Donnerstag, 24. April 2025

Durchschauen

 

                                                                   Foto: A.Wende


„Ich habe es satt, die Menschen zu durchschauen. Es ist so leicht, und es führt zu nichts.“
Diese Worte sind von Elias Canetti.
Man kann sie anzweifeln und man kann ihnen zustimmen. Je nachdem wie sehr wir selbst fähig sind andere zu durchschauen. Wenn wir jemanden zu durchschauen glauben, können wir uns natürlich täuschen. Wir beurteilen Menschen oft nach dem, was sie sagen, aber um einen Menschen zu durchschauen, sind seine Worte allein nicht hilfreich. Worte sind gefügig, man kann so viel sagen und es nicht meinen und es nicht fühlen. Im Laufe meines Lebens habe ich eins gelernt: Ich halte mich nicht an die Worte, die man mir sagt, ich achte auf die Handlungen, die den Worten folgen. 
 
Menschen sind oft leichter zu durchschauen, als man glaubt. 
Trotz ihrer komplexen Gefühle, Gedanken und Verhaltensweisen gibt es bestimmte Muster und Hinweise, die Aufschluss über ihre wahren Absichten oder Emotionen geben können. Körpersprache, Mimik und Tonfall zum Beispiel sind Indikatoren, die Einblick in das Innere eines Menschen gewähren. Auch wiederkehrende Verhaltensmuster oder bestimmte Reaktionen in bestimmten Situationen sagen viel über einen Menschen aus. Und wie gesagt: Vor allem – wie sie handeln.
 
Je achtsamer man ist, desto leichter fällt es, den Menschen hinter der Maske zu erkennen. 
Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wie viel man über jemanden erfahren kann, wenn man nur genau hinsieht – in den kleinen Gesten, im Blick, in der Art, wie sie sprechen, indem was sie tun und wie sie es tun. Oft verraten auch die Augen mehr als Worte es je könnten. Ein Blick in die Augen kann viel offenbaren. Es braucht Erfahrung, Einfühlungsvermögen und Sensibilität, um hinter die Fassade blicken zu können. Menschen sind zwar vielschichtig, doch ihre Eigenheiten machen sie auch vorhersehbarer und damit durchschaubarer. Manchmal versuchen Menschen, ihre wahren Gefühle und Absichten zu verstecken. Doch ihre Körpersprache und Mimik erzählen eine andere Geschichte. Sie sind wie ein offenes Buch. Je achtsamer man zwischen den Zeilen liest und je aufmerksamer man ist, desto leichter ist es einen Menschen zu durchschauen. Menschen sind komplex und doch sind sie, wie Canetti schreibt, oft viel einfacher zu durchschauen, als sie es selbst glauben.
"Ich habe es satt die Menschen zu durchschauen", schreibt Canetti und er begründet es damit, dass es zu nichts führt. Oh doch, es führt zu etwas: Man lässt sich nicht mehr so leicht täuschen und damit erspart man sich Enttäuschungen. 


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