Samstag, 13. November 2010

Ratlos

Ich bin manchmal ratlos. An einem Punkt, wo ich die Welt nicht mehr verstehe. Unsinn, man kann Welt nicht verstehen, die Formulierung ist, bar jeder Grundlage gesunden Menschenverstandes, ein Dahingesagtes, nichts weiter. Dann schon lieber ein "Ich weiß, dass ich nichts weiß", nach Sokrates.

Je mehr ich zu verstehen versuche, desto mehr überfällt mich das Gefühl, dass es absolut sinnlos ist, ein untauglicher Versuch an einem untauglichen Objekt - Welt. Ich, du, er, sie, es, wir - verstehen wen? Mich selbst? Nicht immer. Den anderen? Immer weniger. Missverständnisse sind an der Tagesordnung. Nein, wir sprechen nicht die selbe Sprache.

Ich verlegte mich irgendwann darauf mit mir selbst zu sprechen. Laut mit mir selbst. Ich führe Selbstgespräche, ohne verrückt geworden zu sein. Ver - rückt bin ich schon lange. Ich führe Dialoge mit den Worten. Sie geben mir dann Antworten. Manchmal sind sie klug, manchmal banal, manchmal sind auch die Antworten wieder Fragen. Das ist in Ordnung, wenn ich es in Ordnung sein lasse. Man kann Welt nicht verstehen. Niemals. Und vielleicht ist das auch in Ordnung.

Ich führe Dialoge mit anderen, die auch nicht verstehen. Sich selbst nicht. Mich nicht. Das ist ein Monologisieren, aneinander vorbei. Das ist, Positionen halten wollen. Darum geht es letztendlich meistens. Ein Standing muss der Mensch doch haben, sonst ist er ein Fähnchen im Wind.

Entwicklung kann sich ein Standing nicht leisten. Das Leben ist eine Kippfigur. Instabil. Es erfordert Beweglichkeit. Der zu stabil sein will fällt um, im Zweifel. Ich, instabil, kippe mal da hin, mal dort hin. Die Starre tritt ein, wenn ich verstehen will und das vermeintlich Verstandene zu sehr glaube. Ratlosigkeit hingegen ist der Impuls wieder neu zu beginnen, im Wissen, dass ich nichts weiß.