Montag, 21. Januar 2013

Gegenstand Realismus - Katalogtext und Rede zur großen Retrospektive des Realismus in Berlin


Real Irreal Surreal

WIRKLICHKEITEN DES REALISMUS

Eine subjektive Reflexion

                                  Gemälde Johannes Grützke

Ich begrüße Sie herzlich zur Großen Retrospektive des zeitgenössischen Realismus.

Zwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands und der Gründung des Künstlersonderbundes in Deutschland veranschaulicht diese Ausstellung mit fast 100 Künstlern und über 200 Werken der Malerei, Grafik und Bildhauerei hier in den Räumen der Uferhallen in Berlin-Wedding die Bedeutung der gegenständlichen Kunst der Gegenwart. Sie führt jene Künstlerinnen und Künstler zusammen, deren Werke erkennbar die künstlerische Auseinandersetzung mit der Gegenständlichkeit und dem Realismus ihrer Zeit widerspiegeln.

Es ist mir eine Ehre heute hier zu sein. Ich danke dem Künstlersonderbund für sein Vertrauen und auch dem Mitglied dieses Bundes, dem Maler Herrn Dietmar Groß, der mich empfohlen hat.

Ich werde nicht mit dem kunsthistorischen Auge auf diese Werke blicken, ich werde nicht auf jedes Einzelne eingehen können, dazu sind es zu viele, was ich im Folgenden zu sagen habe ist das Ergebnis meiner individuellen Auseinandersetzung mit dem zeitgenössischen Realismus.

Der Schweizer Schriftsteller Etienne Barillier gab in den Neunzigern ein Buch heraus mit dem Titel „Die künstliche Geliebte“. Der Protagonist, ein junger Mann, sehnt sich nach der einen wahren Liebe in Gestalt der idealen Geliebten, die die Welt mit all ihren Erscheinungen durch und mit seinen Augen sieht, die das Gleiche wie er fühlt und denkt. Nachdem er diese Sehnsucht in der Realität mit keiner Frau stillen kann erschafft er sich eine künstliche Geliebte nach seinem Ebenbild. Mit der Zeit jedoch entwickelt die künstliche Frau ein Eigenleben. Sie beginnt ihre eigene Wirklichkeit wahrzunehmen und zu erschaffen. Der junge Mann zerbricht an der Erkenntnis, dass nicht einmal das von ihm selbst erschaffene Wesen ein identischer Teil seines „in der Welt seins“ ist. Die Geschichte endet in abgrundtiefer Verzweiflung und  schließlich in Zerstörung.

„Der Glaube, es gäbe nur eine Wirklichkeit ist die gefährlichste aller Selbsttäuschungen. Es gibt sie nicht, diese eine Wirklichkeit, es gibt vielmehr zahllose Wirklichkeiten, die sehr widersprüchlich sein können, die alle das Ergebnis von Kommunikation und nicht der Widerschein ewiger objektiver Wahrheiten sind“, schreibt der Philosoph und Psychoanalytiker Paul Watzlawick in seinem Werk „Wie wirklich ist die Wirklichkeit?“. Er kommt zu dem Schluss, das der Glaube, dass die eigene Sicht der Wirklichkeit die Wirklichkeit schlechthin bedeute eine gefährliche Wahnidee sei, eine Anmaßung, ja gar die „think crime“ der menschlichen Existenz.

Ist es möglich, ist dieses Gedankenverbrechen der Urgrund für das Leiden in der Welt? Ist es unsere subjektive Sicht, die uns leiden macht, die Unfähigkeit der Akzeptanz der Dinge, wie sie sind. Aber was, wenn die Dinge nicht sind, was sie sind, es niemals sein können, wenn es dieses objektiv Seiende nicht gibt, wenn das Seiende eine nichtfassbare Größe ist, wenn jedes Ding nur der Widerschein dessen ist, was sich in uns spiegelt und wir uns wiederum in ihm? Dann gibt es nur subjektive Annahmen und keine Wirklichkeit. Dann gibt es kein Richtig und kein Falsch, dann gibt es das Individuum in seinem Hineingeworfensein in die Welt, den Schmerz des Getrenntseins und die ewige Suche nach Wahrheit.

