbst zu vertrauen, sich dem Wandel hinzugeben, auch wenn es weh tut. Echter Frieden entsteht nicht durch die Vermeidung von Leid, sondern durch dessen Verständnis und Akzeptanz. Und ja, das kann dauern. 
 
 
Angelika Wende
Kontakt: aw@wende-praxis.de

Dienstag, 27. Mai 2025

Dystopie



 

Alles grau. Graue Straßen. Leere Gebäude. In der Luft wabert der Geruch von Resignation. Verfall macht sich breit. Menschen, gefangen in ihrem täglichen Überlebenskampf, ziehen mit leeren Augen und grauen Gesichtern durch die schattenhaften Straßen und Häuserreihen. Zerfall überall. 

Träume sind nur noch blasse Erinnerungen, flüchtige Schatten auf dem Grund der Seele. Das Lächeln ist rar geworden. Wenn es einmal erscheint, gleicht es einer Maske, die sich vor die innere Leere schiebt.

Dystopie, der Ort, den wir nicht wollen, der postapokalyptische Moment, die Umwälzung der alten Weltordnung. Freiheit, Selbstbestimmung - nur noch Worte aus längst vergangener Zeit. Gedanken kontrolliert, Meinungen abgewürgt, Worte verstummt.

Resignation, Verzweiflung und Angst sind der alltägliche Subtext. Die Hoffnung ist aus den Herzen verdrängt, die Zuversicht verloren. Zu lange schon ist es grau und dunkel.

In den tiefsten Tiefen des dystopischen Albtraums ist da ein leises, eindringliches Murmeln, das zu einem lauten Schrei wird: „Wir sind hier! Wir existieren! Wir sind lebendig! Wir wollen eine bessere Welt! Wir sind bereit, kämpfen, für das, was verloren ist!"

Immer gibt es die Möglichkeit auf Wandel.

Es ist das Bewusstsein und der Mut des Einzelnen der zählt. Eine einzige Stimme kann die Mauer des Schweigens durchbrechen, viele Stimmen können viele Mauern durchbrechen.

Dystopie, nicht nur Ort der Verzweiflung, sondern auch Feld des Widerstands, ein Feld für die Hoffnung, die niemals ganz erlischt, solange es Menschen gibt.


Montag, 26. Mai 2025

Mens sana in corpore sano

 



In der Hektik des Alltags vergessen wir oft, innezuhalten und unseren Körper wertzuschätzen. Dabei ist er ein wahres Wunderwerk, das uns jeden Tag auf unzählige Weise dient. Jeder Atemzug, jeder Herzschlag, jeder Handgriff den wir machen, geschieht ohne bewusste Anstrengung wie von selbst. All das nehmen wir, solange wir gesund sind und unser Körper funktioniert, als selbstverständlich. Erst wenn wir krank sind oder unser Körper zu altern und zu schwächeln beginnt, erkennen wir: Es ist nicht selbstverständlich. Unser Körper ist der Tempel unserer Seele und das Fundament unseres Lebens und er ist, wie alles Lebendige, verletzlich und vergänglich.
 
Unser Körper ist mehr ist als nur eine äußere Hülle.
Er ist ein hochkomplexes System, das uns ermöglicht, zu denken, zu fühlen, zu erleben und zu wachsen. Jeder Körper ist einzigartig und hat seine eigene Geschichte. Und jeder Körper erzählt eine Geschichte.
Indem wir Dankbarkeit für unseren Körper empfinden, lernen wir, ihn zu achten und zu lieben, unabhängig von gesellschaftlichen Normen oder Vergleichen mit anderen.
Dankbarkeit für den Körper bedeutet, ihn zu wertschätzen.
Unsere Beine tragen uns durch den Tag, sie ermöglichen uns, zu gehen, zu rennen, zu tanzen und die Welt zu entdecken. Unsere Hände können formen, gestalten, kreieren, kommunizieren, tasten, berühren und unsere Gefühle ausdrücken. Unsere Sinne eröffnen uns eine Fülle von Eindrücken: die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut, der Duft der blühenden Pfingstrosen, der Geschmack unserer Lieblingsspeisen, der Gesang der Vögel, das Lächeln eines geliebten Menschen – all das macht unser Leben reicher und lässt uns die Schönheit um uns herum wahrnehmen. Indem wir Dankbarkeit für unseren Körper empfinden, lernen wir ihn zu akzeptieren und zu lieben, und was wir lieben, behandeln wir liebevoll und fürsorglich. Zu selten machen wir uns bewusst, dass unser Körper mehr ist als nur eine äußere Hülle. Zu selten schenken wir ihm die Achtsamkeit und die Wertschätzung, die ihm gebührt. Wenn wir unseren Körper wertschätzen, neigen wir dazu, gut für ihn zu sorgen – durch gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Ruhephasen. Wir hören auf, ihn zu überfordern und anzutreiben, ihn mit Ungesundem zu vergiften und ihn als selbstverständlich zu nehmen, wir achten auf seine Bedürfnisse und schenken ihm die Aufmerksamkeit und Zuwendung, die er verdient.
 
