Sonntag, 23. Oktober 2011

von der dauer

als sie die tür hinter sich zuzog wusste sie, sie würde alleine weiter gehen. so war es jetzt und so war es immer gewesen. es hatte nie lange gedauert. es konnte nicht lange dauern, denn die dauer und sie waren einander fremd. nicht, dass sie sich etwas dauerhaftes nicht gewünscht hätte, es sich nicht vorstellen konnte. aber das nein gegen das dauertüchtige war in ihr, schlug im immer gleichen rhythmus gegen alles was sie festhalten wollte, wie das herz in ihrer brust. sie war eine, die sich selbst folgte und verließ, was sie von sich selbst trennen wollte.

der anspruch auf dauer, und war es nur der anspruch auf dauerhafte nähe, wenn man diesen anspruch nur im entferntesten an sie stellte, wenn sie das gefühl hatte, dass man ihn an sie stellte, erschien ihr wie die aufrichtung eine mauer zwischen ihrer seele und dem leben, das in bewegung war. sie konnte nicht stillstehen, nicht bleiben. sie musste immer neue türen öffnen, musste sehen, spüren und erfahren über sich selbst hinaus, um sich selbst zu begreifen.

während sie die treppe hinunterlief, dachte sie an die worte, die einmal einer, der den glauben an dauer brauchte wie die luft zum atmen, zu ihr gesagt hatte: du machst alles kaputt, noch bevor es etwas werden kann. sie sah sein gesicht vor sich, das sie böse angestarrt hatte. sie erinnerte sich mit jeder faser ihres körpers an den hass in seinem gesicht. sie erinnerte sich an das schuldgefühl, dass diese worte in ihr ausgelöst hatten, weil sie anders war als er, der die dauer liebte und geglaubt hatte falsch zu sein in ihrem anderssein. sie erinnerte sich an die worte der rechtfertigung, die sie ihm entgegengeschleudert hatte, an ihr: alles ist, auch ohne etwas werden zu müssen. sie erinnerte sich an die wand von wut an der ihre worte abgeprallt waren und an die verletzung die zurückgeblieben war, bei beiden.

das gefühl blieb einen moment und für diesen moment drückte es ihr die kehle zu. aber es war nur ein moment und sie lief weiter, hinaus in den kalten herbstmorgen. dieses mal ließ sie das schuldgefühl hinter der zugezogenen tür.

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