Eine Suche, die mit der Frage beginnen könnte: Was ist Realität? Was ist real und damit in unseren Augen wahr? Ist Wirklichkeit, wie Watzlawick behauptet, etwas individuell Konstruiertes? Oder ist sie eine messbare, bestimmbare, überprüfbare, beweisbare, allgemeingültig existierende verbindliche Größe? Ist Wahrheit, wie Heidegger sagt, niemals an sich, von selbst vorhanden und als solche entzifferbar, sondern erstritten? Die Kunst als Formbehauptung, insbesondere der Realismus, ist wie die Philosophie Wahrheitsbehauptung, eine Realitätsform von Wahrheiten, die nicht präexistieren. In beiden Fällen werden Wahrheiten konstruiert, welche die Ordnung der Tatsachen korrumpieren.

War die Vorstellung von Wirklichkeit früher so konzipiert, dass man, ob ihrer Härte, dagegen stieß so ist sie heute mehr und mehr ein fließendes, zerfließendes Gebilde, das sich in Frage stellt sobald wir Fragen stellen, schon weil wir selbst in Frage gestellt werden, sobald wir realisieren. Die reale Welt und das reale Ich, von dem wir längst wissen, dass auch dieses aus vielen Ichs besteht, erweist sich als subjektiv interpretatives Substrat aus dem wogenden Meer der Möglichkeiten, welches der Mensch selbst herausfischt.

Die Dinge sind abhängig vom Auge des Betrachters.

Niemals nehmen wir an den Erscheinungen, zu deren Bildung unsere Sinne angeregt werden, Wirklichkeit wahr. Sobald zu den Erscheinungen der Gedanke oder das Gefühl tritt kommt eine neue Tönung hinzu. Die Sinne können uns die Wirklichkeit nicht geben, sondern umgekehrt ist sie etwas, das wir den Sinnen geben.
Wirklichkeit ist eine Beziehung des Geistes zum Geheimnis des Seins.
Dies ist der tiefste Grund, weshalb der Realismus mit der Wirklichkeit als solcher nichts zu schaffen hat: weil sie Sache der Sinne ist, weil sie etwas Abstraktes ist und unter der Oberfläche der Dinge liegt. Der Realismus fügt die Qualitäten der Wirklichkeit zu neuen Gebilden zusammen. Er nimmt sie als Vorlage, als Motiv für ein Hervorbringen jener inneren Zustände und Impulse, Gefühle und Assoziationen, die sich an die Erscheinungen der Dinge knüpfen und verarbeitet sie, über ihre bloße Erscheinung hinaus, zu einem neuen Bild von Realität. Realismus, vom Lateinischen „realis“, bedeutet so viel wie „die Sache betreffend“. Von Frankreich ausgehend setzte er sich im 19. Jahrhundert in der Malerei durch. Den Malern war die historisierende, idealisierende Darstellung in der Romantik ein Dorn im Auge, sie wollten das Alltägliche, das sich an den Sinnen orientierende Fassbare, darstellen.
Der Realismus ist immer ein optisches Spiel mit der Wahrnehmung, er bringt den Reiz der Erscheinung als auslösenden Moment für Kunst zum Erwachen und macht diesen zu einer Realität, die wir als Betrachter gleich unserer eigenen Realität erleben dürfen. Doch ist durch die reine Sichtbarkeit des Inhalts der Wirklichkeitsakzent noch nicht gegeben, sondern erst die Kunstmittel des Realismus rufen ihn hervor, oder vielmehr nicht ihn in seiner objektiven Bedeutung, sondern die sich einstellenden Affekte, die durch die sichtbare Qualität der Dinge ausgelöst werden.
Schon Kant postulierte, dass alles, was wir über unsere Sinne empfangen, durch unser Nervensystem gefiltert wird. Dort wird es neu zusammengesetzt und liefert uns ein Bild, das wir Realität nennen. Der Mensch modelliert sich seine Welt danach, was seine Sinne und sein Bewusstsein ihm an Begreifen erlauben. Was er nicht fühlen, schmecken, hören, riechen und sehen kann, nimmt er nicht wahr. Es kommt in seiner Welt nicht vor. Selbst das Abstrakte muss als Zeichen begriffen werden, um es in die eigene Welt zu integrieren. Unsere individuelle Welt ist niemals die Welt, wie sie an sich ist.

