Dienstag, 29. März 2011

die erträgliche leichtigkeit des seins

sie rauchte, sah ihn an. das bittere, schale klebte in ihrer mundhöhle. lustlos schluckte sie es herunter. sie war eine fremde geworden im eigenen leben, eine sucherin, eine trauernde, eine frau ohne vertrauen, weder zu sich selbst noch anderen gegenüber, weit davon entfernt bei sich selbst zu sein. tief im inneren nagte das zersetztende gefühl von unvollständig sein, weil da niemand war, der ihr beim leben zuschaute.

das wollen wir doch alle, diesen treuen zuschauer, der uns ansieht uns wahrnimmt in dem was wir sind und tun, der uns die rolle bestätigt, die wir spielen, der uns applaudiert, auch wenn wir eine miese vorstellung geben und uns auch noch zulächelt, wenn wir kostüm und maske abgelegt haben, sagte sie.

er sah sie an, schwieg, enttäuscht.

sie hatte viel verloren in den letzten jahren. wer viel verliert fürchtet sich weniger vor verlust. wer zu oft verliert, verliert die lust am festhalten wollen. es ist wie eine konditionierung durch eine sich ständig wiederholende ähnliche erfahrung. wieder ein schmerz und man nimmt ihn hin.

er schüttelte den kopf. fassungslos.

sie lächelte: es ist einfacher zu leben, wenn da kein wollen mehr ist. wenn sich wunschlosigkeit einstellt wird alles zur erträglichen leichtigkeit des seins. nur das unerträgliche wiegt schwer.

als er aufstand um zu gehen sah sie die tränen in seinen augen.