Indem wir unseren Körper wertschätzen, schaffen wir eine tiefere Verbindung zu uns selbst und zu unserem Leben.  
Denn letztlich ist unser Körper unser treuer Begleiter, der uns durch alle Höhen und Tiefen des Lebens führt. Er hat es verdient, dass wir ihm Anerkennung, Respekt und Fürsorge entgegenbringen. „Mens sana in corpore sano“ ist ein bekannter Satz des römischen Dichters Juvenal. Er bedeutet: " Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper." In diesen Worten verbirgt sich viel Wahrheit, denn ein gesunder Körper ist die Basis für einen gesunden Geist.
 
Denke immer daran, dass dein Körper nicht für immer hierbleibt,
dass er alles für dich tut, was er kann,
solange er kann.
Darum behandle ihn gut.

Samstag, 24. Mai 2025

Weil ich endlich geliebt sein will

 


S C H M E R Z

In der Mitte
Schmerz
In der Mitte
öffnet der Schmerz
die empfindsamste Stelle 

Durch den Riss in der Mitte 

aus der Mitte 

dringt Innerstes nach Außen 

 

Ich gehe zu meinem Analytiker. Dr. Breuer sitzt in seinem Sessel, ich sitze ihm gegenüber. Er schweigt die meiste Zeit. Ich kotze meine Wut aus. Die mörderische Wut, die ich auf dich habe, weil du kaputt machst, was gut war. Niemand kann sich an der Seite eines Alkoholikers gut fühlen. Die Wut auf das Trinken wächst mit jedem Rausch. Angestaute Wut, die durch das Schlucken von Angst, Ohnmacht und Verzweiflung einen Punkt erreicht, an dem sie explodiert. Sie ist stark, vehement, sie muss sich entladen, sonst platzt man. Dann kommt das Begreifen, wie sinnlos der Ausbruch ist, weil er nichts ändert. Man schämt sich. Aber es hört nicht auf. Die Wut speist sich aus dem, was war und dem Wissen, dass es nicht besser wird. Weil dieSucht nicht aufhört. Nicht durch Wut, nicht durch Verstehen, nicht durch Liebe. Wieder wird getrunken, wieder gibt es Ausfälle, Angriffe, Beleidigungen, Demütigungen, Gestank und schreckliche Stunden während und nach dem Saufen. Wieder sammelt sich Wut.

Man beginnt sich selbst zu verachten. Man fragt sich, was man da überhaupt macht. Man fragt sich, ob das ein Leben ist, das man sich wünscht. Man fragt sich, warum man das aushält. Man fragt sich, ob das überhaupt Liebe ist. Liebe, die so weh tut, ist keine Liebe. Man weiß das. Man weiß, es geht nicht mehr um Liebe. Man weiß, man ist abhängig von der Sehnsucht zu lieben und geliebt zu werden. Man findet sich damit ab, nicht geliebt zu werden, stattdessen findet man sich damit ab, gebraucht zu werden. Man weiß, man ist abhängig vom Gebrauchtwerden. Man schämt sich vor sich selbst, macht sich Vorwürfe, dass man bleibt. Man fühlt sich klein und schwach und mies und schuldig wegen der Wut, die nicht weggeht. Man fragt sich, wie man so weit hat kommen lassen konnte. Ob man das ist, dieses wütende, verzweifelte Etwas. Man erkennt sich selbst nicht mehr. Man schluckt. Immer wieder schluckt man den Schmerz. Das schwächt, macht müde und das Leben schwer. Man weiß, man muss loslassen. Und weiß nicht wie. Die Vorstellung, denjenigen an den Alkohol zu verlieren, den man liebt, ist so grausam wie ein Verbrechen. Sich selbst zu verlieren, ist ein noch größeres Verbrechen.

Mittwoch, 21. Mai 2025

Aus der Praxis: Der mächtige Gegner Sucht

 

 
                                      Aus meinem Buch: Weil ich endlich geliebt sein will ...


