Mittwoch, 25. Dezember 2019

Was, wenn das Schwere uns an diesen Weihnachtstagen niederdrückt?


 
Foto: Angelika Wende
 
Das ist für alle, denen Weihnachten kein Fest der Freude ist.
Für alle, die sich wünschen, dass die besinnlichen Tage schnell vorbei gehen. Die, für die Weihnachten kein Fest der Freude ist, davon gibt es so viele. Das sind all die gebrochenen Herzen, die ihren Glauben an die Liebe verloren haben, all die, deren Werte zerbrochen sind, das sind all die, die schwer krank sind, all die, die allein sind, die einsam sind, die traurig sind, weil da niemand ist der sie mit ihnen feiert - die Geburt Christi, die wir feiern, alle Jahre wieder. Da sind so viele Menschen da draußen, die Weihnachten erleben ohne die Festtagsfreude teilen zu können, mit denen, die sie lieben, weil die, die sie lieben, andere Pläne haben, sie verlassen haben oder nicht mehr lebendig sind.

Da sind die Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben, an Weihnachten nicht und das ganze Jahr nicht, da ist der Mann, der seinen Job verloren hat und nicht weiß, wie er die Familie ernähren soll, da ist die alte Frau, die alleine da sitzt in ihrer ärmlichen Wohnung und nur noch wartet, dass die Zeit vergeht, da sind Menschen, die unheilbar krank sind und vielleicht ihr letztes Weihnachten erleben. Da ist so viel Leid da draußen und ich frage mich gerade an diesem symbolträchtigen Fest der Liebe: Warum lässt Gott das zu? Gott, der uns den Heiland geschickt hat um uns zu erlösen vom Leid. Ist es nicht so, dass uns mit der Geburt des Heilands ein Versprechen gemacht wurde, ein Versprechen, das nicht eingelöst wurde? Welch ein Unheil, dass er verfolgt und getötet wurde: Er, der kam und und zeigte, wie ein Blitzlicht, einen Bruchteil der Geschichte, was ein Mensch sein könnte.

Nicht Gott ist es, der das Leiden in der Welt zulässt, sondern der Mensch selbst. Gott ist für mich der Vater, der seinen Kindern das Leben schenkt und ihnen mitgibt, was sie brauchen um ihr Leben zu führen. Aber seine Kinder schaffen es nicht alle ein gutes Leben zu führen. Da ist jeder Vater machtlos, auch der im Himmel. Gott ist für mich der Schöpfer und nicht der Gestalter unseres Lebens. Das gestalten wir zum größten Teil schon selbst und wenn ich mir all das Unmenschliche in dieser Welt anschaue - nicht immer zu seinem und unserem Wohlgefallen.

Wir sind Menschen und damit sind wir auch fehlbar, damit sind wir auch antastbar vom Unguten in uns selbst und in der Welt da draußen. Wir sind Menschen und damit sind wir auch antastbar vom Schicksal, im Guten und im Unguten.

Wo finden die, die gerade in diesen Tagen nicht Gutes sehen können Trost , wenn da keiner ist, der sie tröstet?
Die Antwort ist: In sich selbst.
Ja, aber das können eben nicht alle Menschen. Da nützt es auch nichts, wenn ich diesen Menschen jetzt alles Gute wünsche. Nicht alle haben etwas, was sie von Innen hält, nicht alle haben die Stärke und die Kraft, das Licht in sich selbst zu spüren und das Gefühl der Verbundenheit mit dem Schöpfer und der Schöpfung.

Mit sich selbst gut zu sein, auch wenn die Umstände nicht gut sind, wen sie sogar ungut sind, ist schwer. Mit sich selbst gut zu sein, wenn da keine Zuversicht ist und und so viel Enttäuschung und Kummer und Schmerz ist schwer. Und je weniger wir gut mit uns selbst sind, desto schwerer ist es.

Was dann, wenn das Schwere uns an diesen Weihnachtstagen niederdrückt?
Dann ist das so. Dann lassen wir das so sein. Dann sagen wir Ja zu unserer Traurigkeit und zu unserem Kummer und lassen da sein was da ist. Und vielleicht umarmen wir uns selbst, auch wenn es schwer ist. Und wenn auch das nichts hilft, dann besinnen wir uns, dass da eine Kraft ist, die uns trägt. Immer.

Spuren im Sand
Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten,
Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben.
Und jedesmal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.
Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen
war, blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte,
daß an vielen Stellen meines Lebensweges nur eine Spur
zu sehen war. Und das waren gerade die schwersten
Zeiten meines Lebens.

Besorgt fragte ich den Herrn:
"Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du
mir versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich, daß in den schwersten Zeiten
meines Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am
meisten brauchte?"

Da antwortete er:
"Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie
allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen."


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