Das Bedürfnis zu Kontrollieren ist menschlich. Es erwächst aus dem Wunsch nach Sicherheit, Stabilität und Selbstbestimmung. Kontrolle soll uns vor der Bodenlosigkeit des Lebens bewahren, sie soll uns schützen vor dem Unerwartbaren. Haben wir die Dinge unter Kontrolle, fühlen wir uns sicher, geborgen und stabil. Aber wehe das äußere Gerüst, das unserem Leben Halt gibt, wackelt. Wehe es bricht zusammen. Dann kommen wir aus dem Gleichgewicht.
Wir bekommen es mit der Angst zu tun.
Also versuchen wir weiter die Kontrolle zu behalten, um mit unserer eigenen Furcht irgendwie umzugehen. Wir versuchen krampfhaft festzuhalten, was wir nicht loslassen wollen, auch wenn wir spüren, dass das, was wir festhalten, uns längst verlassen hat, uns nicht mehr dient, uns vielleicht sogar schmerzt.
Je größer die Angst, desto mehr kontrollieren wir.
Je mehr wir kontrollieren, desto mehr Angst bekommen wir.
Wer alles und jeden kontrollieren will, wer alles im Griff haben will, hat Angst vor der Unberechenbarkeit des Lebens und Angst vor sich selbst. Je größer das Bedürfnis nach Kontrolle, desto größer die Angst vor dem, was sein könnte, wenn losgelassen wird. Je größer die Kontrolle, desto größer die Angst, dass das sorgfältig arrangierte Lebenskonstrukt zerstört werden könnte.
Wenn wir bereit sind die Kontrolle aufzugeben und die damit verbundene Angst anzuschauen, wenn wir bereit sind uns selbst ehrlich zu begegnen, wenn wir das Risiko eingehen all unsere Gefühle auszuhalten, wenn wir bereit sind die Illusionen, Selbstlügen und Täuschungen, denen wir anhaften, zu ent-täuschen, begegnen wir der Wahrheit und damit der Erkenntnis: Die einzige Person, die wir jemals im Griff haben können, sind wir selbst, und auch das nur bedingt.
Nichts im Leben ist von Dauer. Was gehen will geht.
Wir können nichts festhalten.
Je mehr wir festhalten, je mehr wir kontrollieren, desto mehr leiden wir.
Alles ist in stetiger Veränderung.
Alles ist vergänglich. Alles geht vorüber.
Können wir das akzeptieren, wachsen wir.
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