Sucht hat viele Erscheinungsformen. Aber alle Süchte haben eins gemeinsam: Sie sind der Versuch schmerzliche Erfahrungen und Gefühle nicht spüren zu müssen. Sie zu betäuben, weil sie unaushaltbar scheinen. „Sucht = Schmerz“, schreibt der Arzt, Sucht-und Traumaexperte Gabor Maté in seinem Buch „Im Reich der hungrigen Geister“. Und weiter: „Wo immer Suchtverhalten auftritt, kann man fragen welcher Schmerz nicht gefühlt ist. Die erste Frage lautet nicht: Warum die Sucht?, sondern warum der Schmerz?“
Süchtige tun alles um Schmerz zu vermeiden.
Sie tun alles um das Gefühl der Leere zu vermeiden.
Diese innere Leere ist Kern jeder Sucht.
Die Leere, die entsteht, wo tiefes Unbehagen mit sich selbst herrscht, das bis hin zum Selbsthass gehen kann. Die Leere, die entsteht wo ein riesiger Mangel herrscht an Liebe und eine Überfülle an Verzweiflung, Schmerz und Leid.
„Was ist Sucht wirklich? Sie ist ein Zeichen, ein Signal, ein Symptom der Verzweiflung. Sie ist eine Sprache, die uns von der Notlage erzählt, die verstanden werden muss“, schreibt Alice Miller in Abbruch der Schweigemauer.
 
Sucht ist immer der verzweifelte Versuch das Problem des emotionalen Schmerzes zu lösen und immer führt sie zu keiner Lösung, sondern zu Siechtum, wenn sie nicht gestoppt werden kann.  
Ich habe von Kind an mit Sucht zu tun. Mein Vater trank, meine Mutter war abhängig von Beruhigungstabletten. Beide konnten die Sucht irgendwann in ihren späteren Jahren stoppen. Der Vater meines Sohnes wurde nach einem Schicksalsschlag alkoholkrank. Er ist an seiner Sucht früh verstorben. Mein letzter Partner war alkoholkrank. Er ist sechsundfünfzig Jahre alt und hat nach einem Herzinfarkt jetzt drei Stents im Herzen. Er trinkt weiter. Ich habe ein Buch über Sucht und Co-abhängigkeit geschrieben. Sucht ist ein Thema, das mein Leben durchzieht. Ich arbeite mit Suchtkranken und mit Co-abhängigen. Ich kenne den Schmerz, die Verzweiflung und das Leid beider Seiten, weil ich es selbst erlebt und gefühlt habe. Wenn ich auf all diese Menschen blicke, kann ich Gabor Maté beipflichten: Süchtige leiden an sich selbst. Süchtige sind verzweifelte Menschen.
Ich weiß aus Erfahrung, es gibt für sie nichts, was sie mehr bedroht als die Vorstellung von ihrem Suchtmittel lassen zu müssen. Denn die Angst davor, die Verzweiflung könnte dann so groß werden, dass sie sie zerbricht, ist größer als die Krankheitseinsicht und die Kraft die Sucht zu stoppen. Und weil diese Vorstellung so bedrohlich ist, schaffen es viele nicht aufzuhören. Sie bleiben süchtig.
Das Suchtmittel wirkt wie ein keines Wunder. Es bietet all das, was diesen Menschen aus sich selbst heraus nicht gelingt und was kein anderer Mensch ihnen geben kann – es beruhigt, es betäubt, es verschafft gute Gefühle. Es ist wie eine universelle warme Umarmung, ein Gehaltensein, das keine weltliche Liebe geben kann. Endlich ist es gut. Für Momente in der Zeit ist die Verzweiflung aufgelöst.
Darum geht es: diesen Moment wiederhaben wollen, immer wieder, weil dann Ruhe ist. Endlich ist Ruhe im Kopf, in der Seele, im Herzen. 
 
Sucht ist Sehnsucht und Siechtum. Viele Süchtige wissen das, sie wissen es und können nicht einfach aufhören, auch wenn sie es wollten. 
Längst ist da der Kontrollverlust, das unkontrollierbare Verlangen nach dem Suchtmittel oder dem Suchtverhalten, die Unfähigkeit frei zu entscheiden, ob, wann und wie viel konsumiert wird, die Unfähigkeit das selbstschädigende, aber Erlösung versprechende Vorhaben gegen die eigene Einsicht und Vernunft durchzusetzen. Viele Süchtige merken erst dann, dass sie die vollends die Kontrolle verloren haben, wenn sie sich dem Suchtmittel entziehen wollen. 
 
