Samstag, 14. Januar 2012

A N G E K O M M E N

wie ein blitz aus heiterem himmel überfiel es ihn, ein gefühl als drücke man ihm den hals zu. das herz raste, klopfte im zugedrückten hals, als wolle es herausspringen aus ihm, der schweiß brach ihm aus, floß in heißen strömen über sein gesicht.

er begriff es nicht, wusste nicht, was mit ihm geschah, er hatte keine kontrolle darüber. er versuchte es mit atmen, langsam ein und ausatmen. die klammer um seinen hals zog sich enger zu. er hatte angst zu ersticken.

ich will das nicht, dachte er, versuchte zu schreien, aber seine stimme gehorchte ihm nicht. er geriet in panik, riss sich das hemd vom leib und das fenster auf. die nachtluft war eiskalt. es wurde nicht besser. ich sterbe dachte er und, ich will nicht sterben. sein wollen nützte ihm nichts, das gefühl hatte ihn im griff. er hielt sich das herz, dann den hals, legte seine zitternden hände darauf, abwechselnd. es veränderte sich nichts. ein herzinfarkt, dachte er, ich habe einen herzinfarkt. er griff zum telefon, wählte den notruf, mit schwacher stimme presste er es heraus: hilfe, ich brauche hilfe, ich sterbe.

am anderen ende eine stimme: wo sind sie? im selben moment war es vorbei.

er begriff es nicht, entschuldigte sich bei der stimme. es ist gut, sagte er. es ist wieder gut. es ist nicht mehr nötig, dass sie kommen. er legte den hörer auf. spürte nach. es war wirklich vorbei.

er klappte den laptop auf, gab die symptome ein, fand das wort - panikattacke. es war eine panikatattacke, sicher war es das. bei einem herzinfarkt wäre er jetzt tot. es zu wissen beruhigte ihn ein wenig.

er ging zum kühlschrank und griff sich eine dose bier. das zischen beim öffnen war vertraut, gab ihm eine kleine sicherheit zurück. lebenssicherheit. er lebte. er nahm einen schluck bier. die kühle flüssigkeit benetzte seinen trockenen hals. ein gutes gefühl gegen das ungut gefühlte, was da gewesen war. das wollte er nicht noch einmal erleben.

ich will leben, dachte er und dass es zu viel war, alles, zu viel. er packte das nicht mehr. er spürte es schon lange. immer wieder hatte er sich vorgenommen eine pause zu machen, nicht zu hetzen, sich nicht mehr anzutreiben, urlaub zu machen. ein urlaub, das war gut. ausspannen. handy aus. laptop zuhause lassen. ruhe.

es war eine warnung. eindeutig. langsam alter, schließlich bist du fast fünfzig. die firma würde mal ohne ihn auskommen müssen. jeder war ersetzbar, auch er, auch wenn er glaubte, dass ohne ihn nichts ging. die firma, die nicht einmal seine war, dafür lebte er, als ob es seine wäre.

schwachsinn, dachte er und holte sich noch ein bier. in einem zug trank er die halbe dose aus. das kann so nicht weiter gehen, das macht mich kaputt. morgen werde ich mich krank melden, erst mal. auszeit, urlaub planen, irgendwo hin wo es ruhig ist, nicht so ein all inclusive schwachsinn. ist wieder nur stress. eine ruhige kleine ferienwohnung irgendwo in der türkei.

er sah das meer vor sich, blau, tief, leise rauschend. er atmete ruhig durch. atmen ist leben. hecheln tat er, jedes mal wenn er seine neunzig kilo die stufen zur firma nach oben schleppte, am morgen, auch an den wochendenden, weil er nicht wusste, was er sonst hätte tun können.

nach oben hatte er gewollt. er war angekommen, oben. oben ist die luft am dünnsten, schoß es ihm in den kopf und dass dünne luft das atmen schwer macht.

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