„Nur für heute.“
Dieser Satz stammt aus dem Dekalog der Gelassenheit, der Papst Johannes XXIII. zugeschrieben wird und der auch zum Programm der Anonymen Alkoholiker gehört: Nur für heute - werde ich nichts trinken.
Und doch ist es schwer in diesem Bewusstsein zu leben.
Nur für heute impliziert, uns nur auf den heutigen Tag zu fokussieren. Nur dem Aufmerksamkeit zu schenken, was heute zu tun ist, was heute wichtig und wesentlich ist, nur zu tun und zu erledigen was heute getan werden kann und was heute machbar ist. Nur die Probleme zu lösen, die heute gelöst werden können.
Nur für heute bedeutet: achtsam im Hier und Jetzt an diesen einen Tag zu sein. Nicht mit der Vergangenheit und nicht mit der Zukunft beschäftig sein.
Im Heute sein.
Nur für heute bewusst auf diesen Tag achten.
Wie oft sind wir nicht im Heute, sondern irgendwo anders.
Auch ich vergesse diesen Satz, besonders dann, wenn ich verunsichert, traurig oder ängstlich bin. Dann bin ich mit meinen Gedanken irgendwo, nur nicht im Jetzt. Ich denke an das, was war, was hätte sein können oder ich beschäftige mich mit der Zukunft und verliere den Tag aus den Augen. Ich nehme ihn gar nicht wirklich wahr. Ich übersehe Dinge und sehe vieles nicht, was da ist, weil ich mit der Vergangenheit oder mit der Zukunft beschäftigt bin. In meinem Kopf ist ein Affengeschnatter, ich versuche Lösungen für morgen zu finden, ohne zu wissen, was morgen sein wird. Ich kreiere gedanklich Szenenarien, von denen ich nicht die geringste Ahnung habe, ob sie eintreten werden. Ich mache Pläne und bin überall, nur nicht da, wo ich bin – im Jetzt, im Heute, anstatt mich bewusst zu fragen:
Was ist Jetzt?
Was ist heute da?
Was ist heute wichtig?
Welches Problem kann ich heute lösen?
Wie kann ich mein Heute gestalten?
Was kann ich dafür tun, damit heute ein gelingender Tag ist?
Worauf möchte ich heute achten?
Besonders in schwierigen Zeiten ist es hilfreich und erleichternd nur für heute zu leben. Und ja, es ist schwer. Auch ich muss mich immer wieder an diesen Satz aus dem Dekalog der Gelassenheit erinnern, um nicht aus dem Jetzt wegzudriften.
Damit mir das leichter fällt, steht der Satz auf eine Karte auf meinem Schreibtisch.
Nur für heute.
Es ist einen Versuch wert.
Immer wieder. Jeden Tag.
"Das Dharma der Weisheit, zu dem wir erwachen können, ist die Wahrheit, die genau dort ist, wo wir sind - wenn wir uns von unseren Fantasien und Erinnerungen lösen und uns auf die Wirklichkeit der Gegenwart einlassen."
Jack Kornfield
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