Samstag, 5. Januar 2013

Unsere eigene Schöpfung II







Mit Beziehung zu uns selbst, meine ich nicht das egoistische Lebensgefühl, dem es nur darum geht die eigenen Bedürfnissen zu befriedigen. Ich meine auch nicht die splendid isolation, als Rückzug in die eigene Wirklichkeit, die sich nur noch um sich selbst dreht und uns zum Mittelpunkt des eigenen starren Universums macht. Die Folge von beidem ist Vereinsamung. Aber genau diese zunehmende Vereinsamung können wir beobachten, wenn wir genau hinschauen. Sie ist Zeitgeist.

Die zunehmende Vereinzelung des modernen Menschen ist der Ausdruck eines kollektiven Narzissmus, der Humanität und Empathie zunichte macht. Narzissismus ist geprägt von einem falschen Selbst -  ein Selbst, das einer Maske gleicht, eine Fassade, die wir aufbauen, um nicht hinschauen zu müssen, wer wir wirklich sind und das, was wir sind zu entdecken verhindert, auch wenn es weh tut.

Die Sehnsucht nach nach Geliebt - und Angenommensein ist ein Zeichen des Wunsches ein ganzer Mensch zu sein.
Diesen Wunsch haben alle Menschen, mehr oder weniger bewusst. Was uns alle verbindet ist die Sehnsucht nach dem Gefühl von Ganzheit. Das zu erreichen gelingt jedoch nicht über das Verbinden mit einem anderen. Es gelingt, wenn wir lernen, uns mit uns selbst zu verbinden bevor wir in der Sehnsucht nach einem Gegenüber schwelgen, weil wir uns mit uns selbst innerlich leer fühlen. Die nach außen gerichtete Suche nach dem oder der idealen Geliebten, ist getragen von einer regressiven verzehrenden Sehnsucht, die meistens unerfüllbar bleibt und unsere Lebensenergie verbrennt.

Uns selbst unser bester Gefährte zu werden ist eine gesunde Sehnsucht. Sie ist nährend.
Sie macht uns unabhängig vom anderen und führt dazu, dass wir uns bewusst uns selbst zuwenden. Nicht dem Fremden, sondern dem Eigenen. Zunächst. Gesunde Sehnsucht ist die Sehnsucht nach seelischer und geistiger Entfaltung, nach spiritueller Entwicklung und Selbstliebe. All das können wir uns nur selbst erfüllen, und nur, indem wir den Zugang zu unserem wahren Selbst suchen, auch wenn es ein Leben lang dauern mag. Dazu braucht es Stille, Alleinsein und innere Einkehr. Dazu braucht es den Mut, was wir in uns selbst hören, sehen und fühlen, auszuhalten. Und es braucht einen liebevollen Umgang mit unserer Angst, unserer Fehlbarkeit, unserer Schwäche, unserer Zweifel und unseren Wunden.

Wer zur Wahrheit wandert, wandert allein. Das ist wahr, denn nur wir allein spüren unsere eigene Wahrheit, keiner kann sie uns weißmachen, wenn sie uns nicht entspricht. Von außen Aufgedrücktes ist immer ein Aufgedrücktes und nichts von innen Ausgedrücktes.
Zurück zu den Engeln.
Der Glaube an Engel beeinhaltet auch das Vertrauen in die Verbundenheit mit der Schöpferkraft und die Überzeugung, dass es ein Universums gibt, das in der Stille mit uns kommuniziert. Wenn wir glauben und unsere Antennen ausfahren, empfangen wir Unglaubliches. Ist das nicht den Versuch wert? Ist es nicht leichter, als nicht zu glauben und die Chance auf Zeichen und Antworten zu negieren? Ist es nicht sinnvoller?

Aus meiner eigenen Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist, dem Glauben immer und in jeder Lebenslage zu vertrauen und sich selbst treu zu sein.
Wir dümpeln oft jahrelang in unserem Leid vor uns hin und werden dabei immer handlungsunfähiger und resignierter. Unsere Kreativität erstickt langsam und wir sehen die Möglichkeiten eines Ausweges nicht mehr. Wir kleben an unseren Konditionierungen und unsere Überzeugungen kleben an uns wie schwarzes Pech. Wir kleben an der Vergangenheit, an ungesunden Beziehungen, unbefriedigenden Arbeitstellen, alten Verstrickungen und alten Wunden. Wir kleben an Dingen und Süchten, die uns nicht gut tun und wir kleben an einem falschen Selbst, das man uns ein halbes Leben lang eingeredet hat. Wir kleben an so vielem, was uns nicht gut tut.

