Donnerstag, 8. März 2012

W E L T F R A U E N T A G

du, heute ist weltfrauentag.

sie sah zu ihm hin, sah seine augen nicht, die wie jeden morgen hinter der zeitung versteckt waren, sah die hand, die wedelte, hörte sein "gib mal die butter" und griff nach der butterdose um sie ihm in die hand zu drücken.


hey, gehts noch, schnauzte er sie an, du sollst sie vor mich hin stellen, was drückst du sie mir in die hand! er warf die zeitung auf den teller. sie blieb am marmeladebröthen kleben. dumme kuh, setzte er nach.

sie fühlte sich schuldig und klein. sie fühlte sich immer klein, seit sie mit ihm war. wie lange sie mit ihm war, hatte sie vergessen. ein leises, entschuldige bitte, kam über ihre schmalen lippen.

ha, weltfrauentag, so was weißt du. er sah sie herausfordernd an. lass mal sehen. ne, ne frau biste ja nicht grade, oder sieht so ne frau aus? sie kannte den ton, die stimme, die sich leicht überschlug, in ein krächzen kippte, wenn er laut wurde. wie immer wenn er laut wurde machte sie sich noch kleiner. sie senkte den blick. er fiel auf die braunen kaffeeflecken im grauen frottier ihres morgenmantels. sie machte den versuch sie mit den fingern wegzureiben, sah ihre rissigen hände mit den altersflecken und die kurzen abgeknabberten fingernägel.

guck dich doch mal an, wie du aussiehst, schlampe! er wischte die zeitung vom teller. sie flog mitsamt dem brötchen zur mitte des tisches. sofort stand sie auf um sie herunterzunehmen.

gehts noch!, brüllte er sie an, lass verdammt noch mal deine dreckigen finger von meiner zeitung.

sie spürte den kloß in ihrem hals, versuchte ihn runter zu schlucken. er blieb dort, verklebte ihre mundhöhle wie das brötchen die zeitung.

weißt du überhaupt was eine richtige frau ist?, fuhr er sie an. sie nickte zaghaft mit dem kopf.

weißte nicht, schrie er. da guck! er griff nach der zeitung, das brötchen fiel ab und landete auf der wachstischdecke. er blätterte hektisch die seiten durch, fand was er suchte und hielt ihr die zeitung direkt vors gesicht. auf der mitte der seite räkelte sich eine nackte blondine auf einem schwarzen diwan. ein himbeerrot geschminkter mund nahm das halbe gesicht ein, blaue augen blickten lasziv aus dichten langen wimpern, ein praller busen reckte sich aus einem nichts von oberteil provozierend mitten in ihr gesicht.


siehste das, guck hin, so sieht ne richtige frau aus, grinste er triumphierend. die hat alles, was ne richtige frau haben muss. also, vergiss das mit deinem weltfrauentag mal ganz schnell wieder!

er warf die zeitung auf den tisch, griff nach der zigarrettenschachtel und zündete sich eine an. er nahm einen tiefen zug und blies ihr den rauch ins gesicht. sie musste husten.

grau biste, schnauzte er sie an, ne graue maus. ne, ratte, ratte is besser, ne graue fette ratte. mann, du kotzt mich an.

er nahm einen schluck kaffee, zog ihn schlürfend durch seine gelblichen zähne. ein tropfen lief ihm aus dem mund über das unrasierte kinn und landete auf seinem weißen unterhemd, das sich über seinen fetten bauch spannte.

sie dachte an die kaffeeflecken auf ihrem morgenmantel. ohne es zu wollen, musste sie lächeln.












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