„Es ist die Beziehung, die heilt, die Beziehung, die heilt, die Beziehung, die heilt – mein professionelles Rosenkranzgebet.“
Dieser Satz stammt aus dem Buch des Psychoanalytikers Irvin D. Yalom mit dem Titel „Die Liebe und ihr Henker“. Ich habe alle seine Bücher gelesen. Jedes einzelne hat mich viel gelehrt über Menschen, ihre Sorgen, ihr Leid, ihre Kämpfe und über die Arbeit mit Menschen. Vieles was er an Fällen beschreibt erkenne ich in meiner eigenen Arbeit wieder. Yalom ist ein außergewöhnlicher Schriftsteller und ein außergewöhnlicher Therapeut, mit unorthodoxen Methoden. Wenn er schreibt: „Es ist die Beziehung, die heilt", meint er damit die Beziehung zwischen Klient und Therapeut.
Man weiß, dass diese Beziehung für den Therapieerfolg von hoher Bedeutung ist.
Nur ein sicheres, tragendes Fundament aus Wertschätzung, vorurteilsfreier, nicht bewertender Annahme, Achtsamkeit, Vertrauen, Empathie und gegenseitigem Respekt ermöglicht es dem Klienten, sich vollkommen zu öffnen, intime Details preiszugeben und an schwierigen Themen zu arbeiten. Manche Menschen erfahren sogar zu ersten Mal in ihrem Leben eine gesunde Beziehung, die dann, aufgrund dieser heilsamen Erfahrung der positiven Interaktion, als Modell für künftig gesündere Beziehungen im weiteren Leben dienen kann. Eine starke therapeutische Allianz, die als partnerschaftliche Zusammenarbeit wahrgenomen wird, ist sogar entscheidend für tiefgreifende und nachhaltige Veränderungen.
Irvin D. Yalom betont in seinen Büchern immer wieder die offene und authentische therapeutische Beziehung in der der Therapeut eine Rolle spielt, die der eines guten Freundes ähnelt. Er sieht diese enge Verbindung als zentral für die Überwindung von Problemen an. Im Gegensatz zu dem, was man angehenden Therapeuten in der Interaktion mit Klienten beibringt - nämlich professionelle Distanz zu wahren, plädiert Yalom für Authentizität und Offenheit. Er übt Kritik an der rein „anonymen“ Therapie. Er weicht von der traditionellen, anonymen Rolle des Therapeuten ab und betont den unschätzbaren Wert einer persönlichen, menschlichen Interaktion. Der Therapeut sollte sich öffnen, um eine echte Verbindung zu schaffen. Das kann bedeuten, auch seine eigenen Erfahrungen zu teilen, um dem Patienten zu helfen, seine Probleme aus einer neuen Perspektive zu betrachten.
Für Yalom ist Therapie Begegnung auf Augenhöhe.
Und so sehe ich das auch. Was in Beziehung krank wurde kann nur in Beziehung heilen und eine Beziehung ist nur dann heilsam, wenn sich zwei Menschen auf Augenhöhe begegnen. Der Klient, der vor mir sitzt ist kein Fall, er ist ein Mensch wie ich.
„Kenne alle Theorien, beherrsche alle Techniken, aber wenn du eine menschliche Seele berührst, sei einfach nur eine weitere menschliche Seele."
C.G.Jung
Zur besseren Lesbarkeit habe ich das generische Maskulinum verwendet. Die verwendeten Personenbezeichnungen beziehen sich auf alle Geschlechter.
