das ist für alle, denen
weihnachten kein fest der freude ist. für alle, die sich nichts sehnlicher
wünschen, als dass die besinnlichen tage schnell und möglichst unmerklich an
ihnen vorüberziehen.
stille nacht, heilige nacht
... dudelt es schon wochen vor der heiligen nacht über die lautsprecher der
kaufhäuser und ich frage mich: was ist uns noch heilig in dieser welt?
da draußen weht ein
eiskalter wind, den nicht einmal der stern von bethlehem erwärmen könnte und
mir ist als warteten wir noch immer auf den heiland, der aber nie mehr kommen
wird um hier unten wieder heil zu machen, was wir menschen zerstört haben im
laufe der geschichte. die unschuld, welcher es bedarf um mir diese
hoffnung weiter zu bewahren ist mir längst verloren gegangen. ich habe zu viel
gesehen, zu viel erlebt, ich sehe tag für tag all die schicksale um mich herum,
die mich zum weinen bringen. weltschmerz? nein. menschenschmerz ist es, der
mich traurig macht und meine zuversicht schrumpfen lässt.
warum lässt gott all das
leiden in der welt zu?, fragte mich neulich eine klientin, der schlimmes
widerfahren ist. ich antwortete ihr, dass es nicht gott ist, der für das leiden
verantwortlich ist, sondern der mensch selbst. für mich ist gott der vater, der
seinen kindern das leben schenkt und ihnen mitgibt, was sie brauchen um ein
menschenwürdiges leben zu führen, aber seine kinder schaffen das nun einmal
nicht, manche weil sie es nicht wollen und manche weil sie es nicht können. da
ist jeder vater machtlos, auch der im himmel. gott ist der schöpfer und nicht
der macher unseres lebens. das machen wir schon selbst und nicht immer zu
seinem und unserem wohlgefallen. wir selbst sind es, die sich ein gutes leben
oder eben ein ungutes leben schaffen, letztlich auch durch die fehler die wir
machen. aber wir machen sie aufgrund dessen, dass wir menschen sind und damit
sind wir eben auch fehlbar. manche von uns machen mehr, manche weniger fehler
und mir scheint, die mit den wenigen fehlern sind die glücklicheren unter uns.
der, der ohne fehler ist, ist mir noch nicht begegnet.
fehler, ganz gleich ob wir
sie bewusst oder absichtlos machen, haben immer auswirkungen. manche dieser
auswirkungen sind nicht korrigierbar. solche auswirkungen gibt es in
zerbrochenen familien und es sind vor allem die kinder, die darunter leiden. es
ist sicher kein fehler wenn sich menschen trennen, deren zusammenleben nur noch
eine qual ist, aber es ist ein fehler, wenn zwei erwachsene nach der trennung
zu feinden werden und kein gutes haar am anderen lassen. damit lassen sie ihre
kinder mit absicht leiden. es sind viele kinder, die dieses weihnachten und
schon viele andere weihnachten in der zerrissenheit zwischen mutter und vater
erleben - immer ist da einer, der fehlt, wie sollen sie sich da ganz
fühlen? dieser schmerz lässt sich nicht wegfeiern, er lässt sich nicht
wegschenken, er liegt wie eine schwere kratzige decke über unzähligen kinderherzen,
egal wie alt sie sind. das sind fehler, die vermeidbar sind und werden sie
nicht vermieden, sind sie nicht mehr gut zu machen.
es ist all das nicht mehr
gut zu machende das schmerzt. es sind die verluste im leben, die wir erleiden,
die schmerzen, die wir uns gegenseitig zufügen und das schmerzt, besonders an
weihnachten. warum ist das so? weil wir da besinnlicher werden, weil wir
langsamer unterwegs sind, wenn nach der ablenkung des einkaufsrauschs und der
festlichen vorbereitungen die stille um sich greift, der sich die meisten so
gern entziehen durch ihre rege geschäftigkeit. in der stillen nacht klappt es
nicht mehr mit dem davonlaufen und mit dem beschäftigt sein. in der stille
werden sie laut, all die unschönen, schmerzhaften dinge, die wir im glitzerlicht
der geschmückten einkaufsstraßen in einkaufstüten verpacken. ihr könnt euch
nicht freikaufen!, schreien sie uns an.
