Zerrissen, A. Wende |
Die
Angst unseren Träumen Raum zu geben ist gespeist von Verlustangst. Wenn
wir träumen und unsere Träume in die Tat umzusetzen versuchen, wenn wir
versuchen, sie in die Realität zu bewegen, bewegen wir uns. Und zwar
auf unsicherem Terrain. Angst ist immer da präsent, wo wir ins
Unbekannte gehen, bei allen Menschen. Das Fatale ist: Unsere Gehirn interpretiert die Angst als Alarm zum Rückzug und
nicht als grünes Licht um voran zu schreiten. Die Kunst wäre zu gehen -
trotz der Angst. Das bedeutet, Mut schöpfen und der steht hinter der
Angst. Je mehr wir uns zutrauen, desto öfter werden wir erleben, dass
unser Mut uns die Kraft gibt mit der Angst zu leben und trotzdem zu
handeln. Jeden Tag ein bisschen. Das ist schon viel. Und viel vom Wenigen ist immer mehr als wir uns zutrauen.
Verlustangst hindert am Gewinnen.
Wenn wir beginnen unseren Träumen Raum zu geben, glauben wir, wir
verlieren etwas. Etwas, das mit Sicherheit zu tun hat. Und dabei ist es
scheinbar völlig unwichtig, ob wir emotional wirklich so sicher sind,
oder nur an scheinbar sicheren Gewohnheiten haften.
Aber - wie
sicher macht uns unsere Sicherheit? So sicher, dass wir Angst haben sie
zu verlieren? Also überhaupt nicht sicher. Wahre Sicherheit denkt nicht
an Unsicherheit. Sie schließt sie aus.
Was nehmen wir für unsere scheinbare Sicherheit alles in Kauf? Das sollte uns Angst machen.
Die Angst vor dem Neuen, dem Unbekannten, ist keine angeborene Angst. Sie ist eine konditionierte Angst. In seinem innersten Wesen trägt der Mensch die Sehnsucht nach
schöpferischer Freiheit und Selbstverwirklichung in sich. Und doch sind
wir seit Jahrhunderten darauf konditioniert uns freiwillig in Käfige zu
begeben. Der Käfig ist ein geschlossener berechenbarer Raum, der uns das
Gefühl von Sicherheit vermittelt. Da drinnen ist alles übersichtlich.
Berechenbar eben. Der Käfig verspricht uns Sicherheit, weil er einen
Rahmen vorgibt. Er bietet uns Schutz, uns, die wir Angst vor der freien
Wildbahn und ihren potentiellen Gefahren haben. Was uns da draußen
erwartet ist in der Tat unsicher und nicht berechenbar, die Gitterstäbe
unserer Käfige aber sind es. Aber das ist eine Illusion. Es gibt keine
Sicherheit, auch da drinnen wird passieren, was passieren soll. Nur,
dass wir dann die Verantwortung nicht tragen müssen, für das, was uns
passiert - denn es kommt ja von Außen.
Aber bleiben wir in
unseren selbstgewählten Käfigen verzichten wir auf unsere schöpferische
Freiheit, die Freiheit nämlich unser Leben zu gestalten.
Freiheit bedeutet nicht vogelfrei sein, nicht alles zu tun, wonach uns
gerade der Sinn steht. Freiheit bedeutet sich selbst finden, sie
bedeutet, der zu werden, der wir sein wollen und sie zu leben bedeutet
nun mal Risiken einzugehen, etwas zu wagen.
Wir allein tragen
die Verantwortung dafür, ob wir es wagen oder nicht. Diese Verantwortung
kann keiner abnehmen. Diese Verantwortung können wir keinem in die
Hände legen oder in die Schuhe schieben. Nicht unseren Eltern, nicht der
Gesellschaft und schon gar nicht Gott.
Wir sind in der Lage
selbstständig zu denken. Dazu gehört, dass wir unterscheiden können,
dazu gehört, dass wir lernen können, dazu gehört, dass wir wählen
können. Ein reifer Erwachsener empfindet sich nicht als Opfer. Er
ist kein Opfer der Umstände, ein Opfer der Erziehung, ein Opfer des
sozialen Umfelds. An der Rolle es Opfers festzuhalten ist wie der Griff
nach dem Grashalm an dem wir uns festhalten, wenn wir nichts ändern und
unsere Angst siegen lassen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen