Ich lebe, ich bin noch da, aber tief in mir fühlt es sich an, als sei etwas abgeschnitten. Ich spüre keine Freude mehr, ich habe kein Gefühl mehr von Lebendigkeit, ich fühle mich wie betäubt, innerlich bin ich leer, mein Herz ist schwer.
Diese Worte höre ich oft in der Arbeit mit Menschen und oft ist dieser Zustand Folge eines Verlustes. Dabei spielt es keine Rolle was verloren ist, entscheidend ist die Bedeutung, die das Verlorene für uns hatte. Je mehr Sinn es in unserem Leben hatte, desto schmerzhafter ist der Verlust.
„Verluste gehören zum Leben“, kennen wir alle, den Satz. Aber im Zustand der Trauer und der Orientierungslosigkeit, die ein großer Verlust nach sich zieht, hilft er uns nichts. Auch die Aufforderung das Unabänderliche loszulassen hilft uns nichts.
Wir fühlen uns lost, verloren, ohne den Anker, den das Verlorene für uns bedeutete.
Wir alle brauchen einen Anker, etwas an dem wir uns festhalten können. Am besten wir selbst sind dieser Anker, aber auch das ist so leicht gesagt.
Überhaupt, all das leicht Gesagte ist nicht leicht lebbar.
Der Kopf kann uns hundert Mal einsagen, was gut für uns wäre, das Gefühl kommt nicht mit.
Wie soll ich fühlen, was ich denke?
Es funktioniert nicht.
Gedanken sind das eine, Gefühle sind das andere.
Gedanken und Gefühle beeinflussen einander und manchmal sind sie im Widerstreit miteinander.
Ich kann mir Akzeptanz und Loslassen nicht denken.
Ich kann es geschehen lassen.
Und dieses Geschehen lassen braucht Zeit.
Und manchmal braucht es viel Zeit.
Je größer der Verlust, desto mehr Zeit braucht es um damit klarzukommen. In der Zwischenzeit ist da genau der Zustand, den ich oben beschrieben habe.
Und den gilt es auszuhalten.
Nicht drängen, nicht etwas von uns selbst erwarten, wozu wir noch nicht fähig sind. Nicht drängen lassen.
Es da sein lassen, auch wenn es sich nicht gut anfühlt.
Damit leben, auch wenn es sich nicht gut anfühlt und von der Illusion ablassen, dass alles, was schmerzt, schnell wieder gehen muss. Egal in welcher belastenden Situation wir sind, der größte Fehler ist uns zu drängen, dass es schnell weggehen soll.
Wir können nicht heilen, wenn wir vor unserem Schmerz weglaufen. Der einzige Weg geht durch ihn hindurch. Wir müssen mit unserem Schmerz sitzen. Vielleicht sogar länger als uns lieb ist. Aber, der Schmerz, den wir jetzt fühlen, ist nicht das Ende unserer Geschichte. Er ist ein Teil unserer Geschichte. Wir dürfen darauf vertrauen, dass er weniger wird.
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