Ich habe es schon als Kind nicht ertragen, wenn meine Gefühle nicht ernst genommen wurden. Wenn meine Angst, meine Zweifel und meine Unsicherheit heruntergespielt, ignoriert oder sogar verurteilt wurden.
"Du musst keine Angst haben, dass ist alles nicht so dramatisch, du schaffst das schon, es gibt Schlimmeres, stell dich nicht so an ... ", und so weiter.
Dieses Beschwichtigen, dieses Kleinreden oder lächerlich machen meiner Gefühle, halfen mir nichts, ich fühlte weder anders noch fühlte ich mich besser – im Gegenteil ich fühlte mich verlassen, allein und innerlich einsam. Irgendwann hörte ich auf anderen meine Gefühle mitzuteilen, denn das Kind hatte begriffen – es nützt dir überhaupt nichts, die nehmen dich nicht ernst.
Gut fühlte ich mich damit nicht. Ich hatte das Gefühl falsch zu sein, denn wenn das, was ich fühlte, in den Augen der Großen nicht so schlimm, nicht wahr war oder nicht wahr sein durfte, dann musste doch etwas mit mir nicht stimmen. Ich war also falsch, nicht normal, ich war anders als die Großen und die mussten ja Recht haben, weil sie groß waren.
Aus mir wurde ein kleiner Mensch, der sich in sich selbst zurückzog und lernen musste, alles mit mir selbst auszumachen, wenn er nicht ständig an der glatten Wand des Nichtangenommenseins abrutschen wollte und sich nicht immer neue Enttäuschungen abholen wollte. Ich fühlte mich getrennt von den Menschen und der Welt. Aus dieser einsamen Hilflosigkeit heraus wuchs in mir ein Gefühl trostloser Wut. Wut auf die Großen, die mich und meine Gefühle klein machten, indem sie sie nicht ernst nahmen, Wut auf ihre Beschwichtigungen, die mir das Gefühl gaben eine Versagerin zu sein, die alles dramatisierte, die schwach war und lebensunfähig.
Mit der Wut, die ich ja nicht ausdrücken durfte, denn das hätte einen Riesenärger gegeben, wuchsen meine Angst, meine Zweifel an mir selbst und meine Unsicherheit wuchs ins Unermessliche. Ich traute mir nicht mehr viel zu.
Mittlerweile habe ich nach langen mühsamen Jahren der Arbeit an mir selbst begriffen und gelernt: Alles was ich fühle hat seine Berechtigung und alles was ich fühle darf sein, egal was andere darüber denken – ich bin mein eigenen Mensch und ich habe meine eigenen Gefühle und für mich sind sie wahr.
Aber was das Kind in mir heute noch wütend macht, sind Menschen, die genauso reagieren wie damals meine Bezugspersonen, diese Beschwichtiger, die mir erzählen wollen alles ist gut, wenn ich doch genau spüre, es ist nicht gut und wenn ich doch genau spüre: Du glaubst das doch auch nicht, du willst dich nur selbst beschwichtigen und darum beschwichtigst du mich, damit du Verstärkung für deine Selbstbelügerei bekommst.
Das würde ein Beschwichtiger aber niemals zugeben, denn dann bekäme er auf einmal selbst ungute Gefühle und die wollen solche Menschen partout nicht aushalten, denn das würde ja bedeuten das ihr Konstrukt von „alles ist gut“ wie ein Kartenhaus zusammenfällt. Das macht Angst und diese Angst könnte dazu führen, dass die Beschwichtiger einmal genauer hingucken müssten, was sie denn wirklich fühlen und nicht, was sie sich zurechtdenken, damit das mentale Kartenhäuschen ihres Wunschdenkens nicht umfällt und sie mit ihm.
Beschwichtigung ist das Nichtachten der Gefühle und Wahrnehmungen anderer Menschen.
Wer die Gefühle anderer nicht achtet, achtet auch seine eigenen Gefühle nicht. Sie können nicht anders, sie haben es nicht anders gelernt, sie wurden als Kinder auch nicht ernst genommen. Aber sie können etwas dafür, nichts anderes dazulernen zu wollen. Und das macht mich dann trotz des Verstehens, das ich ja immer habe, nicht weniger wütend.
Was ich fühle darf sein!
Was aber wenn man immer wieder mit Beschwichtigern konfrontiert wird.
Sie zeigen dir wie ein Spiegel, dass du noch etwas zu lernen hast – nämlich deine Wut auf ihre Ignoranz nicht nur zu fühlen, sondern sie auch auszudrücken und zwar deinem beschwichtigenden Gegenüber mitten ins Gesicht. Jetzt darfst du das nämlich, denn du bist erwachsen und kannst dich wehren.
Und wenn sie dich dann immer noch nicht und immer wieder nicht ernst nehmen, sprich, dich wieder beschwichtigen – dann ist es an der Zeit dich selbst in der Tat Ernst zu nehmen, gut für dich zu sorgen und dich von diesen Menschen ein für alle Mal zu verabschieden. Ach, und wenn sie dann jammern: „Das darfst du mir nicht antun, ich halte nicht aus, wenn du gehst“, dann kannst du ihnen antworten: „Ist doch alles nicht so schlimm, mach kein Drama draus!"
Ich möchte noch dazufügen: Wie sagst du immer .....
AntwortenLöschenDiese Beschwichtiger kränken mich einfach noch zu sehr.
Das sie sich selbst nicht ernst nehmen, auf diese Idee bin ich noch gar nicht gekommen. Ich habe nur meine Kränkung gesehen.
Herzliche Grüße
ganga
;-)
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