Und plötzlich fängst du an dein Leben
zu hinterfragen. Vielleicht gab es einen Auslöser, vielleicht gab es eine
Erschütterung, vielleicht ist nichts davon passiert. Du denkst plötzlich das
Ganze macht keinen Sinn mehr so wie es ist. Es fühlt sich nicht mehr gut an,
nicht mehr lebendig. Du fühlst eine gewisse Schwäche. Dein Körper ist weniger
belastbar, du bist oft müde und erschöpft, kleine Wehwechen kommen und gehen
nicht mehr so schnell weg. Die Psyche zeigt eine gewisse Labilität, du bist schneller
und öfter frustriert, du bist scheinbar grundlos traurig oder gehst
ungewöhnlich schnell hoch, wenn du dich angegriffen fühlst. Du hast plötzlich
diffuse Ängste. Dein Selbstvertrauen schwächelt. Selbstzweifel kommen hoch und
du fragst dich: Was ist denn plötzlich mit mir los?
Was da los ist?
Da kommt etwas in Gang. Ein
Lebensabschnitt geht zu Ende, eine Phase geht zu Ende, ein Entwicklungsprozess
geht zu Ende, eine alte Identität stellt sich in Frage, stellt dich in Frage.
Und tief drinnen weißt du es:
Es ist Zeit Resümee zu ziehen, Zeit
etwas zurückzulassen, bevor etwas Neues beginnen kann. Es ist Zeit auszumisten
und das was ist, zu überprüfen daraufhin ob es noch Substanz hat, ob es dich
trägt, ob es dich nährt und dir gut tut. Zeit für Selbstreflexion.
Die damit einhergehende Unsicherheit,
die Unzufriedenheit und innere Unruhe gilt es auszuhalten. Denn genau diese
Labilität, diese gefühlte Brüchigkeit des Bodens auf dem du bisher gegangen
bist, dieses kaum merkbare Wackeln unter den Füßen, ermöglicht es uns
innezuhalten. Wir werden vorsichtiger. Vorsichtiger mit uns und dem was wir
zulassen wollen und dem, was wir nicht mehr zulassen wollen. Wir spüren, dass
manches nicht mehr zu uns passt. Wir werden empfindlicher, weil wir spüren, wir
müssen etwas verändern um weiter zu kommen in Richtung Identitätsentwicklung.
Nein, man verlässt das Alte nicht
leicht und man lässt nicht leicht los. Das wissen wir. Das ist sogar das
Schwerste, obwohl wir es immer wieder getan haben. Wir haben viel loslassen
müssen um dahin zu kommen wo wir jetzt sind. Und wir wissen es war schmerzhaft,
jedes Mal. Aber ohne das Loslassen wären wir stehen geblieben. Mit jedem
Loslassen sind wir weiter gegangen. Manchmal wurde es besser, manchmal nicht.
Dennoch, wir haben uns entwickelt. Mit jedem Übergang vom Alten zum Neuen sind
wir gewachsen und stärker geworden. Wir haben bewältig, was zu bewältigen war.
Und wir haben es geschafft. Und darum werden wir es wieder schaffen.
Übergänge sind Teil unseres Lebens. Sie
sind Zwischenstationen, die zu Veränderungen überleiten. Sie sind
Zwischenstationen in denen sich etwas Wichtiges in unserem Leben verändert. Und
manchmal stellen sie eben auch das ganze Leben in Frage. Es kommt auf den
Prüfstand, damit wir ein neues Selbstkonzept gestalten, immer dann wenn das
Alte dem Test der Zeit nicht mehr standhält. Ist der Übergang geschafft werden
wir uns ein Stück freier, ein Stück lebendiger, ein Stück heimischer im eigenen
Leben fühlen.
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