Dienstag, 18. März 2025

„Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm von deinen Plänen."

 
Foto: A.Wende

 
Das war mein Gedanke heute morgen, als ich wach wurde. Keine Ahnung warum, aber er war plötzlich in meinem Kopf. Vielleicht weil ich gestern ein Gespräch mit einem Menschen hatte, der mir von seinen exakt ausgearbeiteten Plänen für sein zukünftiges Leben erzählte.
Dieser Satz des christlichen Philosophen Blaise Pascal, spiegelt eine tiefere psychologische Wahrheit wider: unsere menschliches Bedürfnis, die Kontrolle über das eigene Leben und die Zukunft haben zu wollen. Wir Menschen haben ein starkes Bedürfnis nach Vorhersehbarkeit und Sicherheit. Wir machen Pläne, um Unsicherheiten zu minimieren und ein Gefühl der Kontrolle zu erlangen, was uns wiederum das Gefühl gibt die Dinge berechnen zu können und uns in Sicherheit zu wiegen. Doch das Leben ist unberechenbar, und unsere Pläne können durch äußere Umstände oder innere Veränderungen schnell obsolet werden.
 
Die Diskrepanz zwischen unseren Plänen, Erwartungen und der Realität kann zu enormem Stress führen.
Was, wenn der noch so gut ausgearbeitete Plan scheitert? Was, wenn wir Zeit, Energie und Geld investieren und am Ende doch nichts gewinnen? Was, wenn wir alles uns Mögliche tun um unseren Plan in die Realität umsetzen und er an genau dieser Realität zerschellt?
Dann sind wie enttäuscht und frustriert.
Pläne machen ist gut. Pläne haben ist gut. Sie geben uns eine Richtung, ein Ziel und vielleicht sogar einen Sinn. Aber wenn wir uns zu sehr auf unsere Pläne fixieren, laufen wir Gefahr, die Flexibilität und Anpassungsfähigkeit zu verlieren, die wir brauchen, um mit den Unwägbarkeiten, Brüchen und Herausforderungen des Lebens umzugehen. 
 
Das starre Festhalten an unserem Plänen kann immer auch zu einem Gefühl der Enttäuschung führen, wenn die Realität nicht mit unseren Erwartungen übereinstimmt. Diese Enttäuschung kann sich in Form von Frustration, Wut, Trauer oder sogar Resignation äußern, wenn uns etwas, das uns sehr am Herzen lag, nicht gelingt oder scheitert.
Je älter ich werde, desto weniger Pläne mache ich. Ich mache das, was wesentlich ist, Tag für Tag. Ich denke nicht mehr weit voraus, ich mache kurzfristige Pläne und setze mir kurzfristige Ziele. Ich habe wenig Erwartungen an andere und was die Zukunft angeht, weiß ich, dass ich nichts weiß. 
 
"Que sera, sera
Whatever will be, will be
the future's not ours to see
que sera, sera
what will be, will be ...", heißt es in einem Lied von Doris Day.
 
Wir können die Zukunft nicht sehen.
Wir können nur das Jetzt sehen und im Jetzt denken, fühlen und handeln und was wir im Jetzt tun, beeinflusst die Zukunft. Mehr nicht.  
Was dann in der Zukunft sein wird, darüber haben wir keine Kontrolle. Wir wissen nichts, nicht einmal, ob wir sie überhaupt erleben, wissen wir.
Unvorhersehbarkeit ist ein grundlegender Bestandteil des menschlichen Daseins. Ereignisse wie Naturkatastrophen, Krankheiten oder plötzliche Veränderungen im persönlichen oder beruflichen Umfeld können unsere Pläne und Erwartungen schnell durchkreuzen. Viele Aspekte unseres Lebens werden von Faktoren beeinflusst, die außerhalb unseres Einflussbereichs und unserer Kontrolle liegen, wie z.B. wirtschaftliche und politische Bedingungen, gesellschaftliche Veränderungen und das Verhalten anderer Menschen. Diese externen Einflüsse können unsere Pläne stark einschränken oder zunichte machen.
Auch unsere eigenen Gedanken, Emotionen, Glaubensätze und Überzeugungen können uns daran hindern, die Kontrolle zu haben. Ängste, Selbstzweifel oder destruktive Denkmuster können uns daran hindern, Entscheidungen zu treffen, Veränderungen herbeizuführen oder unsere Pläne umzusetzen. Diese Welt und wir selbst sind ein komplexes System, in dem viele Variablen miteinander interagieren. Diese Komplexität macht es schwierig, alle Faktoren zu berücksichtigen und die Auswirkungen unserer Pläne vollständig vorherzusagen.
 
Ich lebe lang genug um zu wissen, dass das Streben nach Kontrolle eine Illusion ist und dass das Leben in einem ständigen Fluss ist, in dem die Veränderung die einzige Konstante ist.  
Je flexibler wir sind, desto besser gelingt uns die Anpassung an Veränderungen. 
Die Akzeptanz, dass nicht alles planbar und kontrollierbar ist, die Fähigkeit mit Ungewissheit umzugehen, zeugt von Resilienz, Anpassungsfähigkeit und Flexibilität, Fähigkeiten, die wir alle, gerade in dieser chaotischen Zeit, brauchen. Es befreit zudem ungemein unsere Pläne mit einer gewissen Lockerheit zu betrachten und offen für Möglichkeiten zu sein, das nimmt den Druck raus.
 
Der Satz: „Wenn du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl ihm von deinen Plänen“, kann auch als Bewältigungsmechanismus dienen. Lachen, vor allem über uns selbst lachen zu können, ist ein psychologisches Werkzeug, das uns hilft, uns selbst und unsere Pläne nicht zu ernst zu nehmen und eine gelassenere Perspektive zu entwickeln. 
Wenn wir in der Lage sind über unsere Pläne und die Unvorhersehbarkeit des Lebens zu lachen, können wir eine gelassenere Einstellung zum Leben entwickeln. Wenn wir offen für das Unbekannte bleiben, können wir auch mit dem möglichen Scheitern besser umgehen.
Letztlich geht es darum die Balance zwischen dem Streben nach Planbarkeit und Kontrolle und der Akzeptanz von Ungewissheit zu finden. Indem wir lernen, flexibel zu sein und uns auf das zu fokussieren, was wir im Jetzt beeinflussen können, können wir ein entspannteres Leben führen, auch wenn wir nicht die Kontrolle über alles haben, nicht einmal darüber, ob wir Gott zum Lachen bringen. 
 
„Die ganze Zukunft liegt in der Ungewissheit: Lebe sofort."
 Seneca
 
Angelika Wende
Kontakt: aw@wende-praxis.de

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