Donnerstag, 21. Januar 2016
Aus der Praxis - Richtige und falsche Entscheidungen
Du stehst vor einem Dilemma oder vor einer schwerwiegenden Entscheidung, von der du meinst, sie entscheidet über dein zukünftiges Leben. Du meinst, dieses Mal muss ich unbedingt dir richtige Entscheidung treffen, vielleicht weil du denkst, dass es jetzt endlich einmal gut werden muss, vielleicht weil du denkst, du hast oft genug falsch entschieden, vielleicht weil du denkst, dir bleibt nicht mehr allzu viel Zeit um deinem Leben die Richtung zu geben, die dich endlich an dein Ziel führt, vielleicht, weil du denkst, das Meiste ist gelebt und was jetzt gelebt werden will, muss besser sein als der Rest. Oder du beginnst ein Projekt und willst natürlich, dass es dir gelingt. In all diesen Fällen musst du dir sicher sein, wie du wählst, du musst dir sicher sein, die richtige Wahl zu treffen.
Dieses Müssen macht dir Druck, dein ganzes Denken ist nur noch darauf gerichtet was du tun musst um ja das Richtige zu tun, denn das Falsche tun, konstruiert dein Denken, geht gar nicht, das heißt im worst case: Scheitern. Oh nein! Scheitern geht gar nicht!, sagst du dir und der Druck wird noch höher.
Nun, dann ist es Zeit inne zu halten und den Druck abzulassen: Übrigens, am besten geht das, wenn du ganz langsam und bewusst ein- und ausatmest. Und das geht ohne Druck, ganz von alleine.
Obwohl uns das Leben zeigt, egal wie wir entscheiden, das Scheitern findet nicht selten auch nach den scheinbar besten Entscheidungen als Möglichkeit statt. Stell dir vor, du hast einen Traum und du tust alles dafür Notwendige dafür um ihn dir zu erfüllen und eine Weile lebst du diesen Traum. Du hast die Entscheidung getroffen, die ihn lebendig werden ließ. Du hast also richtig entschieden. Und eine Weile ist es gut. Aber dann, nach einer Weile, zerbricht dieser Traum. Er zerbricht trotz deiner Entscheidung, die du für richtig gehalten hast. Er scheitert am Gelebtwerden.
Was richtig war in einem Moment in der Zeit, kann irgendwann nicht mehr richtig sein. Und wenn es das nicht mehr ist, löst sich alles Alte auf - die Entscheidung wurde gelebt und hat sich abgelebt. Das ist die tätsächliche Wirklichkeit. Eine Wirklichkeit, die einfach ist wie sie ist, wenn wir sie einfach sein lassen wie sie ist.
Nur wer kann das schon? Wir alle kennen die Enttäuschung, die Trauer und die Wut, wenn das einmal Entschiedene absolut nicht bleiben will und dann kommt dieses: Hätte ich ...
Was denn? Was hätte ich besser machen können, anders machen können, anders wählen können, anders entscheiden können? Hätte ich? Dann hätte ich, aber ich habe nicht! Ich habe genauso entschieden, wie es sich für mich damals richtig angefühlt hat.
Wenn wir das begreifen hören wir auf unsere Entscheidungen zu bewerten nach gut und schlecht, richtig oder falsch. Wenn wir das begreifen, beklagen wir uns nicht endlos über gescheiterte Entscheidungen, dann verstehen wir, dass wir jede Entscheidung genau so richtig treffen wie wir sie in diesem Moment in der Zeit, mit den Informationen, Absichten, Gedanken und Gefühlen, die wir zu diesem Zeitpunkt haben, treffen. Und wenn wir das begreifen, begreifen wir auch, dass keine Entscheidung einen Anspruch auf Dauertüchtigkeit hat. Das Leben verändert sich, wir verändern uns, Menschen verändern sich, Umstände verändern sich, Gedanken und Gefühle verändern sich während wir in unseren Entscheidungsräumen leben.
Nicht die Entscheidung verändert sich - sondern wir selbst verändern uns und das Leben und was es mit uns macht.
Immer wieder, jeden Tag, jeden Moment treffen wir Entscheidungen, kleine und große und ganz wichtige. Aber so wichtig wie wir glauben sind sie gar nicht, auch nicht die ganz großen. Sie sind Wegpfeiler auf einem Weg, den wir mit keiner einzigen Entscheidung auf immer und ewig festlegen können. Es gibt ihn nicht den geraden Weg, es gibt immer nur Wege, die wir gehen, eine Weile, um an der nächsten Weggabelung wieder neu enstscheiden zu müssen.
Wenn das Leben eine neue Entscheidung von uns verlangt ist es wichtig eine bewusste Wahl zu treffen und die Verantwortung für unsere Wahl zu übernehmen, wenn wir sie treffen und zwar in Bezug auf den nächsten Schritt. Nicht mehr und nicht weniger. Nicht auf das ganze Leben, das so viele Menschen vor sich sehen, wenn eine große Entscheidung ansteht. Der nächste Schritt ist das Wesentliche, denn mehr zu wollen und zu erwarten heißt das Leben nicht verstehen.
Wenn du entscheidest ist es immer so, dass du in diesem Augenblick nicht alle Antworten hast, denn der vor dir liegende Weg für den du dich entschieden hast, bleibt dir solange unbekannt, bis du ihn gehst und deine Schritte auf ihm zurückgelegt hast. Dann erst wirst du erfahren ... und zwar nicht richtig oder falsch, sondern etwas Neues über dein Leben. Und wenn du erfährst, dass du dich für einen Weg entschieden hast, der sich als uneben oder gar ungut gezeigt hat - dann kannst von Neuem entscheiden. Du kannst den Weg ändern und einen neuen wählen. Immer, solange du lebst, solange du die Wahl hast.
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