nein, in den seelen vieler
menschen und in den seitenstraßen des lebens glitzert es nicht. da ist es
dunkel, beängstigend dunkel, so dunkel, dass es den stern von bethlehem
bräuchte um das licht wieder leuchten zu lassen, aber wie gesagt, der ist schon
lange nicht mehr am himmel erschienen.
die, die für die
weihnachten kein fest der freude ist - davon gibt es so viele. der großvater im
pflegeheim, der seine frau verloren hat und jetzt selbst krank und
hilfsbedürftig ist und umsonst auf den besuch der kinder wartet, die junge
frau, die von der mutter verstoßen wurde, weil sie so, wie sie sie gern gehabt
hätte, nicht ist, da ist der junge mann, der seinem vater nicht verzeihen kann,
dass er nicht der vater ist, den er sich gewünscht hat, da ist die mutter, die
ihrem sohn helfen will, und erleben muss, dass der sohn das nicht will, das
sind all die gebrochenen herzen, die ihren glauben an die liebe verloren haben,
all die belogenen und betrogenen, deren werte zerbrochen sind, da sind
all die menschen, die im gefängnis sitzen, da sind die unzähligen menschen, die
kein dach über dem kopf haben, an weihnachten nicht und das ganze jahr nicht,
das ist der mann, der seinen job verloren hat und nicht weiß, wie er die
familie ernähren soll, da ist die frau, die schon lange keinen job mehr hat und
jeden tag alleine da sitzt in ihrer ärmlichen wohnung und resigniert wartet,
dass zeit vergeht, da ist die junge mutter, die die diagnose krebs hat und
vielleicht ihr letztes weihnachten erlebt. und da sind all die wohlhabendenden
leute, die sich immer mehr vom immer gleichen kaufen und nie satt werden
während andere verhungern und da sind all die, die an den bettelern am
straßenrand vorbeigehen und sie keines euros würdigen, ganz zu schweigen von
all den geprügelten, hungernden, verwahrlosten kindern in der ganzen welt für
die weihnachten nichts, aber auch nichts bedeutet.
das ist doch jeden tag so,
das sehen wir doch jeden tag um uns herum und im glotzkasten. also - warum
fällt manchen von uns all das an weihnachten so besonders schwer in die seele?
vielleicht, weil uns mit der geburt des heilands ein versprechen gemacht wurde,
ein versprechen, das nicht eingelöst wurde. welch ein fataler nicht
korrigierbarer fehler der menschen, die es zu verhindern wussten, damals als
einer kam und uns zeigte, was ein mensch sein könnte.
versuchen wir es, tun wie es - fangen wir bei uns selbst an, jeden einzelnen tag, nicht nur an weihnachten - besinnen wir uns.
euch allen schöne weihnachten.
versuchen wir es, tun wie es - fangen wir bei uns selbst an, jeden einzelnen tag, nicht nur an weihnachten - besinnen wir uns.
euch allen schöne weihnachten.
Liebe Angelika,
AntwortenLöschenja, wer all das nicht sieht, muss mit perfekten Scheuklappen durchs Leben gehen.... Bei Manchem ist der fast schon exzessive Weihnachtsstress bestimmt ein Versuch, die geborgenen, sorglosen, warmen Gefühle der Kindheit wieder aufleben zu lassen. Mir gelingt das nicht. Ich versuche es für meine Kinder, die ja nun auch schon groß sind, aber eigentlich bräuchte ich Weihnachten dafür nicht.
Aber wenn diese Tage dafür gut sind, dass Menschen wieder weicher werden, sich neu besinnen, wieder mehr füreinander da sind, dann bin ich dafür.
Ganz liebe (Weihnachts)grüße
Gabi
AntwortenLöschenSchöne Weihnachten, liebe Gaby