Dienstag, 16. August 2022

Aus der Praxis: Die Angst überflüssig zu sein

 

                                                                    Foto: A.Wende

Sätze aus der Kindheit wie „Du taugst nichts“ oder „Du wärst besser nicht geboren“, haben eine zersetzende Wirkung auf unser Selbstwertgefühl und unsere Selbstwahrnehmung. Beides entwickelt sich dann nur schwach. Ein schwaches Selbstwertgefühl kann zu vielen Kompensationstrategien führen, unter anderem auch dazu, dass wir, getrieben vom Bedürfnis uns wertvoll zu fühlen, ständig auf der Suche nach Anerkennung und Bestätigung sind. Um diese Bestätigung zu erhalten, gehen manche Menschen so weit, dass sie sich jahrelang für andere aufopfern, die wenig oder nichts zurückgeben, sondern schamlos ausnutzen was ihnen da so bequem auf dem Silbertablett gereicht wird.

 

Die innere Überzeugung: „Wenn ich gebraucht werde, wenn ich mich unersetzlich mache, wenn ich für den Anderen nur genug sorge, dann wird der Andere mich lieb haben und ich bin wertvoll, ist für Betroffene ein Käfig, dessen Schlüssel Angst ist. Hinter dem Gefühl „Ich bin wertlos“, verbirgt sich nicht selten die Angst überflüssig zu sein.

Diese Angst kann sich im Extremfall auch darin äußern, dass Menschen sich emotional misshandeln lassen und/oder in einer unheilsamen Beziehung verharren, in der kaum eines ihrer Bedürfnisse erfüllt wird, außer eben dem Bedürfnis gebraucht zu werden.

 

Gebraucht werden ist aber nicht geliebt werden.

Wer sich brauchen lässt, missbraucht sie selbst.

Auch das wird bei vielen Betroffenen, selbst wenn es erkannt wird, in Kauf genommen, denn irgendwie ist es besser gebraucht zu werden, als überflüssig zu sein.

Das emotionale Bedürfnis nach Liebe und Wertschätzung wird auf diese Weise ersetzt, führt aber letztlich dazu, dass es verkümmert und im Gegenzug das unnormale Unheilsame als normal empfunden wird. Das erklärt u.a., dass sich Menschen aus selbstschädigenden Beziehungen nur sehr schwer lösen können. Sie sind so angepasst an das Unnormale, dass sie sich kaum mehr oder gar nicht mehr vorstellen können, nach neuen Lebensinhalten zu suchen.

 

Wer ständig meint, er muss von anderen gebraucht werden, darf lernen, für sich selbst zu tun, was er braucht.

Wenn die Angst, nicht gebraucht zu werden oder überflüssig zu sein, uns schon unser ganzes Leben lang begleitet, ist es im ersten Schritt sinnvoll mit therapeutischer Unterstützung, nach den Ursachen für die Angst zu suchen. Im zweiten Schritt dürfen wir unsere Überzeugungen als auch unsere bisherigen Beziehungserfahrungen reflektieren. Im dritten Schritt kann es gelingen neue Überzeugungen anzunehmen um ein selbstbewusstes Leben zu führen. Neue Überzeugungen können z.B. sein: „Ich bin wertvoll, ich bin liebenswert und wichtig, und das muss ich nicht beweisen, indem ich gebraucht werde."

Es ist ein langer Weg bis das Gefühl begriffen hat, was der Verstand erkannt hat, aber dieser Weg lohnt sich, denn am Ende wartet ein stabiles Selbstwertgefühl und damit emotionale Freiheit. 

 

Wenn Du auf diesem Weg professionelle Unterstützung möchtest, bin ich gerne für Dich da.

Schreib mir eine Mail unter:  aw@wende-praxis.de

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