Zwischen
Weihnachten und dem Dreikönigstag können wir einem alten Brauch nach während
der heiligen zwölf Rauhnächte Rückschau auf das alte Jahr halten und uns
gedanklich auf das neue Jahr einstimmen. Diese magische Zeit ist voller Mythen
und Rituale. Die meisten dieser Rituale wurden über die Jahrhunderte mündlich
überliefert. In den Rauhnächten führen Menschen bis heute Rituale
durch wie etwa das Bleigießen oder das Sternsingen am 6. Januar. Das sind Rituale, die es seit
Ewigkeiten gibt. Eines
dieser Rituale ist das Räuchern. Es dient der Reinigung und soll neue, frische Energie in unsere vier Wände strömen lassen und ungute
Energien vertreiben. Ich
finde diese Rauhnachtrituale schön. Ich mag Rituale, für mich sind sie Ausdruck
gelebter Spiritualität.
Das
Ritual ist so alt wie wir Menschen. Man sagt es spricht eine Sprache, die in
der geistigen Welt als Bitte verstanden wird, um stabilisierend auf das Leben
zu wirken. „Es verlangt von uns laut und allein zu beten, zu akzeptieren, dass
wir alleine nicht die Lösung haben, sondern Hilfe brauchen. Das Ritual
verbindet uns mit dem Göttlichen, und ein geistig gesundes Leben ist ohne
Rituale nicht möglich. Rituale sind notwendig um die Wunden der
Industrialisierung zu schließen“, schreibt der afrikanische Psychologe
Malidoma Patrice Somé in seinem Buch „Ritual- Power, Healing, Community, über den
Sinn des Rituals.
Ich
kann das sehr gut nachvollziehen. Ich weiß, dass Rituale auch eine Art magischen Denken
beinhalten und wir auf diese Weise mit dem, was außerhalb unserer rationalen
sichtbaren Welt existiert, in Kontakt treten können. Wer magisch denkt glaubt an eine
Verbundenheit mit dem, was größer ist als er selbst. Das ist Spiritualität im
Wesentlichen: Tiefe Verbundenheit und gefühlte Beziehung zum ALLeins. Das ist
etwas völlig anderes als esoterischer Aberglaube.
Selbst
in der Psychologie hat man seit C. G. Jung erkannt, dass Spiritualität sogar
heilsame Qualitäten hat. So beschreibt Anton A. Bucher in seinem Buch
„Psychologie der Spiritualität“ von Forschungsergebnissen, die besagen, dass
spirituelle Menschen einen niedrigeren Blutdruck haben, seltener einen Infarkt
erleben und auch bei ärgsten Schmerzen und in der Agonie Sinnhaftigkeit und
Hoffnung bewahren. ( Bucher, S. 3)
Das
ist wahr. Ich kenne Menschen, die unendlich leiden und dennoch ihren
Glauben nicht verlieren und ich kenne Menschen, die an nichts glauben und
ständig jammern und klagen, dass das Leben ungerecht und böse zu ihnen ist und
alle anderen an ihrem Leid schuld sind. Menschen, die mit einem systolischen Blutdruckwert
von 200 durch die Gegend laufen und immer noch meinen es sei der Körper der
spinnt und Blutdrucksenker schlucken und niemals auf die Idee kommen würden,
dass ihre Seele ihnen etwas sagen will. Aber
gut, möge es jeder halten wie er will.
Zurück zu den Ritualen.
An
diesem letzten Tag im Jahr ist mein alljährliches Ritual, dass ich Rückschau halte. Ich tue das
für mich, schreibe das, was mich in diesem Jahr beschäftigt hat, was sich
verändert hat, was ich gelernt habe und was ich erkannt habe was es noch zu
lernen gibt auf.
Ich
habe viel gelernt in diesem Jahr. Ich habe gelernt, dass es keinen Sinn macht
an etwas festzuhalten, auch nicht an Menschen. Ich habe gelernt, dass wenn ich
loslasse, andere beginnen können ihr Leben eigenverantwortlich in die Hand zu
nehmen. Ich habe gelernt was es heißt autonom zu sein und völlig auf mich
allein gestellt zu leben, auch wenn es nicht leicht ist und bisweilen einsam. Ich
habe gelernt gehen zu lassen, was gehen will und soll, weil ich weiß, es würde bleiben, wenn es zu mir gehörte. Ich habe gelernt den Worten der Menschen keinen
Glauben zu schenken sondern allein ihren Handlungen. Ich habe gelernt was echte
Freunde sind und wer nur da ist, wenn ich rosige Zeiten erlebe.Ich habe gelernt, dass Liebe viel mehr ist als Partnerschaft leben.
