Dienstag, 28. Juli 2015

Aus der Praxis – Kursänderung



Viele von uns kennen diese Erfahrung: Wir haben uns verbogen und uns selbst belogen, wir sind aus dem inneren Gleichgewicht geraten, wir haben nur noch reagiert und die Umstände, die uns schaden ignoriert, wir haben vergessen, was uns fehlt und was wir brauchen, wir haben uns völlig verausgabt, wir haben uns selbst aufgegeben. Wir leben in einem Umfeld, das uns schwächt und uns alle Energie raubt, wir können nicht mehr klar denken. Wir versuchen mit immer mehr Kraftaufwand etwas in Ordnung zu bringen, was nicht mehr in Ordnung zu bringen ist. Wir wissen nicht mehr, was richtig und was falsch ist und wir verstehen nicht, warum es uns so schlecht geht. Egal was wir tun, wir haben das Gefühl immer tiefer im Sumpf zu landen. Wir sind verzweifelt und wissen nicht mehr weiter. Im schlimmsten Falle reagiert vielleicht unser Körper mit einer Krankheit. Je länger wir in diesem Zustand bleiben, desto kraftloser und kränker werden wir.

Wenn wir an diesem Punkt stehen, sind wir vom Weg abgekommen. Vielleicht glauben wir, dass Gott uns verlassen hat, aber Gott hat uns nicht verlassen, wir glauben das, weil wir uns selbst verlassen haben.

Wenn jetzt unseren Kurs nicht ändern, wird der Druck solange weiter bestehen, bis wir die Lektion akzeptieren. Die Lektion heißt: Sein lassen. Sein lassen, was uns schadet, loslassen von Zielen und Vorstellungen, die wir hatten und die uns genau an diesen Punkt gebracht haben, weil es vielleicht gar nicht unsere Vorstellungen waren. Es waren Vorstellungen, die von außen kamen, die wir zu den unseren gemacht haben, obwohl unsere Seele einen anderen Weg für uns vorgesehen hat.

Tief drinnen spüren wir: Eine Kursänderung ist längst überfällig. Aber das sagt sich so leicht. Manchmal erfordert es große Mühe um auf unseren Weg zurückzufinden. Vielleicht müssen wir eine Beziehung beenden, in der wir nicht mehr glücklich sind, vielleicht müssen wir einen Ort verlassen, der uns nicht mehr gut tut, vielleicht müssen wir unseren Lebensstil komplett ändern, vielleicht müssen wir sogar einen Traum verlassen, den wir hatten, oder eine Wahrheit an die wir geglaubt haben. Wir müssen aufhören uns etwas vorzumachen. Das ist eine heilsame Form der Ernüchterung. Zuerst werden wir uns vielleicht fühlen wie ein Alkoholiker auf Entzug. Aber der Weg durch den Entzug ist oft der einzige Weg um wieder Klarheit zu erlangen, der einzige Weg, der uns nach Hause führt, zu uns selbst. 

Manchmal sind Verzicht und Loslassen die größten Beweise von innerer Stärke, die ein Mensch aufbringen kann. Aber genau das ist notwendig um noch größeres Leid zu verhindern und um unsere Seele wieder auf ihren inneren Kurs zu bringen. 

Solche Veränderungen passieren nicht von heute auf morgen. Sie sind oft der Übergang von einem Zyklus zum anderen, sie sind Transformationen und diese sind meist schmerzhaft, aber je mehr wir uns dagegen wehren, desto schmerzhafter sind sie. Manchmal gibt es nur noch eine Lösung: Wir erkennen unsere Hilflosigkeit an und geben ab, im Sinne von: „Dein Wille geschehe“. 

Abgeben an das, was größer ist als wir, bedeutet nicht, dass wir nichts tun, es bedeutet, dass wir die Kontrolle abgegeben, weil wir begreifen, Kontrolle führt zu nichts, denn nichts im Leben lässt sich in Wahrheit kontrollieren. Wenn wir das tun, halten wir nicht mehr an unguten Umständen fest, wir geben den Widerstand auf. Dann wird Energie frei für das Vertrauen in das, was größer ist als wir, unser Höheres Selbst, den göttliche Funken in uns, der nur ein Ziel hat: Liebe zu dem Wesen, das wir sind.


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