Gegen die Sucht anzukämpfen ist unfassbar schwer.
Für den Süchtigen und für den, der den Weg der Genesung mitgeht, in welcher Funktion auch immer. 
Es ist ein Kampf gegen einen mächtigen Gegner, der einerseits barmherzig und anderseits unbarmherzig ist. Barmherzig, weil der die Verzweiflung kurzfristig erlöst und unbarmherzig, weil er nach immer mehr verlangt und jedes Mehr vom Suchtmittel zerstörerisch wirkt.
Was also gibt es anderes, was das für den Süchtigen tun kann?
Was gibt es anderes, wenn nicht einmal die Liebe retten kann, was ich selbst schmerzhaft begreifen und akzeptieren musste.
Was also ist es, was das bieten kann, was das Suchtmittel kurzfristig immer wieder bietet?
Was ist es, was ersehnt wird?
Und was, wenn das erkannt wird, ist zu tun?
Entzug ist der erste Schritt. Aber Entzug bedeutet nicht Heilung. Mit dem Entzug ist das Suchtgedächtnis nicht überschrieben. Gehirnstrukturen veränderten sich nur durch neue Lernprozesse und neues Handeln.
Was hilft also um das Suchtgedächtnis zu überschreiben?
Vor diesen Fragen steht jeder Süchtige, der Krankheitseinsicht hat und seine Sucht stoppen will.
Und wenn er das erkannt wird, woher bekommt er es?
Woher bekommt er all das wonach er sich sehnt?
Wie etwas bekommen, was nie da war?
Wie etwas bekommen, was den Schmerz beendet oder zumindest aushaltbar macht?
Wie die Leere füllen, die da ist und noch größer ist als mit dem Suchtmittel, das sie ab und zu füllt?
Wie sich selbst lieben, wertschätzen, gut zu sich sein, wenn es nie gelernt wurde und nicht gefühlt wird? Ich weiß es nicht. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich es nicht.
Aber ich fühle, worum es im Kern geht: Die innere Leere füllen, nüchtern werden und den Schmerz annehmen und mit ihm leben lernen, ohne ihn betäuben zu müssen. 
 
 
Angelika Wende
Kontakt: aw@wende-praxis.de

Sonntag, 18. Mai 2025

Einfacher


 

Das Leben wird so viel einfacher, wenn du erkennst, 
dass du nicht viel brauchst, 
um ein zufriedenes und friedliches Leben zu führen.
 

Samstag, 17. Mai 2025

Hurt people hurt people. Until they heal.


 
Es macht es etwas mit uns, wenn andere uns nicht so wertschätzend und liebevoll behandeln, wie wir es uns wünschen. Es macht etwas mit uns, wenn wir verletzt werden, egal ob die Verletzung bewusst so gemeint ist, oder ob wir das nur so empfinden. Es macht viel mit uns, wenn uns die Menschen verletzen, die wir lieben. Aber oft sind es genau diese Menschen die das tun.
 
Wir alle wollen geliebt und geachtet werden. Wir wollen uns gut fühlen und hoffen, dass andere das auch für uns wollen.
Die Realität ist: Wir werden verletzt. Immer wieder.
Wir werden nicht unverletzt durch dieses Leben gehen.
Verletzungen gehören zum Menschsein dazu.
Menschen verletzen Menschen. Wir alle sind in irgendeiner Weise verletzte Wesen.
 
Hurt people hurt people. Until they heal.
Verletzen ist leicht, heilen schwer.
Leider machen sich nur wenige auf den Weg, um zu heilen.
Das können wir nicht ändern, aber wir können uns selbst auf den Weg machen, uns selbst können wir ändern, wir selbst können uns um Heilung bemühen. Und manchmal braucht es eine richtig krasse Verletzung, damit wir das tun.
Verletzungen wühlen uns auf.
Da legen sich neue auf alte Wunden und die Wenigsten von uns sind sich ihrer selbst so bewusst, dass sie wissen, wann eine neue Verletzung eine alte Verletzung triggert. Das Kind in uns ist hochsensibel und empfindlich. Seine Wunden sind nicht alle verheilt, auch wenn wir jahrelang an uns selbst arbeiten.
Es gibt Verletzungen, die niemals heilen. Sie sind wie alte Wunden – vernarbt. Dennoch spüren wir sie, wenn sie berührt werden, schmerzhaft. Wir leiden. 
 
Schmerz und Leid folgen auf Verletzungen. Sie sind ist ein Teil jedes Lebens. Jedes Lebewesen empfindet Schmerz. Das zu akzeptieren ist weise.
Sich dagegen zu wehren schafft dauerhaftes Leiden.
Schmerz und Leid gehört zum Lebendigsein.
Ein zentraler Satz im Buddhismus lautet: „Leiden gehört zum Leben.“ Im Buddhismus wird Leiden als ein grundlegendes Merkmal des Lebens angesehen. Die erste von Buddhas Vier Edlen Wahrheiten besagt, dass Leid ein Teil des Lebens ist, dass Geburt, Alter, Krankheit und Tod Leiden sind, aber auch das Leiden, das durch unangenehme Gesellschaft entsteht – eben auch durch Verletzungen.
Zugleich ist Leiden nicht etwas, das wir nicht einfach passiv hinnehmen und alternativlos akzeptieren müssen. Es ist vielmehr eine Herausforderung den Kreislauf des Leidens zu durchbrechen, indem wir die Möglichkeit nutzen aus dem Leid zu lernen und zu wachsen. 
 