Ich
habe gelernt, dass Frieden und innere Kraft niemals außerhalb, sondern nur in
mir selbst zu finden sind. Ich habe gelernt, dass das Kämpfen um etwas oder um jemanden
Kraftverschwendung ist und dass jedes Ankämpfen, jeder innere Widerstand gegen
das was ist, mir Kraft raubt, die mir an anderer Stelle fehlt. Ich habe
gelernt, das Menschen denen ich vertraut habe, mein Vertrauen missbraucht haben
und mich von ihnen verabschiedet, auch wenn es weh tat. Ich habe gelernt, dass ich nichts
kontrollieren kann und lerne noch das tief zu verinnerlichen. Ich habe gelernt,
dass es möglich ist auch tiefe Verletzungen zu verzeihen und dass Liebe der
einzige Weg ist um das zu tun.
Ich
habe gelernt dass es nur einen sinnvollen Weg gibt wenn ich mit dem Rücken zur
Wand stehe – und zwar den, mich an sie anzulehnen. Ich habe gelernt, dass meine
Angst eine gute Freundin ist, die mir die Kraft gibt „Stopp“ zu sagen, wenn mir
etwas nicht gut tut und mich auszuruhen, wenn ich müde und erschöpft bin. Ich habe
gelernt Schwäche zuzugeben und um Hilfe zu bitten, wenn ich Hilfe brauche. Und sie kam und immer von dort wo ich sie niemals erwartet hätte.
Ich lerne
noch das Loslassen von dem, was ich denke zu wollen und ich lerne zu akzeptieren,
dass ich immer bekomme was ich brauche, um zu wachsen. Ich lerne zu vertrauen in mich selbst und das Leben,
das es gut mit mir meint, wenn ich es gut mit dem Leben meine. Ich habe gelernt, dass es nur eins im Leben gibt auf das ich
Einfluss habe und das bin ich selbst.
Heute
in der letzten Rauhnacht im alten Jahr geht es darum, das Alte abzuwaschen,
weil es ausgedient hat - eine weitere Übung im Loslassen. Das
ist das Wesentliche, was ich in diesem Jahr lernen durfte: Loslassen. Ich
will ehrlich zu Euch sein: Das war die härteste Lernaufgabe, die mir dieses
Jahr auftrug, es hat mir fast das Herz gebrochen. Weil ich ein
spiritueller Mensch bin weiß ich, so weh das Loslassen tut, es hat einen Sinn,
auch wenn wir ihn erst viel später begreifen mögen.
An diesem letzten Tag im alten Jahr werde
ich das heutige Rauhnachtritual ausführen: Ich werde den letzten Rest
dessen ausräuchern, was nicht mehr zu mir gehört, damit neue, frische Energie
in meine Leben treten kann.
Meine
Lieben, ich danke Euch dafür, dass es Euch gibt!
Ich wünsche
uns allen auf diesem Planeten ein gutes, gesundes und friedliches neues Jahr.
Namaste
Angelika
Liebe Angelika, auch ich wünsche dir ein fröhliches und gesundes neues Jahr!Gerade das Loslassen war bei mir auch in diesem Jahr Thema und ich danke dir für deine Texte!
AntwortenLöschenAlles Liebe! Martha
Ich danke dir fürs Lesen, liebe Martha.
LöschenAlles Liebe und Gute für Dich!
Angelika
liebe Angelika, einen innigen Dank sage ich dir für deine Texte, sie berühren mich meist stark. Loslassen habe ich 2016 auch gelernt, übe es noch, nicht zuletzt durch den ein oder anderen Hinweis von dir hier. Hab ein gutes neues Jahr! Sanne.
AntwortenLöschenLiebe Sanne,
Löschendas freut mich, dass dich meine Texte berühren.
Hab du auch ein gutes Jahr!
Angelika
Liebe Angelika,
AntwortenLöschenich beglückwünsche dich zu deinem so erkenntnisreichen Jahr 2016 und wünsche dir für 2017, dass du die Freuden eines auf dich selbst gestellten Lebens in vollen Zügen genießen kannst (was ja nicht heißt, dass man einsam bleiben muss).
Stopp sagen, sich ausruhen, Menschen gehen lassen, wenn man sich ansonsten zu sehr verbieten müsste - das sind wertvolle Lernerfolge, die man leider leider aus Büchern und Ratgebern einfach nicht mal eben "übernehmen" kann. Man muss das Unvermögen dazu und seine Folgen erst im eigenen Leben spüren und schier daran verzweifeln, bevor die Kraft zur Veränderung auf einmal da ist.
Wer aber diesem Punkt nahe ist, kann in deinem Blog Unterstützung und Inspirationen finden und schafft den Umschwung vielleicht leichter und früher.
Danke für deine Gedanken!
Alles Liebe
Claudia
Liebe Claudia,
AntwortenLöschendanke für deine Worte!
Alles Liebe
Angelika