Alles Schimäre, weiter nichts, eine bloße Vorstellung von objektiver Realität, eine Fiktion, die von unserem in Begriffen und Kategorien denkenden Verstand herrührt? In der Tat sind sogar Ursache und Wirkung, Raum und Zeit Konzeptualisierungen, Gefühlskonstrukte, die zu Gedanken und Handlungen werden und keine Gebilde die es „da draußen“ gibt. Der Mensch ist nicht fähig über die von ihm selbst erarbeitete Version einer Realität hinauszublicken und zu sehen was wirklich ist. Wir können sie nicht erfassen, die Wesenheit der Dinge, die vor der Reproduktion durch unseren Wahrnehmungsfilter und unseren Verstand existiert. Das ursprüngliche Gebilde, das Kant als Ding bezeichnete, bleibt uns auf ewig unerkannt.

Es war Schopenhauer, der zustimmte, dass wir das „Ding an sich“ nie erkennen können, aber erweiternd hinzufügte, dass eine entscheidende Quelle über die Informationen wahrgenommen werden, der menschliche Körper ist. Der Körper als materielles Objekt existiert in Zeit und Raum. Der Körper besitzt ein tiefes inneres Wissen, ein Wissen, das nicht auf einem verstandesmäßigen Begriffssystem und auch nicht auf dem Wahrnehmungssystem basiert – sondern allein von den Gefühlen herrührt. Schopenhauer war seiner Zeit voraus mit der Annahme, dass es zwei Arten von Wissen gibt, ein gefühlsmäßiges, instinktives und ein verstandesmäßiges, begriffliches Wissen. Er wusste, dass dieses gefühlte Wissen weitaus elementarer ist als das begriffliche. Lange vor Sigmund Freud wusste er um die Existenz der unbewussten Kräfte in der psychischen Struktur, um das verdrängte Unterbewusste, das nicht ins Bewusstsein einbricht. Und er war der Ansicht, dass gerade im Bereich künstlerischen Produzierens die unbewussten Antriebe primärer sind als die bewussten: „...Obgleich sie nicht in Begriffe gefasst werden können, vermitteln sie sich direkt und ohne Worte, sie kommunizieren sich auf dem Wege der Kunst.“

Auf die Ebene der geistigen Gesinnung des Realismus transportiert, bedeutet das, dass das Kunstwerk wahr ist, und zwar nicht gegenüber der äußeren, dinglichen Welt, sondern gegenüber der inneren, geistigen Wirklichkeit.
Diese Gesinnung wehrt sich gegen die allgemeingültigen, etablierten Wahrheitssysteme, sie tastet das Unantastbare an und fordert Raum für das Mögliche. Der Realismus, der sein Bild von Welt über die Gegenständlichkeit zum Ausdruck bringt ist ein viel weiteres Prinzip, als dass es von der äußeren Nachahmung der Wirklichkeitsnähe gedeckt werden könnte. Vielmehr ist er als eine Form des Oberbegriffs „Konzepte“ zu begreifen. Er entspricht einem malerischen Konzept um Realität zu hinterfragen, um Dinge ans Licht zu bringen, die parallel zur vertrauten sichtbaren Wirklichkeit existieren, oder darüber hinaus. Zugleich bildet er so einen Konzeptrahmen in dem der Künstler sehr bewusst Gegenständlichkeit betreiben muss. Das macht den entscheidenden Unterschied zwischen Realismus und Naturalismus aus.

Das Kunstlexikon vermittelt lapidar, Realismus sei wirklichkeitsnahe Darstellung. Seinem Wesen nach ist er das nicht, denn der Maßstab des Naturalismus ist die äußere Richtigkeit, der Maßstab des Realismus hingegen ist die innere Wahrheit. Innere Wahrheit beschränkt sich nicht auf ein „es ist wie es ist“, sie weitet aus zu einem: „Es ist wie ich es empfinde.“ Und sei dieses Empfinden auch nur eine Möglichkeit, nicht überprüfbar, nicht beweisbar – eine Möglichkeit eben, nichts weiter und doch so viel. Auf diese Weise befreit sich der Realismus aus der Tyrannei der angeblichen Realität.