Die Frage: Wie können wir uns vor Verletzungen schützen?, erübrigt sich also.
Wir können es nicht. Ebensowenig wie wir uns vor dem Schicksal schützen können, das bisweilen zuschlägt, ohne Vorwarnung, wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Das ist Leben. Sich das bewusst zu machen ist ein Zeichen von Reife.
Eine reife Frage ist: Wie gehe ich mit einer Verletzung um?
Verletzt zu sein, es zuzugeben, zu weinen, zu trauern, enttäuscht zu sein, traurig zu sein, dafür müssen wir uns nicht rechtfertigen oder gar entschuldigen. Und doch versuchen die meisten Menschen ihre Verletzungen und ihren Schmerz zu verstecken. Sie tun glücklich und sind rotzunglücklich. Sie gaukeln sich selbst und anderen etwas vor. Sie betäuben sich mit allem möglichen, sie lenken sich ab, sie tun als ob und posten glückstrahlende Selfies auf Facebook und Instagram während sie zuhause sitzen und sich wie ein Häufchen Elend fühlen.
Schöne neue Welt.
Nein, nicht schön. Verlogene Welt.
Eine Welt, die uns den Eindruck vermittelt, dass nur wir Schmerz erleben und dass Schmerz und Leid unnormal sind und etwas für die Schwachen, die Opfer. Schmerz ist Etwas, das nicht okay ist. Was für ein Blödsinn! Das führt genau dazu, was ganz und gar nicht hilfreich ist. Wir versuchen krampfhaft den Schmerz zu ignorieren. Wir verdrängen und überspielen ihn. Wir wollen ihn ganz schnell wieder weghaben.
Und genau das funktioniert nicht.
 
Es gibt Verletzungen, die wir eben nicht so einfach wegstecken, die uns lange begleiten. Manche ein Leben lang. So ist es und es ist wie es ist.
Nein, wir können uns vor Verletzungen nicht schützen, aber wir können lernen angemessen damit umzugehen.
Wir können nicht entscheiden, ob uns jemand verletzt, aber wir entscheiden, wie wir damit umgehen. Wir selbst tragen die Verantwortung dafür, ob wir Verletzungen die Macht über uns geben oder ob wir sie bewusst anschauen und uns fragen:
Was mache ich damit?
Was kann ich daraus lernen?
Wie entscheide ich damit umzugehen, so dass ich den Schmerz nicht unnötig verstärke?
Was sagt mir diese Verletzung über die Beziehung zu dem Menschen, der mich verletzt hat?
Ist diese Beziehung gut für mein Wohlergehen oder ist es an der Zeit in Distanz zu gehen um zu genesen?
 
Der Buddhismus lehrt uns den Weg nach Innen.
Der Weg aus dem Leiden ist der Weg inneren Wachstums.
Schmerz, der weggedrückt wird schafft Leiden. Schmerz ist normal, Leiden ist optional.
Wenn wir wieder einmal verletzt werden, könnten wir uns sagen: Ja, das ist schmerzhaft. Das tut weh. Und das Gefühl da sein lassen. Wir nehmen das Gefühl an. Wir akzeptieren, dass wir fühlen, was wir fühlen. Wir akzeptieren, dass da ist, was da ist im Wissen - es wird sich wandeln. Wir umarmen das Gefühl. Wir spenden uns Trost, wir halten das Gefühl im Arm wie ein verletztes kleines Kind. Wir wiegen es. Wir beruhigen es, so wie wir ein Kind beruhigen würden. Wir üben Selbstberuhigungskompetenz. Wir sorgen liebevoll für uns selbst, egal wie verletzt wir sind, gerade weil wir verletzt sind. 
 
"Wenn ich mir anschaue, mit welcher Kraft und Besessenheit die Verlassenen demjenigen hinterher trauern, der sie verletzt hat, denke ich mir, dass sie gar nichts anderes wollen."
 
