Samstag, 27. Juni 2015

Ich habe Angst ... ich hacke Holz und hole Wasser




vor der erleuchtung - hacke holz, hole wasser.
nach der erleuchtung - hacke holz, hole wasser.

aus dem ZEN

das macht sinn, denke ich am morgen nach dem tag, der etwas in mir erschüttert hat. wieder eine erschütterung, nach den erschütterungen der vergangenen tage, den erschütterungen meiner vergangenheit, die mich gelähmt haben und meine törichte hoffnung auf sicherheit als illusion entlarvt haben. nichts ist sicher, ich weiß es doch leben, du hättest es mich nicht wieder fühlen lassen müssen. ich habe sie doch gelernt diese lektion, wozu also soll sie gut sein?
vielleicht hatte die zuversicht das für einen moment vergessen und brauchte erinnerung, könnte das leben antworten.

ich war reine angst, obwohl ich mir sagte: du bist nicht deine angst, aber die angst hat mir nicht geglaubt. ich war die angst, die einer ausgelöst hat, der einem menschen, den ich sehr liebe, übles angetan hat. angst, weil die wut auf den übeltäter in der ohnmacht stecken beiben muss, weil es nicht meins ist, ihn zur verantwortung zu ziehen. ich habe das versprechen gegeben mich rauszuhalten. es zu halten fällt mir noch heute schwer. aber es nicht zu halten würde grenzüberschreitung und missachtung bedeuten, dem menschen gegenüber, den ich sehr liebe.
es ist mir nicht erlaubt zu handeln, gegen seine entscheidung zu handeln.
ich darf nicht handeln. das macht ohnmacht.
ohnmacht macht mich immer wütend, es ist eines der am schwersten auszuhaltenden gefühle für mich. ich muss sie aushalten. ich muss meine aus der ohnmacht geborene wut für mich behalten oder sie auf mein kissen schlagen, was mir nichts bringt. ich will nicht das kissen treffen, ich will den treffen, der dem, den ich liebe, übles getan hat.
ich will ihm ins gesicht sehen und ihn fragen: weißt du, was du getan hast?
und dass nichts, aber auch nichts dieses tun rechtfertigen kann. ich will ihn fragen ob es ihn reut, obwohl ich längst weiß, er fühlt keine reue.

hier sitze ich an diesem morgen und versuche weiter zu machen, trotz der ohnmacht und der wut, die keinen kanal findet. ich achte mein versprechen. ich achte damit den, der es mir abgenommen hat.
mehr kann ich nicht tun, als nichts zu tun. ich kann das üble, was geschehen ist, bedauern und meine angst anschauen, die angst vor dem, was menschen menschen antun können und die angst vor dem dem, was es mit mir macht. wie machtlos es macht.
und damit weiterleben.
und akzeptieren was geschehen ist, es nicht für gut heißen und es nicht entschuldigen, es irgendwie zu verstehen versuchen, wo kein verstehen ist, weil der schmerz zu groß ist. 
ich kann meine wut fühlen und sie aushalten, sie besänftigen und wieder verstecken in mir und die angst der ohnmacht aushalten, sie anschauen und wissen - es ist wie es ist - und trotzdem innerlich zerissen sein zwischen gefühlen, die mir weh tun, weil dem, den ich liebe weh getan wurde und mir damit auch.

weh tun sich menschen, denen die liebe und das verstehen abhanden gekommen ist, weh tun sich alle irgendwann, sich selbst oder einem anderen und damit auch sich selbst.
auch ich tue weh, auch ich verletze und auch ich bin nicht wutlos.
auch ich würde auf anderes als auf mein kissen schlagen wollen.
jetzt und am tag der erschütterung.
ich tue es nicht.
ich hacke holz und hole wasser
ich hole wasser und hacke holz.
ich mache weiter mit dem, was jetzt zu tun ist. mehr bleibt mir jetzt nicht. 

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