Montag, 14. Dezember 2015

Keiner guckt mehr nach mir ...



keiner guckt mehr nach mir. oh oh, das höre ich so oft von frauen meines alters. sie leben allein, sie gehen ihrer arbeit nach, sie verbringen ihre zeit mit den wenigen freundinnen und freunden, die, wie sie, übrig geblieben sind, was man auch beziehungslos nennt. hört sich selbstbewusster an, wie ich finde. sie gehen in cafes und ins theater, zum sport oder sonstwo hin, wo menschen zusammenkommen, um ihre zeit mit sozialen kontakten zu füllen um die einsamkeit der wohnung, in die sie abend für abend heimkehren, nicht täglich in wiederholungschleife spüren zu müssen. hab ich, seit ich alleine bin, auch versucht, das mit dem soziale kontakte knüpfen, ist aber nicht so meins. ich bevorzuge, wenn ich ehrlich bin, meine eigene gesellschaft, auch wenn ich mich manchmal nicht ganz so gut leiden kann, wie ich das möchte, aber damit muss ich klar kommen, ich habe geduld mit mir selbst. es sind frauen wie ich, die das mit dem "keiner guckt mehr nach mir" glauben. sie machen das beste daraus und mit der zeit gelingt ihnen das, jeder auf ihre weise auch und das ist gut so. ich zolle jeder einzelnen von ihnen meinen respekt.

aber die überzeugung: " keiner guckt mehr nach mir", die ist nicht gut, auch wenn ich feststellen muss, da ist was dran, nach mir gucken auch nicht mehr so viele, vor allem die nicht, nach denen ich gern gucke. das mittelalter des weiblichen geschlechts ist in der tat kein spaziergang für die betroffenenen. aber war es das jemals, war es je ein spaziergang, bei dem am rande des weges alle die standen, von denen wir hofften, dass da einmal der drunter steht, der uns ausguckt, auf das wir mit ihm glücklich werden für immer und ewig?

anstrengend war das, für mich jedenfalls, darauf zu achten wer mich anguckt, damit ich den richtigen nur ja nicht übersehe. es waren allerdings dann, wenn das rosarot der verliebtheitsbrille beim genauen hingucken nach und nach verschwand und eine leichte grautönung annahm, oft die gefühlt falschen, die ihre guckenden augen auf mich gelegt hatten und mich mit ihren tiefen blicken von mir selbst weg brachten und doch - es waren wohl schon die richtigen, denn von jedem von ihnen habe ich lernen dürfen, was ich mir in mir selbst noch anzugucken habe. dafür danke ich an dieser stelle allen verflossenen für die lektionen, die ich dank ihnen lernen durfte und für das gute, das sie mir geschenkt haben. ich habe in all meinen in beziehung gelebten jahren viel gelernt, über mich und die männer, über die erotische liebe und über das, was liebe ist und was sie nicht ist. das ist für mich auch ein teil vom leben lernen, bei allem was mich das leben so gelehrt hat und hoffentlich weiter lernen lässt. ich will nämlich alt werden, eine goldige oma will ich werden, das habe ich meinem sohn versprochen. wie dem auch sei, heute ist mir das seltsamerweise ziemlich wurscht, wer noch nach mir guckt, obgleich ich immer dafür sorge, dass ich mich, beim mich selbst angucken, anguckenswert finde. irgendwann verguckt sich auch bestimmt wieder einer in mich, wenn ich das wieder will, und bis dahin vergucke ich mich in mich selbst für eine lange weile und genieße, dass mich keiner anguckt, weil er etwas von mir will und diese schöne ruhe, die mir das gibt.

ich muss nichts mehr erfüllen um des angeguckt werdens, ich muss nur noch das, was ich mir selbst als wollen vornehme und das ist zu allererst meine arbeit, die ich liebe. das ist gut für mich selbst sorgen, was ich immer dann vernachlässige, wenn sich einer in mich verguckt und ich das auch tue, also andersrum, wenn ich mich in einen vergucke. zum gut für mich sorgen gehört, dass ich meine ruhe genieße und mache, was mir gut tut. malen zum beispiel und schreiben und mein qi gong am morgen und am abend ab und an die märchen auf you tube gucken, die ich schon als kind geliebt habe und ich genieße es ungemein, dass mich beim gucken keiner anguckt, wenn ich so schön am regredieren ins kind in mir bin. kein kind interessiert sich dafür wenn es spielt ob einer guckt, es hört sogar auf in sich selbst vertieft zu spielen wenn man es dabei anguckt. ach, nicht angeguckt zu werden hat etwas wunderbar entlastendes, es hat etwas von freiheit, frei sein vom gefallen müssen, um angeguckt zu werden, um zu landen, irgendwo, nur wieder nicht bei mir selbst.
mal gucken, wie lange mir das gut tut...


1 Kommentar:

  1. Sei du selbst und nicht ein Anhängsel der Umwelt, welches so funktioniert, wie sie es erwarten....

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