Damaris Wiese
 
 
Angelika Wende

Donnerstag, 15. Mai 2025

Entscheidung

 



Ich muss eine Entscheidung treffen.
Eine, die gut für mich wäre und nicht wirklich gut für einen mir nahestehenden Menschen. Ich überlege seit Tagen hin und her. Mir wird wieder einmal klar wie mächtig und folgenschwer Entscheidungen sein können. Ein „Ja“ für mich, kann so viel anrichten beim anderen.
Ich bin Teil eines größeren Ganzen und trage die Verantwortung für meinen eigenen Weg, aber auch für die, denen ich auf meiner Reise begegne und denen ich begegnet bin. Das Gleichgewicht zwischen den eigenen Wünschen und Bedürfnissen und den Wünschen und Bedürfnissen anderer zu finden, ist nicht immer leicht. Da schickt mir das Leben eine schöne Möglichkeit und ich frage mich: Kann ich mein Glück auf der Verletzung eines anderen bauen? Dieser andere hat mich einmal tief verletzt. „Er hat sich damals gegen dein Wohlergehen entschieden, es war ihm gleichgültig, er hat nur an sich selbst gedacht, ist nur seinen Bedürfnissen gefolgt, also was kümmert dich sein Wohlergehen, das ist ein große Chance, ergreif sie! Sei doch nicht blöd, so eine Möglichkeit bekommst du kein zweites Mal“, sagt eine Stimme in mir.
 
Eine andere Stimme sagt: "Du hast Werte. Hast du das vergessen?"
Meine höchsten Werte sind Liebe, Ehrlichkeit, Loyalität und Mitgefühl. Ich folge diesen Werten, sie sind das, was mich trägt, wonach ich mein Handen ausrichte und was mich immer gehalten hat. Sie sind auch das, was ich mir von anderen Menschen, die sich mir nähern, wünsche. Ein „Ja“ würde nicht nur gegen diesen einen Menschen sprechen, es würde gegen meine Werte sprechen, es würde all das, wofür ich stehe, zur Lüge machen. Ich wäre eine Verräterin an mir selbst. Nein, ich will den anderen nicht verletzen und ich will mich selbst nicht verletzen.
Doch gleichzeitig ist da diese Chance. Diese Sehnsucht in mir, die sich mit meinem Ja erfüllen könnte. „Auch du hast das Recht auf Glück!“, meldet sich die erste Stimme wieder.
 
Nur, ist das wirklich Glück?
Und dann ist da noch Karma, das Gesetz von Ursache und Wirkung. Ungute Handlungen bringen Ungutes für uns selbst und andere. Gute Handlungen bringen Gutes für uns selbst und andere.
 
Während ich noch immer auf der Kante zwischen Ja und Nein balanciere, kommt eine dritte Stimme in mir hoch: "Die richtigen Entscheidungen sind diejenigen, die aus einem Ort des Mitgefühls und der Wahrhaftigkeit geboren werden."
Und so ist es.

Montag, 12. Mai 2025

Denken und Handeln

 



Es gibt Leute die reden ständig über ihre Pläne. Sie machen große Worte über das, was sie alles tun wollen und vorhaben, was sie ändern wollen, wo sie hin wollen. Sie malen schöne Bilder ihrer Visionen. Viele große Worte. Sieht man genau hin, folgen keine Taten. Und immer wieder, wenn du diese Leute trifftst, beginnt das Reden von vorne.
Geändert hat sich nichts.
Nichts gegen Träume. Manchen Menschen genügt es durchaus einfach nur zu träumen. Da kann sehr schön vom Alltag und den Anforderungen der Realität ablenken.
Man träumt, tut aber nichts.
Man behält damit die Illusion - man könnte, wenn man denn wirklich wollte. Man bewahrt sich vorm Scheitern, das auch eintreten könnte, würde man denn handeln. Man bleibt safe in der Komfortzone. Man fühlt sich groß und sicher in der Illusion des Machers, der machen könnte, wenn er es denn täte ...
 
 
"Ein Weiser lebt sein Leben, indem er handelt, und nicht indem er über das Handeln nachdenkt."
Carlos Castaneda

Samstag, 10. Mai 2025

Ein leeres, weißes Blatt

 



„Was wäre wenn…?“, denken… bezieht sich auf eine ungewisse Zukunft. „Was hätte sein können …“, denken …bezieht sich auf die unveränderbare Vergangenheit. "Was jetzt ist..", das ist die Gegenwart.
Die meisten von uns leben gedanklich irgendwo zwischen Vergangenheit und Zukunft, aber selten vollkommen präsent in der Gegenwart. Würde uns das gelingen, wäre das Leben einfacher. Wir wären all das Alte los, was da mal war, wir hätten keine Angst vor einer Zukunft, die vollkommen ungewiss ist, wir würden uns keine Gedanken darüber machen, was wird. Wir würden nicht mehr leiden, an dem, was schmerzhaft war und wir würden an nichts anhaften, wir würden nichts sein wollen, nur SEIN.
Aber so einfach ist es nicht. 
 
