Montag, 20. März 2017

Wieder und wieder enttäuscht




Zeichnung: Angelika Wende

Manche Menschen ziehen wie magisch Menschen an, die sie belügen, benutzen, hintergehen, enttäuschen, einengen, kontrollieren, emotional verhungern lassen oder mit ihnen spielen. Immer wieder schwören sie sich dann, nie mehr auf so einen Menschen hereinzufallen. Und „bums“ beim nächsten Mal geschieht wieder genau das Gleiche.

Vertrauen ist trügerisch und Verlässlichkeit ist selten. Verlässlich aber sind die unbewussten Motive, die uns zu Menschen hinziehen, die uns seelisch verletzen.

Wer immer wieder in die Falle des Liebesunglücks tappt, hat tief in seinem Innern die Überzeugung, dass er nicht wertvoll und nicht liebenswert ist. Und wer die Überzeugung hat nicht liebenswert zu sein, hat gleich die nächste, nämlich keine Liebe zu verdienen. Ein unheiliger Doppelpack an destruktiven Überzeugungen, der alles andere als das Liebesglück zu uns kommen lässt.

Nicht selten ist auch die Wahl des negativen Selbst. Eine unbewusste Strategie um damit die eigenen ungeliebten Seiten nicht anschauen zu müssen. Wir lassen sie stellvertretend vom Partner leben und sind neben ihm der bessere Mensch. Das hat den Sinn, sich selbst von allen negativen, schamhaften und abgewehrten Schattenseiten der eigenen Person reinzuwaschen, und zwar indem der gewählte Partner sie für uns auslebt. Können wir uns zum Beispiel unsere eigene Schwäche nicht zugestehen und markieren, auch wenn wir längst innerlich zerbrochen sind den Starken, werden wir immer wieder schwache Partner anziehen, haben wir Angst vor Bindung werden wir immer wieder bindungsunfähige Partner anziehen.Wenn wir unsere Autonomie über alles stellen, werden wir Klammerer und Kontrollfreaks anziehen. Haben wir Angst vor Abhängigkeit werden wir immer wieder Co-Abhängige oder Süchtige anziehen. Wer mag liest dazu auch meinen Artikel über die Co-Abhängige Liebe. 
http://angelikawende.blogspot.de/2016/03/aus-der-praxis-co-abhangige-liebe-lasst.html

Hier gilt in der Tat das Gesetz der Resonanz, ganz nach dem Motto: 

Unbewusstes erkennt Unbewusstes blind. 
Das eigene Unbewusste, das eigene Verdrängte nimmt im Außen Gestalt an. Und was uns im Außen begegnet, meinen wir, hat ja nichts mit uns zu tun. Diese Form der Selbststabilisierung wird in der Psychologie auch „interpersonelle Abwehr“ genannt.

Wenn wir immer wieder an den oder die Falschen geraten, stecken dahinter auch unbewusste Beziehungsmuster, die wir seit der Kindheit mit uns herumschleppen. 
Haben wir schon als Kinder ungute Beziehungserfahrungen gemacht, spielen wir diese unbewusst als Erwachsene wieder ab. Neurotischen Beziehungsmuster zeigen sich in unangemessenen Nähe-Distanz-Bedürfnissen, Angst vor dem Verlassen-Werden, der Unfähigkeit Vertrauen zu entwickeln, Schutzmechanismen aus Angst verletzt zu werden und mangelnder Bereitschaft uns emotional zu öffnen und so tief einzulassen. Dabei geht es immer um die gleichen Themen: Nähe kontra Distanz, Vertrauen versus emotionales Einlassen, Dominanz versus Unterordnung, Idealisierung versus Abwertung.

Warum kommen wir aus diesen Mustern nicht heraus, wenn wir doch wissen wie destruktiv sie sind?

Ganz einfach und doch so schwer.
Solange uns unsere neurotischen Beziehungsmuster, Mechanismen und Ängste unbewusst bleiben, drängen sie auf Wiederholung.Solange wir selbst in der Neurose stecken ziehen wir neurotische Menschen an.

Aber wie geraten wir man nun raus aus dem ewigen Kreislauf destruktiver Beziehungserfahrungen und an den, der uns gut tut und dem wir gut tun?
Indem wir an uns arbeiten und an unserer Neurose. Indem wir uns selbst auf die Schliche kommen und indem wir uns unsere Verflossenen anschauen, die eine Menge über uns selbst zu erzählen haben. 

Wir können uns fragen: Was hatten sie für Eigenschaften? Was haben sie gemeinsam? Wie war der Anfang, wie der Verlauf und wie das Ende der Beziehung? Was haben sie bedient, was wir selbst nicht verändern wollen? Wie war die Beziehung unserer Eltern? Wie war die Beziehung zu unserer Mutter und wie die zum Vater?

Das ist eine Menge Arbeit und sie dauert, aber sie ist hilfreich und sie rettet uns davor immer wieder ins Liebesunglück zu stürzen. Das ist es doch wert, oder wollen wir uns das Herz immer wieder brechen lassen? Ewig macht das Herz das nicht mit.
  



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