Er folgt nicht der Nomenklatur derer, die eine objektive Realität verfechten, er lässt ein Max Plank´sches: “Wirklich ist, was sich messen lässt“ links liegen, er ergibt sich den Möglichkeiten in ihm selbst und realisiert. In der Weise, dass aus Subjektivität Projektivität wird.

Der Gewinn: Das Abenteuer Wirklichkeit.

Wenn auch das Medium der Realisten die sichtbare Wirklichkeit ist, die quasi als Metaebene fungiert, so ist jeder Realismus anders als die Realität. Die subjektiv-projektive Beziehung zwischen Objekt und Betrachter beinhaltet die Möglichkeiten der Illusion, des Irrealen und des Surrealen. Bis hin zu Sinnestäuschungen ist alles erlaubt. In diesem Raum gibt es keine unmögliche Objektivität, sondern eine reine Produktion von Subjektivität. Dies entspricht auf der psychologischen Ebene einem Prozess der Subjektivierung, der Selbstfindung, in dem das Subjekt Kontrolle über sich zu erlangen versucht. Es ist so Subjekt der Selbstkonzeption, der Freiheit und der emanzipatorischen Selbsterhebung. Jedoch erfährt es sich in diesen affektiven Turbulenzen selbst in Konfliktspannung. Denn als Subjekt der Selbsterfindung und Selbsterhebung beginnt es sich inmitten des Chaos eines historischen, politischen und kulturellen Zusammenhangs aufzurichten. Es beginnt zu rebellieren gegen das, was aus ihm ein Produkt fremder Willens- und Wahrheitsbegriffe macht. Die Selbstaufrichtung des Subjekts ist ein Widerstand gegen die Herrschaft der allgemeingültigen Realitätsdefinitionen. Es wehrt sich gegen die Dingwerdung oder Verdinglichung seines Seins durch die Bewegungen, die Sinn- und Wertstiftungen der Geschichte, mit dem Ziel sich von dieser Geschichte lösen ohne den allgemeinen Geschichtsraum, dem es angehört, verlassen zu können, aber um der eigenen inneren Wahrheit Ausdruck zu verleihen, ihr zu folgen und sich als Mensch zu individuieren. Was Foucault Subjektivierung nennt zielt auf dieses Werden, das sich Selbstwerden, das Subjektwerden, die Autokonstitution des Individuellen – die Authentizität der Persona.

Die innere Wahrheit als Maßstab prägt das malerische Schaffen der Realisten, die sich in der Schau „Gegenstand Realismus“ zusammengefunden haben.

Verbindet ihre Arbeiten auch Ähnlichkeit was Technik und Stilmittel anbelangt, der Gestus altmeisterlicher Malweise, die extreme Liebe zum Detail, der Hang zur Perfektion und eine fast schon exzessiv anmutende Präzision mit der sie realistische und zugleich illusionistische Bilder schaffen, so begegnen sich hier doch sehr verschiedene malerische Positionen gegenständlicher Malerei, die ihren persönlichen Stil und ihre eigenen Themen entwickeln.

Die Szenerien der Werke eröffnen dem Betrachter auf ihre jeweils ureigene Weise eine Welt des Phantastischen, Rätselhaften, Eigentümlichen und Fremden, eine Wirklichkeit deren Subtext auf der Klaviatur von Hintergründigkeit, Doppeldeutigkeit, und Widersprüchlichem spielt. Das sind Kompositionen die uns in Kopfwelten blicken lassen, welche den Schauplatz des Gegenständlichen mit dem Irrealen und dem Surrealen verbinden. Ein Trennung dieser Ebenen – ein unmögliches und sicher auch nicht beabsichtigtes Unterfangen. Das eine fließt in das andere um Neues zu erschaffen. Andersartigkeit, Sein und Schein im Dialog um das Seiende zu hinterfragen. Was scheint wie es ist und was ist nicht wie es scheint? Was ist wirklich?

