Donnerstag, 28. Juli 2011

Ein Kind

Man denkt an alles Vieles, wenn man einem Kind das Leben schenkt. Es sind Gedanken an ein gutes Leben, das man ihm ermöglichen will, eine behütete Kindheit in der Geborgenheit einer Familie, das Glück, das man ihm schenken will und das man ihm wünscht. Lange bevor dieses Kind geboren wird denkt man an die Liebe, bedingungslose Liebe, diese eine Liebe, die niemals endet. Man will das Beste was man hat weitergeben an dieses wundervolle Wesen, das ein Teil von einem selbst ist. Mit einem Lächeln denkt man an das erste Lächeln in seinem Gesicht. Man spürt die ersten Berührungen seiner kleinen Hände, hört die ersten Worte, denkt an die ersten Schritte, die es macht, sieht seine strahlenden Augen, die die Welt entdecken werden.

Wenn dieses Kind geboren ist behütet man es, man achtet auf seine Bedürfnisse, man tröstet es wenn es schreit, weil es Hunger hat, oder weil es sich im Dunkeln allein fühlt, man pflegt es, wenn es Schnupfen hat oder Schmerzen. Man zeigt ihm den Weg, so gut man es kann, begleitet es auf dem seinen und erklärt ihm wonach es fragt. Das Kind wird zum Mittelpunkt des eigenen Lebens. Alles dreht sich plötzlich nur noch um diesen kleinen Menschen. In gewisser Weise ist es als bliebe man stehen, bis dieser kleine Mensch groß genug ist, um alleine gehen zu können.

Und irgendwann ist es groß geworden das Kind. Und auch dann denkt man an das Kind, immer denkt man an das Kind und man weiß, man muss es loslassen dieses Kind, dann wenn es Zeit ist, dass es die Verantwortung für sich selbst tragen kann. Man muss es loslassen, es seine Schritte allein machen lassen.

Loslassen ohne verantwortungslos zu sein.
Das ist das Schwerste, wenn man einem Kind das Leben geschenkt hat.