Sonntag, 20. April 2025

Auferstehen

 


Heute feiern wir Ostern, das Fest der Auferstehung Jesu. Die Wiedergeburt des Gottessohnes als Sieg über den Tod. Mit dem Auferstehungsglauben verbindet sich für viele gläubige Menschen die Hoffnung, dass der Tod nicht das letzte Wort über das Leben hat, dass unser Dasein nicht endlich ist, dass es mehr gibt als das eine Leben, das mit dem Tod endet.

Christus selbst ist das Licht der Welt, das mit der Osterkerze in die Kirche hineingetragen wird.

 

Die Welt hat sich verdunkelt. Das Dunkel greift um sich, auch wenn wir es verdrängen, es ist da, spürbar, für uns alle. „Ich dachte nicht, dass ich vielleicht noch einen Krieg erleben werde“, sagte gestern die Lebensgefährtin meines Sohne zu mir. Die beiden verlassen dieses Land, ziehen nach Thailand. „Dort sind die Menschen anders“, sagt mein Sohn, freundlicher, friedlicher, irgendwie liebevoller im Umgang miteinander.“

Frieden, daran denke ich an diesem Ostersonntagmorgen und wie fragil er geworden ist. Und an die Liebe denke ich. 

Wo ist die Liebe? Die Menschenliebe, die Nächstenliebe?

 

„Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen“, steht im Korinther 13 zu lesen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass es von diesen dreien immer weniger in dieser Welt gibt.  

Da ist zu viel, was die Liebe in Frage stellt, zu viel, was den Glauben erschüttert und zu wenig um die Hoffnung hoch halten zu können, angesichts dessen, was wir in diesen Zeiten erleben müssen. Es herrscht Krieg in der Welt. Wir befinden uns in einer Ära der Aufrüstung. Eskalation statt Deeskalation. Kriegsvorbereitung statt Friedensbemühungen. Das ist unsere Jetztzeit. Das zerstört mehr und mehr die Zuversicht, dass die Zerstörung des Friedens, ein Ende hat. Nichts ist mehr sicher, wir sind nicht sicher. Wir alle wissen es und spüren es und wir fühlen uns machtlos ob des Zerstörerischen, was in dieser Zeit sein Unwesen treibt. Die Angst wächst und mit ihr verlieren viele Menschen den Glauben und die Hoffnung, dass all das ein gutes Ende haben kann. Der Boden auf dem wir gehen ist brüchig, der Glaube an das Gute bröckelt, die Hoffnung ist eine fragwürdige Größe.

Was bleibt?, frage ich mich, dort wo Zerstörung, Dunkelheit und Angst herrschen.

 

Was bleibt ist die Liebe, ...die Liebe ist die größte unter ihnen ... 

Die Liebe ist das Einzige an das wir uns halten können, wenn alles zusammenbricht.

Aber kann sie heilen, kann Liebe diese Welt heilen, kann Liebe all das Leid, das tagtäglich im Großen und im Kleinen geschieht und geschehen wird, von uns nehmen? Kann die Liebe den Frieden erschaffen? Unsere Wirklichkeit zeigt uns: sie kann es nicht. Nicht einmal jetzt kann sie es, wo wir längst begreifen müssten, dass wir so lieblos uns selbst, unserem Nächsten und unserer Welt gegenüber, nicht weiter machen könne, weil wir uns sonst im Zweifel selbst zerstören. 

 

Dennoch, ohne Liebe ist alles nichts. Liebe ist stärker als Angst. Stärker als das Dunkel.

Liebe ist die stärkste Kraft, auch in Zeiten des Unfriedens ist sie das. Sie ist das, was uns am Leben hält – die Liebe zum Leben selbst, jetzt in diesem Moment in der Zeit, mit allem, was ist, denn Alles ist mehr als das Dunkel, alles ist auch das, was außer dem Dunkel ist – das Licht, die Schönheit einer Blume, das Grün der aufblühenden Bäume, der Spaziergang im Wald, das Lächeln unserer Kinder, die Umarmung eines Menschen, den wir lieben, liebevolle Güte unserem Nächsten gegenüber, unser Atem, der fließt, ohne unser Zutun und, über all diese kleinen Dinge hinaus – das, was wir lieben, eine Vision, die wir in uns tragen und verfolgen, egal wie unmöglich sie uns in Momenten der Dunkelheit erscheinen mag – das ist Liebe zum Leben. Solange wir leben.

 

Liebe zum Leben ist ein Ja zum Leben.

Sie kann auf (er) stehen, jeden Tag aufs Neue, so lange wir leben, auch in dunklen Zeiten. Und was das Leben über den Tod hinaus angeht, darüber nachzudenken macht keinen Sinn. Wir werden sehen oder nicht. Entscheidend ist, was wir im Hier und Jetzt tun, in Liebe - für den Frieden in uns selbst. Dafür ist Jesus ein Beispiel, er ist gelebte Liebe. Er ist Frieden. 

 

Ich wünsche Euch friedvolle Ostern!

 

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