Dienstag, 6. März 2012

AUS DER PRAXIS: Burn-out

Burn-out entsteht durch jahrelange Überforderung von Körper, Geist und Seele.
Zu viel Stress, der aus zu hohen Anforderungen an uns selbst, zu viel Anspannung und zu wenig Entspannung resultiert, führt auf Dauer dazu, dass der gesamte Organismus permanent auf Hochtouren fährt und folgerichtig irgendwann wie ein überhitzter Motor "ausbrennt". Das ist nichts Neues.
Was viele Burn-Out Betroffene nicht wissen:
Der Burn-out ist nicht ausschließlich die "Sieger- oder Managerkrankheit" wie die Volkskrankheit gern bezeichnet wird, also nicht nur eine Folge permanenter Überforderung und Überarbeitung, zum Burn-out kommt es auch dann, wenn das Verhältnis von Arbeit und Anerkennung aus dem Gleichgewicht gerät.
Zu viel Arbeit und zu wenig Wertschätzung über Jahre führt zu steigender Frustration. In der Folge kommt es zu schleichender Erschöpfung, zu körperlichen Symptomen wie Magen-Darm Erkrankungen und/oder Schlafstörungen, Erkrankungen des Immunsytems, trauriger Herabgestimmtheit, Freudlosigkeit, Interesseverlust und schließlich zum Burn-out.
Der betroffene Mensch befindet sich in der sogenannten Gratifikationskrise.
Nach dem Modell der Gratifikationskrise von Johannes Siegrist, erkrankt eine Person dann psychisch, wenn sie sich über lange Zeit stark verausgabt und dafür nicht in angemessener Weise belohnt wird.
Wenn der eigene Einsatz in Form von Engagement, Wissen, Zeit, Identifikation, Leistung und Persönlichkeit nicht durch entsprechende Belohnung in Form von Einkommen, adäquater Beschäftigung oder Karriere- und Einflussmöglichkeiten kompensiert wird, entsteht so das als „Gratifikationskrise“ bezeichnete Krankheitspotential.
Betroffen sind vor allem Freiberufler.
Sie sind hoch motiviert, arbeiten viel, verausgaben sich stark, erhalten aber nur geringe Belohnungen wie Geld oder Anerkennung. Das Gefühl " mühsam ernährt sich das Eichhörnchen" wird mit der Zeit abgelöst vom Gefühl "wie ein Hamster im Rad rennen" und trotz aller Anstrengung nichts zu bewirken, was durch die Erfolglosigkeit in der gesellschaftlichen Realität, bzw. auf dem Arbeitsmarkt, bestätigt wird.
Die Erfahrung der ewig sinnlosen Bemühungen und das daraus wachsende Gefühl von Minderwertigkeit und Nutzlosigkeit für die Allgemeinheit führt zu chronischer seelischer und körperlicher Erschöpfung und endet schließlich im Ausgebranntsein. Das Leben erscheint sinnlos. Dies trifft auch auf arbeitslose Menschen zu, sowie auf Jugendliche, die keine Perspektiven haben, als auch auf Hausfrauen und alleinerziehende Mütter.
Gefährdet sind demnach alle Menschen, die viel leisten und keinen adäquaten Ausgleich erfahren oder Menschen, die etwas leisten wollen und es aufgrund der Umstände nicht können.
Die Dynamik dieser Spirale, die in vielen Fällen vom Burn-out in die Depression führt, ist wesentlicher schwerer zu durchbrechen als der Burn-out eines Angestellten oder eines Managers, der um gesund zu werden lernen sollte loszulassen, also "weniger" zu tun, weniger von sich selbst zu fordern und für regelmäßige Entspannung zu sorgen, um dann in einer gelernten Work-Life- Balance Haltung sein Leben bewusster und aufmerksamer für sich selbst und seine Bedürfnisse weiter zu führen.
Der Burn-out, welcher aus der Gratifaktionkrise entsteht ist eine existentielle Herausforderung für den Betroffenen.
Da er kein Licht am Ende des Tunnels sieht, ist es schwer diesen Menschen zu motivieren gesund zu werden, denn sein Verstand und seine Erfahrung sagen ihm, dass er nach der Gesundung ja wieder vor dem gleichen Problem steht wie vor dem Burn-out.
Wer keine Perspektive hat brennt nicht nur aus, er sieht keinen Sinn darin wieder zu gesunden, er fragt sich, bewusst oder unbewusst: wofür denn eigentlich?
Ein möglicher Weg aus dieser Negativspirale herauskommen ist eine neue Haltung dem Leben gegenüber zu finden, die darin liegt die eigenen Fähigkeiten und Potentiale anzuerkennen, sie wert zu schätzen und zu achten, auch wenn vom Außen keine Bestätigung folgt.
In der Theorie eine Möglichkeit - in der Praxis ein langer, schmerzhafter Weg der Bewusstseinsänderung.