Sonntag, 19. Januar 2020

Was in einer ungesunden Beziehung krank wurde, kann in einer ungesunden Beziehung nicht heilen.

Malerei: Angelika Wende

Wenn das Gefühl, dass du einem anderen Menschen nicht so wichtig bist, wie er für dich, in der Begegnung mit diesem Menschen immer wieder spürbar wird, tut das weh. Besonders weh tut es, wenn es sich um den eigenen Partner handelt.
Uns nicht wichtig genug fühlen, nagt an unserem Selbstwertgefühl. Mit jedem Mal, mit dem uns der andere durch seine Worte oder Handlungen zeigt, dass er uns nicht wertschätzt, tauchen Selbstzweifel auf und mit ihnen unheilsame Überzeugungen, die in etwa so klingen:
Ich bin unwichtig.
Ich bin nicht von Bedeutung.
Ich bin nicht wertvoll.
Ich bin nicht liebenswert.

All das ist nicht wahr!
Was da an Überzeugungen deinen Selbstwert sabotiert und dich klein, hilflos, wütend, traurig und unglücklich macht, ist nicht wahr.
Wahr ist:
Du bist wichtig, nur eben für den anderen nicht.
Du bist von Bedeutung, nur eben für den anderen nicht.
Du bist wertvoll, nur schätzt dich der andere nicht wert.
Du bist liebenswert, nur eben für diesen Menschen nicht.
Der andere verhält sich nicht wertschätzend.
Der andere missachtet deinen Wert.

Mit seiner Missachtung löst er Gefühle und Gedanken in dir aus, die meist so alt sind wie du selbst. Er macht genau das, was man schon als Kind mit dir gemacht hat, bewusst oder unbewusst. Er verhält sich lieblos, denn wo Liebe ist, wird sich kein Mensch so verhalten, wird niemals Missachtung deiner Person spürbar sein.

Das zu erkennen ist heilsam, auch wenn es schmerzt. Auch wenn wir dann erkennen dürfen, dass wir einem Menschen unsere Liebe und unsere Wertschätzung geschenkt haben, der unsere Geschenke nicht wertschätzt. Immer wenn dir jemand durch Worte oder Handlungen das Gefühl gibt unwichtig und wertlos zu sein triggert er damit alte Gefühle. Gefühle, die du kennst seit du ein Kind bist. Aber du bist jetzt nicht mehr das Kind von damals. Du bist jetzt ein erwachsener Mensch, der sich Menschen, die dir diese Gefühle vermitteln, nicht mehr ausliefern muss.

Du musst nicht zulassen, dass Salz in deine Wunden gestreut wird. Du musst diesem Menschen nicht hinterherlaufen wie einst Mutter oder Vater um zu beweisen wie wertvoll und liebenswert du doch bist. Du musst nicht noch mehr geben, je weniger du von ihm bekommst.
Genau das machen viele verletzte Menschen: Sie laufen dem, der sie nicht wertschätzt, oft sogar hinterher wie das kleine Kind, das sie damals waren den Eltern, um endlich doch noch zu bekommen, was man ihnen einst verweigerte: Liebe, Respekt, Anerkennung und Wertschätzung.
Es ist wie eine Art Trance in die wir dann geraten - wir denken, fühlen und agieren aus der Erfahrungswelt des verletzten inneren Kindes heraus.
 

Wir dürfen erwachen.
Wir dürfen erkennen: Wir erreichen damit nicht, dass man uns endlich wertschätzt, sondern wir signalisieren dem anderen genau das Gegenteil: Wir zeigen ihm wie wenig wir uns selbst wert sind. Wie wenig wir uns selbst achten, respektieren und lieben. Das wird sein Verhalten nicht ändern, sondern er wird vielmehr spüren, dass er mit uns machen kann, was er will.
Das zu erkennen schmerzt sehr, aber der Schmerz ist ein anderer, als der, dich nicht wertvoll zu fühlen – es ist der Schmerz der Enttäuschung, dass du an den Falschen geraten bist.
Und doch an den Richtigen, denn dieser Mensch zeigt dir wieder und wieder, welche alten Wunden noch nicht verheilt sind. Und er wird so lange darin herumbohren bis du es endlich kapiert hast.
Wenn wir das endlich kapiert haben, sagen wie ein klares Nein zu diesem Menschen, wissend: Was in einer ungesunden Beziehung krank wurde, kann in einer ungesunden Beziehung nicht heilen. Ein guter Grund uns von diesem Menschen zu verabschieden und zu sagen: Nein, für deine Missachtung stehe ich nicht mehr zur Verfügung!


Tun wir das nicht bleiben wir weiter Gefangene unserer alten Wunden. 

Wir werden nicht glücklicher. Wir werden immer unsicherer, kleiner und unglücklicher. Wir werden emotional abhängig von unserem alten unerfüllten Bedürfnis endlich von einem geliebt zu werden, der uns seine Liebe nicht schenkt. Wir verschwenden sinnlos Energie damit uns an einen Menschen zu binden, der uns unsere Bedürfnisse niemals erfüllen wird. Wir werden emotional immer ausgehungerter weil wir an seiner Lieblosigkeit verhungern. Wir verlieren unseren letzten Rest Selbstwertgefühl und wissen am Ende nicht mehr wer wir sind. Das raubt uns nicht nur Energie, sondern auch wertvolle Lebenszeit und das kann uns auf Dauer krank machen an Körper, Geist und Seele.
So schwer es ist: Es gibt nur einen Weg um zu gesunden: Die Menschen, denen wir nicht wichtig sind, loslassen.

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