Donnerstag, 12. März 2020

StayTheFuckHome ... Selbst-Quarantäne


Foto: A. Wende

Jede Routine fällt flach, menschlicher Kontakt fällt zum großen Teil weg. Alles steht still. Du sitzt drinnen. Die Freiheit ist draußen und du kannst sie drinnen nicht mehr spüren. Es wird eng, die Wände rücken zusammen. Die Gedanken kreisen, du bist auf dich selbst reduziert. Du fährst nicht mehr Bus oder Bahn. Du gehst nicht mehr ins Museum, nicht mehr ins Café. Du gehst vielleicht eine Runde spazieren am Tag. Frische Luft ist gut für dein Immunsystem. Jeder der dir begegnet und hustet ist potenziell gefährlich. Mit mulmigem Gefühl gehst du einkaufen. Du hälst dich daran:
Abstand
Händehygiene
Hustenetikette.
Du spürst die Angst um dich herum. Du kannst dich nur schwer abgrenzen. Du erlaubst dir Angst zu haben. Du achtest auf dich: Du isst gesund. Du lüftest gründlich. Du ziehst dir täglich die ungesunden Nachrichten rein in der Hoffnung - heute kommt die Erlösung. Du denkst über dein Leben nach und alles was dir vertraut ist und wie wenig vom Vertrauten noch lebendig ist. Du fragst dich wie es weiter geht und hast keine Ahnung. Du bist bedrückt. Du vermisst deine Freiheit. Draußen gibt es immer mehr drastische Sanktionen. Vielleicht schläfst du schlecht. Du versuchst dir eine Tagestruktur zu geben. Du machst Home Office, wenn es dein Job zulässt. Machst Telefonanrufe oder Videochats. Wenn dein Job mit menschlichem Kontakt zu tun hat verdienst du nichts mehr. Weil keiner kommt. Weil alle Angst haben. Nähe ist potenziell eine Gefahr. Du denkst: Das Virus macht potenziell nicht nur den Körper krank. Es macht die Seele krank. Es macht dein Geschäft krank. Es macht noch viel mehr krank da draußen. Es fordert die Empathie heraus, die Menschlichkeit, den Zusammenhalt, die Vernunft und die Gelassenheit.


Schwer wenn wir uns machtlos fühlen in unserer Ohnmacht. Die Welt ist nicht mehr schön, sie ist bedrohlich. Du suchst das Schöne in dir. Du liest, du schreibst, du malst, du kochst dir etwas Gutes. Du hälst dich an die Zuversicht und an die, die du liebst und die dich lieben. 

Du nutzt die Zeit um nach Innen zu gehen. 

Jetzt ist nicht die Zeit um voranzuschreiten, sondern um beobachtend wahrzunehmen. Zeit um innezuhalten und dich an dem zu erfreuen, was du bisher übersehen hast. Sich festzufahren ist manchmal das einzige Mittel, um sich selbst zu einer anderen Betrachtung der Dinge zu zwingen.
Es braucht Selbstdisziplin und eine ausgeglichene Psyche um das durchzustehen. Es braucht eine starke Persönlichkeit um nicht zu verzweifeln, denn da draußen ist etwas, was du nicht kontrollieren kannst, etwas von dem du nicht weißt, wann es zu Ende geht. Du weißt nichts. Du denkst darüber nach was im worst case sein könnte. Vielleicht gehörst du zur Risikogruppe? Das weißt du. Und irgendwann akzeptierst du: Was kommen soll, kommt.

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