Alles ist eins. Und wenn alles eins ist, dann sind auch wir alles in Einem - unsere Vergangenheit, unsere Gegenwart und unsere Zukunft.
Die Vergangenheit prägt uns, die Gegenwart erleben und gestalten wir mit diesen Prägungen und die Zukunft ist ein Konglomerat aus dem, was uns geprägt hat, dem, was wir im Jetzt erleben und aus dem, was wir aus dem Handeln im Jetzt erschaffen und säen, denn damit beeinflussen wir die Zukunft.
Also alles andere als einfach, immer im Jetzt zu sein und es zu bleiben.
Würde es gelingen, was wäre anders?
Ich würde zu Beispiel niemals ein Buch über meine Erfahrungen schreiben. Ich wäre präsent im Jetzt, hätte alles Alte losgelassen und würde mich damit nicht mehr beschäftigen. Ich würde nicht aus meinen Erfahrungen lernen, sie nicht weitergeben wollen, ich würde nicht auf sie zurückgreifen und meine Lektionen ignorieren, ich wären ja stets präsent im Jetzt und würde nur den Moment wahrnehmen, beachten und in ihm leben. Was schert mich dann die Vergangenheit?
Ich hätte keine Visionen, würde keine Pläne für die Zukunft machen, hätte keine Ziele. Ich würde alles Vergangen und alles Zukünftige gedanklich loslassen und meinen Geist leeren, ich würde mich mit nichts identifizieren und nur beobachten, ich wäre frei von mir selbst, von meinen Gedanken und meinen Gefühlen. 
Und was wäre dann?
Ich würde jeden Morgen aufstehen und nur das wahrnehmen was jetzt ist, Moment für Moment und jeder Tag in meinem Leben wäre ein unbeschriebenes weißes Blatt, das sich mit dem füllt, was in jedem Augenblick geschieht und es dann sofort wieder löschen.
Ich frage mich: Wäre das ein besseres Leben?
So ein leeres weißes Blatt an jedem neuen Morgen und den Rest des Buches, den gäbe es nicht, weil ich ja alles loslasse, gestern, heute, morgen. Nur jeden Morgen eine neue leere Seite. Alles einfach nur geschehen lassen. Und dann gibt es nichts mehr zu tun und dann bleibt letztlich nur noch dieser Augenblick übrig.
Und täglich grüßt das Murmeltier! Nur anders als in dem gleichnamigen Film, nämlich: Und täglich grüßt das reine Jetzt. Der reine, klare Geist auf das gerichtet, was ich im Jetzigen Augenblick wahrnehme.
Das klingt nach Erleuchtung. Das klingt verlockend.
Das übe ich auch, ich bin achtsam bei dem, was ich wahrnehme und dem, was ich im Jetzt tue. Und in den Momenten, wenn ich meditiere, erlebe ich das auch manchmal, diese reine Präsenz im Jetzt. Das tut gut, dieses Versenken in mich selbst und keine Gedanken und keine Gefühle, die ich festhalte, nur geschehen lassen - Stille und Ruhe.
Aber will ich diesen Zustand dauerhaft?
Wie fühlt sich das an?
Seltsam fühlt sich das an, sehr begrenzt fühlt sich das an. Irgendwie leer fühlt sich das an.
In Wahrheit bin ich voll innen, voll mit Erinnerungen, voll mit Erfahrungen, voll mit Gedanken an gestern, heute und morgen. Ein ganzes Leben sitzt da vor diesem leeren Blatt im Jetzt. Und das ist okay so für mich. Das will ich auch nicht ändern, weil ich noch viele Bücher schreiben will, über die Dinge die waren, die sind und die sein könnten.
 
 
Angelika Wende
Kontakt: aw@wende-praxis.de

Freitag, 9. Mai 2025

Verrat

 



Schmerz, Trauer, Wut
hinter einer Mauer aus Schweigen
Rückzug ins Eigene
Nähe meiden
Angst vor Verletzung
Kein Wort zu viel
zu niemanden
Lächeln
so tun, als ob
Es geht mir gut, sagen
Scheinbar unverletzt
Du verletzt dich selbst
Die Wunde heißt
Einsamkeit.

Mittwoch, 7. Mai 2025

Karma

 
KARMA
ist lediglich das Gesetz von Ursache und Wirkung.
Ungute Handlungen bringen Ungutes für uns selbst und andere.
Gute Handlungen bringen Gutes für uns selbst und andere.