Die Dramaturgie einer Flut emotionaler Aufladung zieht sich wie ein roter Faden durch die Schau. Diese Bilder führen uns in eine Welt voll mystischer Dimension, in ein Areal von Träumen. Sie irritieren und verunsichern, bisweilen lösen sie Angst aus. Diese Realisten konzeptionieren Zusammenspiele von Dingen in deren Kontext der sensible Betrachter Erschütterungen im Individuum und im Kollektiv spürt. Gegenwärtiges, Vergangenes und Zukünftiges vermischt sich. Was anklingt ist das Gewahrsein: nie wird die Gegenwart ohne die Verzerrungen und Überlagerungen früherer Erfahrungen erlebt, nie ist sie ohne Zukunftserwartung.

Die leise Ahnung, dass der sich selbst überholende Fortschritt keine Verbesserung verspricht wabert in den Sujets. Geschichten suchen sich Raum, wachsen über den Bildrahmen hinaus, schaffen sich eine intensive Präsenz und stoßen uns auf uns selbst zurück. Real, Irreal, Surreal? Die Bilder sprechen und wir „hören“ was wir glauben und „sehen“ wozu wir Resonanz haben.

Getragen von magischer Poesie und metaphysischer Energie schwingt hier eine suggestive Wirklichkeit im Raum, deren Streben es ist die Existenz einer anderen Welt aufzuzeigen, einer Welt, die wir so noch nicht gesehen haben, eine Realität, die wir so nicht sehen, an die wir nicht glauben wollen oder können, eine Wirklichkeit zu der wir den Kontakt verloren haben oder ihn niemals hatten, oder haben werden. Hier wirkt, um es mit den Worten Goyas zu sagen: „Magische Wirklichkeit, in der alles möglich ist.“ Auch Befreiung, Freiheit und Vision.

Nicht erst seit Couberts Manifest „Pavillon du Realisme“ ist der Realismus der malerische Königsweg in der Bildenden Kunst um die Fragwürdigkeit einer absoluten Wirklichkeit ans Licht zu bringen - der Realismus ist so alt wie die Kunst selbst. Der Realismus hat schon mit Caravaggio, der sich in seinem Werk gegen die religiös-sakrale Herrschaft wandte und so bereits im Barock das Fühlen in die Malerei brachte, mit der Absicht etwas im Betrachter zu bewirken, den Drang sich aus den Bindungen der Erscheinungswelt zu befreien. Karel Van Mander erfasste um 1603 den Kern von Caravaggios Werk: „Er glaubt, dass Kunstwerke nichts als Bagatellen und Kindereien sind, wenn sie nicht nach dem Leben geschaffen sind.“

Aber was ist Leben? Was ist es anderes als das Wahrnehmen der Dinge, welche vom Außen ins Innere sich drängen, um durch den Filter Körper, Geist, Seele Ausdruck im eigenen Sein in der Welt zu finden?

Was ist Leben anderes als ein Meer von Möglichkeiten aus dem wir das für uns Stimmige herausfischen. Um was zu gewinnen?

Halt? Woran sich halten, wenn wir nicht wissen was wahr ist und was nicht? An uns selbst auf dem Weg einer authentischen Selbstverwirklichung? Eine Möglichkeit ...

Ich frage mich ob es etwas was Zeichen gibt und wenn es sie gibt, wie kann ich mir sicher sein, dass ich sie richtig deute? Ist es möglich, dass ich aufgrund der Zeichen konstruiere und aus mir selbst heraus eine Realität erschaffe, die nicht wahr ist. Was ist Wahrheit? Gibt es sie außerhalb des wissenschaftlich Beweisbaren? Ist sie, was die Gefühlswelt angeht nicht überprüfbar, niemals? Was, wenn jede einzelne individuelle Wahrheit wahr ist – was dann? Was kann ich glauben? Was ist real?

Aber vielleicht ist das gar nicht die Frage. Die Frage ist möglicherweise: was ist wirklich von Bedeutung?


© Angelika Wende 2010
Katalogtext und Rede zur Ausstellung Postitionen des Realismus in den Uferhallen Berlin





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