Nirgendwo erfahren wir mehr über uns selbst als in unseren intimen Beziehungen. Wir lernen von den Menschen mit denen wir eng zusammleben unendlich viel über uns selbst. Sie holen das Beste aus uns heraus oder sie werfen uns auf das zurück, was es noch zu entwickeln gibt in unserem eigenen Seelenhaus. Besonders dann, wenn unsere intimen Beziehungen uns nicht das geben, was wir uns ersehnen: Liebe. Aber was ist das für ein Gefühl, Liebe? Woran erkenne ich, dass es Liebe ist?
Liebe ist mehr als ein gutes Gefühl, sie ist mehr als der Umstand, dass wir gebraucht werden oder den anderen brauchen, sie ist mehr als die Erfüllung unserer Bedürfnisse. Es ist ganz einfach: Liebe ist das innere Erleben vollkommenen Wohlbefindens. Das innere Wohlbefinden ist der Paramater an dem wir erkennen, ob das, was wir für Liebe halten, auch Liebe ist. Wenn es verletzt ist es keine Liebe, lautet der Titel eines Buches von Chuck Spezzano und er hat Recht.
Die von unseren Beziehungen ausgehenden Störungen führen zu Stagnation auf allen Ebenen unseres Lebens. Sie zeigen sich im Alltag, in der Arbeit, sie wirken sich auf unsere Beziehungen mit anderen Menschen aus und sie wirken vor allem auf uns selbst, auf unsere Psyche, unsere Seele, unseren Geist und unseren Körper. Genauso befriedigend oder unbefriedigend wie unsere intimen Beziehungen sind, wird unser Leben. Was wir im Namen der Liebe erleben, zeigt sich in allen anderen Bereichen unseres Lebens. Und erleben wir im Namen der Liebe Enttäuschung, Leid und Schmerz, legen sich Enttäuschung, Leid und Schmerz auf unser Leben wie ein großer Schatten, der langsam aber sicher alles erdrückt. Wir fühlen uns eher tot als lebendig, wir verlieren die Lebensfreude, wir verlieren am Ende uns selbst, wenn wir in einer Liebe verharren, die verletzt.
Sich lebendig zu fühlen heißt, dass wir im Gefühl der Liebe leben. Liebe ist ein Gefühl der Einheit von Herz und Kopf, ein Gefühl des des Einsseins mit uns selbst und der Welt und allem was darauf lebt. Und weil wir alle uns nach diesem Gefühl sehnen, ob bewusst oder unbewusst, streben wir nach der Liebe, die uns dieses Einssein geben soll und geraten dabei immer wieder in die Falle einer Illusion, die sich mehr und mehr zuzieht bis wir in ihr zugrunde gehen, schaffen wir es nicht, uns daraus zu befreien.
Viele Menschen bleiben in dieser "Liebesfalle" um der Angst nicht ins Auge blicken zu müssen, die kommt wenn man gezwungen ist allein zu sein. Alleinsein ist wirklich keine schöne Aussicht und wer setzt sich dem Unschönen schon gerne aus. Also wird gehofft, dass es auf wundersame Weise besser wird mit der vermeintlichen Liebe, es wird gewartet und gehofft auf ein Wunder, das niemals geschehen wird, denn Liebe lässt sich nicht erhoffen. Was ein Mal, zwei Mal, drei Mal verletzt hat und weh tat, wird immer wieder weh tun, aber es wird weiter gehofft auf dass man irgendwann glücklich wird. Es wird nicht sein.
Wo kein freudiges Miteinander, kein Reichtum an wahren Gefühlen, keine Fülle an Achtung und Wertschätzung, wo keine Begeisterung für das Leben, keine Leidenschaft und keine Kreativität, kein Vertrauen und keine Rücksicht, keine Zärtlichkeit und kein tiefes Verstehen ist, wo all das nicht ist, ist keine Liebe - da ist Beziehung und zwar eine ungesunde.
Wo all das in unseren Beziehungen nicht ist, ist es nicht in uns und wenn es nicht in uns ist, wird es uns auch nicht begegnen. Und weil es nicht in uns ist gehen wir Beziehungen ein um es im anderen zu finden. Wir finden es nicht, wir finden es solange nicht, bis wir begreifen, in vollem Gewahrsein begreifen, dass wir in der Liebe nur das finden, was wir selbst mitbringen. Wir sind die Liebe, die wir suchen, doch solange wir Liebe nicht in uns selbst haben, solange wir nicht in tiefer Harmonie mit uns selbst sind, wird die Liebe uns nicht finden und die Leere, der Schmerz und das Leid werden immer größer.
Ein wunderbarer, wahrlich weiser Artikel!
AntwortenLöschenErgänzend: Liebe ist nicht in jedem Kontext stets "inneres Wohlbefinden". Kann auch mal vorkommen, dass man aus Liebe zu einem Menschen im Sinne dessen Wohlbefindens handeln muss (will man integer bleiben). Evtl. entgegen dem, was er erwartet bzw. sich wünscht. Das ist dann nicht unbedingt "Wohlbefinden"...
danke claudia,
AntwortenLöschenhandle ich aus liebe zu einem menschen für dessen wohlbefinden, entgegen dem, was ich mir wünsche, für ihn oder für mich, so ändert das nichts an meinem wohlbefinden, wenn ich es aus liebe tue, oder? es schmerzt vielleicht und das ist nicht das, was wir als wohliges gefühl bezeichnen würden, aber es ändert doch nichts am wohlbefinden im gefühl der liebe selbst, die uns mit diesem menschen verbindet ...
..." dass wir in der Liebe nur das finden, was wir selbst mitbringen "... So ist es ��❤ danke für deinen Blog Gruss, Nadja
AntwortenLöschengruss an dich, nadja :-)
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