Montag, 5. Mai 2025

Eine kleine Geschichte über das Glück

 



Es gibt diese kleine Geschichte von dem Sufi Mystiker, der immer glücklich war.
Siebzig Jahre lang hatten die Leute ihn beobachtet, und er war nie unglücklich gewesen. Eines Tages fragten sie ihn: „Was ist das Geheimnis deines Glücks?“
Er antwortete: „Ich habe kein Geheimnis. Jeden Morgen wenn ich aufwache, meditiere ich für fünf Minuten und ich sage mir: „Du hast jetzt zwei Möglichkeiten, du kannst unglücklich sein, oder du kannst glücklich sein. Entscheide dich. Und ich habe mich immer dafür entschieden, glücklich zu sein.“
Wir haben die Wahl. Uns stehen alle Alternativen offen. Wir können nur das sehen, was wir nicht haben und dann unglücklich sein. Wir können sehen, was wir alles haben und glücklich sein. Glück hängt von dem Maß an Dankbarkeit ab, das wir empfinden. 
 
Die Macht liegt in deinen Händen, du musst dich nur auf die Dinge fokussieren, die dir gut tun, die dich inspirieren, die deine Seele füttern und deine Leidenschaft für das Leben wecken. 
 
 
Angelika Wende

Sonntag, 4. Mai 2025

Ein glücklicher Mensch

 

 

Heute meinte jemand, der mich nur über die sozialen Medien kennt: "Du bist ein glücklicher Mensch."

Ein glücklicher Mensch?
Was ist Glück?
Glück ereignet sich in Augenblicken.
Es ereignet sich, wo sich eine tiefe Sehnsucht erfüllt, wo etwas gelingt, was einem wertvoll und wichtig ist, wenn man seinem Wesen nach, leben kann, wo das eigene Tun als sinnvoll empfunden wird und wo man mit den Menschen sein darf, die man liebt.
So gesehen bin ich manchmal ein glücklicher Mensch.

Freitag, 2. Mai 2025

Die Magie beginnt in uns


 Entdecke die Magie in dir: Vertrauen, Heilung und Selbstliebe!

 




Hast du dir jemals gewünscht, dein volles Potenzial auszuschöpfen und die Kraft in dir zu entdecken?

Hast du dir jemals gewünscht, dein volles Potenzial auszuschöpfen und die Kraft in dir zu entdecken?
In meinem Buch "Die Magie beginnt in uns" lade ich dich ein, diese Reise zu anzutreten – eine Reise zu dir selbst, zu deinem inneren Licht und deiner Fähigkeit zu innerem Wachstum.
Wir alle tragen Wunden in uns und wir alle stehen immer wieder neu vor Herausforderungen im Leben. Doch genau in diesen Momenten können wir Stärke und Weisheit in uns finden. 
 
In den kurzen Essays und Impulsen meines Buches erkunden wir gemeinsam:
Die Kraft des Selbstvertrauens: Lerne, dir selbst zu vertrauen und die innere Stärke zu entdecken, die du schon immer in dir trägst.
Wechselspiele von Licht und Schatten: Erkenne, dass das Leben aus Höhen und Tiefen besteht und dass jede Erfahrung, sei sie noch so schmerzhaft, dich näher zu deinem wahren Selbst führen kann.
Selbstliebe als Schlüssel zur Heilung: Entdecke, wie wichtig es ist, sich selbst zu akzeptieren und zu lieben, um wahrhaftig zu genesen und zu wachsen. Selbstreflexion, Selbstkenntnis und Schöpfertum: Finde heraus, wie du durch Selbstkenntnis und Kreativität die SchöpferIn deines Lebens werden kannst – unabhängig von den Umständen.
Die Magie beginnt in uns" reflektiert die Komplexität der menschlichen Psyche, die Höhen und Tiefen des Lebens, der Selbstliebe und der Liebe. Die kurzen Essays und Impulse erzählen von Licht und Schatten, von Sehnsucht und Ankommen, von Selbstreflexion, Selbstkenntnis und Schöpfertum. Sie eröffnen neue Perspektiven und sind eine Quelle der Inspiration für alle, die auf dem Weg des inneren Wachstums sind.
 
"Wir sind viel stärker, als wir denken, wenn wir auf uns vertrauen. Und je mehr wir uns selbst vertrauen, desto heiler werden wir. Wir kommen nicht unverwundet durch dieses Leben. Wir alle müssen Federn lassen, aber es bedeutet nicht, dass wir das Fliegen verlernen."
 
Mein Buch ist überall im Buchhandel erhältlich, bei BoD und bei Amazon.
Auch als E-Book.


Herzlich

Angelika Wende