Wie sich bewegen, wenn man festklebt?
Wie kreativ und damit schöpferisch sein, wenn wir glauben:  Es ist wie es ist und weil es so ist, bleibt es so. Es war halt immer so, das ist mein Leben. Am Destruktivsten ist es, wenn wir glauben, dass die Eltern oder sonst jemand, der uns tief verletzt hat, die Schuld an unserem Leid tragen und wir nach Vergeltung oder Entschuldigungen hecheln, anstatt die Verantwortung für das Jetzt zu übernehmen und zu handeln. Schuld ist der härteste Klebstoff in Beziehungen. Schuld klebt fester aneinander als Liebe.

Wir kleben an Gewohnheiten und glauben irrsinniger Weise, dass sie uns Halt geben.
Wir kleben an unseren Problemen und halten sie aufgrund des Kontextes in dem sie auftreten, in genau diesem Kontext weiter aufrecht und übersehen beharrlich die Lösung, die im Problem verborgen ist. Alles, weil wir uns im Außen orientieren und nicht lange und nicht intensiv genug nach Innen hören.

Die Erfahrungen, die wir machen können wir nicht ändern - aber wir können ändern, wie wir damit umgehen.
Damit sind die Erfahrungen nicht veränderbar, aber unsere Haltung ist es und damit unser Lebensgefühl. Solange wir dazu nicht fähig sind, dreht sich das Rad weiter, in der gleichen Spur. Solange wir das Gleiche denken, das Gewohnte tun, handeln wir nach den alten Mustern und fühlen und erleben - es bleibt gleich. Damit verabschieden wir uns, manchmal ohne es zu merken, von unseren Träumen. Doch unsere Träume sind der kreative Teil in uns, der geradezu nach Leben schreit. Wir hören diesen Schrei nur nicht mehr, weil wir ständig mit dem Außen beschäftigt sind, mit dem Funktionieren, den Erwartungen an andere, dem Kompensieren und der Ablenkung, die uns von uns selbst weglenkt.

Es ist der  kreative Teil in uns, den wir in der Stille spüren. Und dann kommt die Wehmut, ihn nicht leben zu können.
Wir verdrängen unser wahres Selbst mitsamt unseren Träumen. Und da liegt es - auf dem tiefen Grund unserer Seele und wir leben etwas gänzlich anderes - nämlich an uns selbst vorbei und über uns selbst hinweg. Wir missachten unsere Träume bis sie verdorrt sind wie eine keimende Pflanze, die wir ab und an betrachten und die wir wunderschön finden und doch vergessen zu pflegen. Wie soll sie wachsen und blühen, wenn wir ihr keine Aufmerksamkeit schenken? Unsere Träume sind ein  kreativer Teil in uns, jeder einzelne Traum enthält jede Menge kreative Energie.

Kreativität heißt erschaffen. 
So wie die Schöpfung uns Menschen erschaffen hat, ist unsere Kreativität ein Akt des Erschaffens. Gott schuf den Menschen nach seinem Ebenbild, heißt es -  und damit ist das göttliche Prinzip gemeint, genauer - das schöpferische Prinzip. Weil wir ein Teil dieses Prinzips sind, besitzen wir genau dieses schöpferische Potential - es ist in uns angelegt und wartet nur darauf zu fließen - von innen nach außen.

Kreativität ist eine Gabe und jede Gabe ist eine Verpflichtung, uns selbst und unserem Schöpfer gegenüber.
Auch daran erinnern uns die Engel. Sie helfen, sie erschaffen, was uns als Menschenunmöglich erscheint, sie erfüllen Wünsche, sie begleiten uns, sie senden uns heilende Energie und - sie fliegen, allein, aus eigener Kraft. Letztlich sind wir es selbst, die durch unseren Glauben all das erschaffen. Man sagt, ohne dass wir sie darum bitten, greifen die Engel nicht ein. Wenn wir das göttliche Prinzip in uns nicht aktivieren - wie soll es dann etwas für uns tun? Wenn wir nicht offen sind - wie sollen wir dann empfangen?

Alles im Leben ist Aktion und Reaktion. Und ebenso ist es mit dem Empfangen - ohne Sender, kein Empfänger.


Fortsetzung folgt ...




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